# taz.de -- Deutsche Konjunkturschwäche: Es ist die Nachfrage
       
       > Die deutsche Wirtschaft schwächelt. Das liegt nicht nur an hohen
       > Energiekosten für die Unternehmen. Das größte Problem sind die Löhne.
       
 (IMG) Bild: Die lohnabhängig Beschäftigten brauchen mehr Geld, um die Nachfrage anzukurbeln
       
       Viel ist derzeit von „Klumpenrisiken“ die Rede. Die Energiepreise drückten
       auf die gebeutelte Industrie, angeblich zu hohe Unternehmenssteuern und der
       Fachkräftemangel infolge des demografischen Wandels würden der Wirtschaft
       den Rest geben. Der Chef des Industrieverbandes VCI forderte deshalb schon
       mal in Anlehnung an Schröders Agenda 2010 eine „Offensive 2030“, damit die
       Lichter nicht ausgehen. Doch letztlich verdecken die Wehklagen der
       Industrielobby die eigentlichen Gründe für die gegenwärtige
       Konjunkturflaute.
       
       Auch wenn zu hohe Energiekosten vielleicht dem einen oder anderen
       Unternehmen derzeit zusetzen, ist eine mangelnde Wettbewerbsfähigkeit nicht
       das Problem. Auch wird kein Unternehmen sofort abwandern, weil ein paar
       Monate mal die Strompreise zu hoch sind. Letztlich sind das trotz aller
       Warnungen und Drohungen milliardenschwere Investitionsentscheidungen, die
       niemand übers Knie bricht.
       
       Stattdessen bleibt die [1][Inflation hartnäckig hoch]. Mit laut vorläufigen
       Schätzungen 6,2 Prozent war die Teuerungsrate im Juli noch weit vom Ziel
       der Europäischen Zentralbank von rund 2 Prozent entfernt. Das heißt, die
       steigenden Preise drücken weiterhin auf die Kaufkraft der Menschen im Land.
       Denn [2][die bisherigen Tarifeinigungen] – so hoch sie nominal auch waren –
       bedeuteten für die meisten Beschäftigten keinen vollständigen Ausgleich für
       die Reallohnverluste der letzten Jahre. Dass die Umsätze im Einzelhandel
       nach Abzug der Inflation in der ersten Jahreshälfte um 4,5 Prozent gesunken
       sind, beweist dies deutlich.
       
       Wenn nicht die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, sondern die fehlende
       Nachfrage das Problem ist, dann bedeutet dies letztlich auch, dass es
       andere Lösungsansätze braucht. [3][Ein gedeckelter Industriestrompreis] mag
       mittel- bis langfristig vielleicht sinnvoll sein, um die Transformation der
       Industrie zu begleiten. Doch vor allem braucht es höhere Löhne, damit die
       Menschen wieder mehr Geld zum Ausgeben haben. Eine weitere Anhebung des
       Mindestlohns auf 14 oder 15 Euro brutto die Stunde wäre da zum Beispiel ein
       Schritt in die richtige Richtung.
       
       1 Aug 2023
       
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 (DIR) Simon Poelchau
       
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