# taz.de -- Prorussische Propaganda: Prompt auf Fake News reingefallen
       
       > Die ORF-Nachrichten sind auf zwei Propagandavideos reingefallen. Der
       > zuständige Ukraine-Korrespondent steht nicht zum ersten Mal in der
       > Kritik.
       
 (IMG) Bild: Beobachter vermuten eine prorussische Haltung beim Ukraine-Korrespondenten des ORF
       
       WIEN taz | Der österreichische Rundfunk ist in seinen Hauptabendnachrichten
       „russischer Propaganda voll in die Falle“ getappt. [1][So formuliert es
       Faktenprüfer Andre Wolf] vom Medienwatchblog mimikama.
       
       Mehr als eine Million Zuschauer sahen den fehlerhaften „ZiB“-Beitrag
       „Korruption in der Ukraine“ vom 15. August. Bebildert ist er mit zwei
       Videosequenzen von äußerst brutalen Festnahmen, „Beispiele dafür, dass
       nicht alle Männer bereit sind, für ihr Land zu kämpfen“. Tatsächlich haben
       die Videos aber nichts mit Zwangsrekrutierungen zu tun, sondern zeigen
       unter anderem die Festnahme eines russischen FSB-Spions. Die Videos dürften
       über prorussische Kanäle verbreitet worden sein.
       
       Von Faktencheckern und Journalisten auf den Fehler hingewiesen, antwortete
       die ORF-Pressestelle – auch auf taz-Anfrage – zunächst pampig. „Dem ORF
       russische Propaganda zu unterstellen, ist absurd und richtet sich von
       selbst.“ Die betreffenden Videos habe der Sender „über eine verlässliche
       und vertrauenswürdige Quelle erhalten“. Erst nach breiter medialer Kritik
       [2][gestand der ORF den Fehler ein]. Wie es dazu kam, gleich zwei
       Propagandavideos in einen nur zweiminütigen Beitrag einzubauen, erklärte er
       nicht. Auch eine entsprechende taz-Anfrage ließ er unbeantwortet.
       
       Der Macher des Beitrags, Christian Wehrschütz, [3][twitterte] dazu
       inzwischen: „Der Fehler wird mir eine Lehre sein, der erste in 23 Jahren
       Korrespondent. An der Richtigkeit des Beitrags ändert der Fehler nichts!“
       Wehrschütz ist seit 2013 der alleinige Ukrainekorrespondent des ORF. Bis
       1983 schrieb er für die rechtsextreme Zeitschrift Aula. Seit 1991 ist er
       beim zur Objektivität verpflichteten ORF. Bis 2002 war er Mitglied der
       prorussisch auftretenden FPÖ.
       
       ## Beobachter vermuten prorussische Haltung
       
       Wehrschütz sah sich infolge seines Fehlers veranlasst, seine Kontakte in
       die größte Zeitung Österreichs spielen zu lassen. Noch am Freitag erschien
       sein [4][„Brief an die Krone-Leser“], in dem er erklärt, „der Vorwurf einer
       prorussischen Haltung“ sei „einfach nur falsch und böswillig“. Eine solche
       vermuten viele Beobachter sehr wohl. Am 26. Februar 2022 veröffentlichte er
       einen [5][Cartoon auf Basis von „Tom und Jerry“ auf seiner Facebookseite],
       der eine Kriegsschuld der Nato nahelegt.
       
       Darin haut die Maus „Nato“ der schlafenden Bulldogge „Russland“ mit einem
       Holzscheit auf den Hintern und drückt den Scheit dann Kater „Ukraine“ in
       die Hand. Auch 2018 fiel Wehrschütz bereits auf. Damals verlor Wehrschütz
       wegen „antiukrainischer Propaganda“ seine Einreiseerlaubnis und erhielt sie
       nur auf diplomatischen Druck Österreichs zurück.
       
       20 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/AndreMimikama/status/1692150921768095933
 (DIR) [2] https://twitter.com/ORF/status/1692240500756038008
 (DIR) [3] https://twitter.com/Wehrschu/status/1692283005786567133
 (DIR) [4] https://www.krone.at/3089792
 (DIR) [5] https://www.facebook.com/photo.php?fbid=491790782518442&set=pb.100050625723388.-2207520000.&type=3
       
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 (DIR) Florian Bayer
       
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