# taz.de -- Saskia Wegelein über Filmförderpreis: „Manchmal reicht eine gute Idee“
       
       > Die Leiterin des Bremer Flimbüros fördert Filme, die gerade noch
       > entstehen. So, wie 2020 „Jonny Island“, der jetzt in Bremen zu sehen ist.
       
 (IMG) Bild: Im Film verlegt der Lehrer Jonathan „Jonny“ Schüddekopf sein digitales Klassenzimmer nach Lappland
       
       taz: Frau Wegelein, wie viele der von Ihnen geförderten Projekte werden
       tatsächlich fertig? 
       
       Saskia Wegelein: 50 Prozent, und das sind erstaunlich viele. Normalerweise
       ist einer von neun.
       
       Wie viel Geld haben Sie im Jahr zur Verfügung, auf wie viele
       Preisträger*innen können Sie es verteilen? 
       
       Wir können 10.000 Euro vergeben und es gibt zwei bis drei Gewinner. Der
       Preis wird bundesweit ausgeschrieben, aber einer der Preise muss nach
       Bremen gehen.
       
       Ist Ihr Preis immer die erste Finanzspritze bei den Projekten? 
       
       Ja, aber dann geht es ganz unterschiedlich weiter. Es gibt Projekte, die
       dann ohne eine weitere Förderung fertiggestellt werden. Und es gibt
       europäische Großproduktionen wie „Der Prinz und der Dybbuk“ von Elwira
       Niewiera und Piotr Rosołowski.
       
       Der hat ja nicht nur bei Ihnen, sondern später auch den Goldenen Löwen in
       Venedig gewonnen. 
       
       Genau. Bei dem sind die Filmmacher*innen mit dem Geld von uns für eine
       erste Recherche [1][in die Ukraine gefahren] und haben danach zuerst eine
       Projektentwicklungsförderung, dann eine Produktionsförderung und
       schließlich eine Vertriebsförderung bekommen. Wir fördern also die Großen
       und die Kleinen.
       
       Wie war es bei „Jonny Island“, in dem von einem behinderten Lehrer erzählt
       wird, der zur Coronazeit nach Schweden zieht und von dort aus seine Klasse
       online unterrichtet? 
       
       Da hatte die Filmemacherin schon Filmmaterial gedreht und von unserem Geld
       unter anderem einen Trailer geschnitten, mit dem sie sich [2][bei
       verschiedenen Förderern und Produktionsfirmen und Sendern] beworben hatte.
       Und 3sat hat ihn dann auch genommen.
       
       Eine Jury wählt meist ein fertiges Werk aus, aber bei Ihrem Preis kann nur
       ein Potenzial beurteilt werden. Wie geht das? 
       
       Bei uns werden Projektbeschreibungen eingereicht, die nicht formatiert
       sind. Der kürzeste Antrag waren ein kurzer Zeitungsartikel und der Satz
       „Das möchte ich recherchieren.“.
       
       Und der hat gewonnen? 
       
       Ja, manchmal reicht nur eine gute Idee, aber wenn schon etwas gedreht
       wurde, kann auch etwas vom Recherchematerial gezeigt werden. Und die
       Anträge werden anonymisiert.
       
       Die Jury weiß also nicht, wer einreicht. Was sind da die Vorteile? 
       
       Zum einen ist es ein Ansporn für Quereinsteiger, die sich so trauen, ihre
       Anträge einzureichen. Denn die sagen sich sonst oft: Da gewinnen ja immer
       die gleichen. Und es schafft auch mehr Freiheit für die Jurys, weil es so
       nur um die Projekte geht und sie nicht überlegen müssen, [3][ob sie es den
       Filmemacher*innen] zutrauen.
       
       Wie sind Sie auf diese Idee gekommen? 
       
       Das war ein Vorschlag in der Diskussion um eine Erneuerung der
       [4][deutschen Filmförderung], die mehr diverse Projekte und andere
       Erzählweisen ermöglichen soll. Und da haben wir gesagt, wir sind so klein,
       [5][da können wir das einfach mal ausprobieren].
       
       16 Sep 2023
       
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