# taz.de -- Diskussion um Beiträge bei X: Bremer Professorin teilt AfD-Posts
       
       > Eine Dekanin an der Uni Bremen soll in den sozialen Medien Beiträge
       > geteilt haben, die gegen Migrant*innen und die Coronapolitik hetzen.
       
 (IMG) Bild: Vera Hagemann ist hier seit November Dekanin im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft: Uni Bremen
       
       BREMEN taz | Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Uni Bremen
       wirft Professorin Vera Hagemann vor, auf der Plattform X (ehemals Twitter)
       Beiträge [1][von AfD-Politiker*innen] geteilt zu haben, die gegen
       Migrant*innen und die Coronapolitik hetzen. Hagemann ist die neue
       Dekanin für Wirtschaftswissenschaft an der Uni Bremen und forscht zu den
       Auswirkungen der Coronapolitik auf Erwerbsbiografien und damit
       einhergehenden psychische Belastungen.
       
       „Wir erwarten vom Rektorat, dass es sich von den geteilten Positionen
       distanziert, gerade wenn es in Richtung von AfD-Inhalten geht“, sagt Jona
       Dirks vom Asta.
       
       „Wir distanzieren uns in jeglicher Hinsicht von extremistischen,
       rassistischen und demokratiefeindlichen Äußerungen“, schreibt die
       Sprecherin der Uni, Kristina Logemann. Welche Konsequenzen Hagemann
       befürchten muss, möchte die Uni nicht sagen: Es handle sich um eine
       personalrechtliche Angelegenheit. „Das Rektorat befindet sich mit Vera
       Hagemann im Gespräch“, versichert Logemann lediglich.
       
       Der taz liegen Screenshots von einem mittlerweile gelöschten X-Account mit
       dem Namen Vera Hagemann vor. Die Bilder zeigen unter anderem geteilte
       Beiträge vom [2][Berliner AfD-Politiker Georg Pazderski], der unter ein
       Video von jubelnden Schwarzen Menschen schreibt: „Die Fachkräfte sind mit
       ihren Frauen und Kindern in Spanien angekommen und sie werden sicherlich
       auch den Weg nach Deutschland finden.“ Außerdem hat Hagemann den
       Screenshots zufolge einen Beitrag von Markus Krall geteilt, in welchem er
       die Corona-Impfungen als „Giftspritzen“ bezeichnet.
       
       ## Forschungsprojekt wird vom Bund finanziell gefördert
       
       „Mit dem Post über Giftspritzen hat sie den Raum, was man Kritisches über
       Corona sagen kann, weit verlassen. Für wissenschaftliche Arbeit ist das
       problematisch“, sagt Dirks mit Blick auf das [3][Forschungsprojekt
       „CovStress“], an dem Hagemann maßgeblich beteiligt ist. „Selbst wenn das
       Projekt handwerklich sauber durchgeführt wird, ist immer noch die Frage,
       welche Agenda damit unterstützt wird.“ Wenn verschwörungstheoretische
       Ansichten dahinter stünden, unterstütze das leicht „die Narrative von
       Verschwörungstheoretiker*innen“.
       
       Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
       finanziell gefördert. „Wir fragen uns, warum das Projekt unterstützt wird
       und ob die Verantwortlichen das ignoriert haben oder ob Frau Hagemanns
       Hintergrund tatsächlich nicht bekannt war“, sagt Dirks.
       
       Auf die Fragen der taz, ob man sich von den Inhalten der Beiträge
       distanziere und ob man bei der Vergabe von Forschungsgeldern aus diesem
       Vorfall etwas lernen könne, antwortet das Bundesministerium trotz
       wiederholten Nachfragen nicht. Es verweist lediglich auf die Uni Bremen.
       Logemann von der Uni wiederum verweist nur auf die Wissenschaftsfreiheit
       und darauf, dass Forscher*innen ihre Themen selbst wählen und bearbeiten.
       
       Die taz ist bei der Recherche außerdem auf einen weiteren X-Account
       gestoßen, der ebenfalls Vera Hagemann zugeordnet werden kann. Der Account
       mit dem Benutzernamen @DoktorinV ist einer der fünf Follower des X-Accounts
       des Forschungsprojektes, an dem Hagemann mitwirkt. Das Forschungsprojekt
       folgt diesem Profil zudem ebenfalls. Die Selbstbeschreibung lautet
       „Psychologin und Mutter“, was auf Hagemann als Professorin für
       Wirtschaftspsychologie zutrifft.
       
       Das Hintergrundbild, das dieser Account verwendet, zeigt genau wie das
       LinkedIn-Profil von Hagemann ein Panoramabild von einer Windmühle – es ist
       nicht exakt das gleiche Foto, zeigt aber den gleichen Ort zu verschiedenen
       Tageszeiten. Zudem weist dieser Zweitaccount am 19. Juni die gleiche
       Abfolge von Beiträgen auf, wie der mittlerweile gelöschte Account „Vera
       Hagemann“. Dabei handelt es sich um den besagten Beitrag von Georg
       Pazderski und einem Beitrag, der behauptet, dass die Gefahr für die Welt
       nicht im Kreml, sondern „kopfnickend vor der Tagesschau“ sitze.
       
       Hagemann möchte sich dazu nicht in der Öffentlichkeit äußern. Wenige
       Stunden nach der taz-Anfrage verschwindet das Hintergrundbild im
       Zweitaccount, die Profilbeschreibung ist gelöscht und der Benutzername von
       @DoktorinV zu @schoenewelt1 geändert. Zwei Tage später ist der Account ganz
       verschwunden.
       
       ## Universität distanziert sich
       
       Auf dem Zweitaccount wurde unter anderem auch ein Beitrag geteilt, in dem
       ein Video der Freien Sachsen eingebettet ist. Das Landesamt für
       Verfassungsschutz Sachsen bezeichnet die Freien Sachsen als [4][Gruppierung
       von Neonationalsozialisten und NPD-Funktionären]. 2021 stufte der
       Verfassungsschutz die Partei als „erwiesen rechtsextremistische Bestrebung“
       ein. In dem Video gibt ein Schwarzer Jugendlicher einem anderen
       Jugendlichen eine Kopfnuss. Der Betroffene hält sich die Hände vor das
       Gesicht, es fließt Blut auf den Boden. Der Nutzer, der das Video
       ursprünglich hochgeladen hat, schreibt dazu: „Die einheimischen Kinder und
       Jugendlichen werden solchen Wölfen zum Fraß vorgeworfen.“
       
       „Die Universität distanziert sich entschieden von den Inhalten, die den
       übermittelten Tweets zu entnehmen sind“, schreibt Sprecherin Logemann, „wir
       stehen für Demokratie, Pluralismus und ein respektvolles Miteinander.“ Der
       Asta befürchtet laut Dirks, dass Studierende von Hagemann rassistisch
       diskriminiert werden könnten.
       
       Logemann verweist für solche Fälle auf die Arbeitsstelle gegen
       Diskriminierung, an die sich Studierende der Uni Bremen wenden können, wenn
       es zu einem Vorfall kommt. „Hinweise unserer Studierenden und
       Mitarbeitenden auf diskriminierendes Verhalten jeglicher Art nehmen wir
       sehr ernst.“
       
       18 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Falsche-Lebenslaeufe-in-der-AfD/!5961211
 (DIR) [2] /Georg-Pazderski/!t5342252
 (DIR) [3] https://www.uni-bremen.de/perso/forschung/drittmittelprojekte/projekt-covstress
 (DIR) [4] https://www.verfassungsschutz.sachsen.de/pro-chemnitz-5067.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lukas Scharfenberger
       
       ## TAGS
       
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