# taz.de -- Studie zum Umweltbewusstsein der Bürger: Erderhitzung im Blick
       
       > Viele Menschen spüren die Klimakrise, fürchten aber einen ökologischen
       > Umbau ohne soziale Abfederung, so eine Studie des Umweltbundesamts.
       
 (IMG) Bild: Hat viele Bürger:innen erschreckt: die Dürre 2022 in Deutschland
       
       BERLIN taz | Trotz Krieg, Pandemie und Energiepreiskrise – die überwiegende
       Mehrheit der Menschen in Deutschland hält Maßnahmen gegen die Klimakrise
       für erforderlich. Gleichzeitig sorgen sich sehr viele Bürger:innen
       [1][um die sozialen Folgen dieser Politik]. Zu diesem Ergebnis kommt eine
       Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland, die das Umweltbundesamt (UBA)
       in Auftrag gegeben hat.
       
       Danach sprechen sich 91 Prozent der Befragten für einen umwelt- und
       klimafreudlichen Umbau der Wirtschaft aus. Gleichzeitig fürchten drei
       Viertel der Befragten, dass sich durch diese ökologische Transformation die
       Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert. 40 Prozent haben Angst davor, dass
       sie aufgrund des Umbaus absteigen. „Der ökologische Wirtschaftsumbau muss
       sozialverträglich erfolgen, wenn wir die Menschen auf dem Weg dorthin nicht
       verlieren wollen“, sagt UBA-Präsident Dirk Messner bei der [2][Vorstellung
       der Studie] am Donnerstag in Berlin. Das UBA gibt alle zwei Jahre [3][eine
       Untersuchung zu umweltbezogenen Einstellungen] und Verhaltensweisen in der
       Bevölkerung in Auftrag.
       
       Für die jüngste repräsentative Erhebung hat das forsa Institut im
       vergangenen Sommer 2.073 Bürger:innen ab 14 Jahren online befragt, also
       deutlich vor der hitzigen Diskussion über das Heizungsgesetz der
       Ampelregierung in diesem Frühjahr. Mit dem Gebäudeenergiegesetz, das nach
       der Sommerpause des Bundestags verabschiedet werden soll, will die
       Regierung den flächendeckenden Ersatz fossiler Heizungen durch
       klimafreundliche bis zum Jahr 2045 einleiten. Das Vorhaben hat zu einer
       großen Aufregung geführt, weil viele Bürger:innen die damit verbundenen
       finanzielle Belastungen fürchten. Veränderungen durch diese Diskussion
       bilden die Ergebnisse nicht ab.
       
       Den Studienergebnissen zufolge ist ein sehr große Mehrheit der Auffassung,
       dass der Klimawandel bereits stark spürbar ist, 85 Prozent geben das für
       Dürren und Niedrigwasser an, 83 Prozent für Starkregen und Überflutung und
       80 Prozent für Hitze. „Die Menschen haben ein hohes Problembewusstsein“,
       sagte Messner. Auch in einer schwierigen weltpolitischen Lage wie im
       vergangenen Jahr betrachteten sie die Klimakrise nicht als Luxusproblem und
       sähen Handlungsbedarf. Nur 30 Prozent sind der Auffassung, dass die
       Bundesregierung „genug“ oder „eher genug“ für den Umwelt- und Klimaschutz
       unternimmt.
       
       ## Sozialverträglicher Umbau nötig
       
       Mit dem Handeln von Industrie und Wirtschaft sind nur 15 Prozent zufrieden.
       „Das ist ein Alarmzeichen“, sagte Messner. Viele Unternehmen schrieben sich
       die Transformation auf die Fahnen. Doch davon komme offenbar zu wenig bei
       den Bürger:innen an. Angst vor Arbeitslosigkeit aufgrund des Umbaus
       hatten 14 Prozent. Sehr viel größer ist eine allgemeine Verunsicherung. Von
       den Befragten sagten 58 Prozent, der anstehende Umbau verunsichere sie,
       weil sie nicht einschätzen könnten, was auf sie zukommt.
       
       Die Menschen wollten die klimagerechte Transformation, betonte Messner.
       Gleichzeitig müsse aber deutlich werden, dass der Umbau sozialverträglich
       erfolgen werde. „Ansonsten laufen wir in ein Legitimationsdefizit“, sagte
       er. „Wir haben zu wenig über die soziale Dimension gesprochen.“
       
       Messner forderte, dass die Politik bei allen Vorhaben von Anfang an soziale
       Fragestellungen mitbedenken müsse. Ein wichtiges Projekt ist seiner
       Auffassung nach [4][das sogenannte Klimageld]. In den kommenden Jahren
       werden die Preise für den CO2-Ausstoß steigen, wodurch sehr vieles teurer
       wird. Mit dem Klimageld sollen Bürger:innen entlastet werden. „Das
       Klimageld muss vorbereitet werden“, forderte er. Im Koalitionsvertrag der
       Ampelparteien SPD, Grüne und FDP ist zwar von diesem Projekt die Rede.
       Bislang hat die Regierung aber nichts unternommen, um es umzusetzen.
       
       3 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Klimapolitik-und-die-soziale-Frage/!5779336
 (DIR) [2] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/6232/publikationen/umweltbewusstsein_2022_bf.pdf
 (DIR) [3] /Studie-zu-Umweltbewusstsein/!5595511
 (DIR) [4] /Neue-Studie-zu-Klimageld/!5831678
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
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