# taz.de -- Vielfältiges Popcorn: Nonbinäre Maisspezialitäten
       
       > Popcorn gibt es nur süß oder salzig? Von wegen. In den USA und in
       > Berliner Hipster-Popcorn-Manufakturen sind noch viel mehr
       > Geschmacksrichtungen drin.
       
 (IMG) Bild: Süß oder salzig? Das ist bei Popcorn nicht mehr die Frage
       
       Bei Dates steht man oft vor elementaren Entweder-oder-Entscheidungen:
       Getrennt oder zusammen bezahlen? Zu mir oder zu dir? Und: Süßes oder
       salziges Popcorn? An dieser Frage sind schon Ehen zerbrochen, bevor sie
       überhaupt geschlossen wurden, sie ist nicht weniger elementar als
       „Kartoffelsalat mit Essig oder Mayonnaise?“ oder „Apfelstrudel mit Rosinen
       oder ohne?“.
       
       Auch ich – Team süß, übrigens – war lange in diesem Dualismus gefangen. Bis
       ich mich [1][auf einem USA-Roadtrip] durch diverse Tankstellen-Snacks
       futterte und, es war in Indiana, auch eine Tüte Popcorn kaufte. Und zwar
       Karamell(!)- und Cheddar(!!)-Popcorn. Es dauerte ein wenig, bis ich
       verstand, dass man sich die beiden Sorten wirklich gemeinsam in den Mund
       stecken sollte, doch dann: eine quietschsüß-schmelzkäsigsalzige
       Offenbarung!
       
       Zurück in Deutschland wollte ich mehr davon. Dabei ist Karamellpopcorn hier
       noch relativ leicht zu kriegen, es gibt sogar eine Variante von Werther’s
       Original in manchen Supermarktregalen. Cheddar hingegen [2][abseits von
       USA-Direktimporteuren] nicht.
       
       Stattdessen lernte ich, dass natürlich auch Popcorn längst zu einem
       nachhaltig und klimaneutral produzierten Manufaktur-Feinkostprodukt mutiert
       ist, und zwar konkret in der Berliner „Popkornditorei Knalle“. Deren Laden
       in Prenzlauer Berg ist so klar und aufgeräumt wie ein Designgeschäft, das
       Popcorn kommt in Tüten, die an guten Espresso erinnern, bei den Sorten
       denkt man wiederum [3][an Hipster-Eisdielen]: „Weiße Schokolade &
       Salzbrezel“, „Butterkaramell & Tahiti-Vanille“, „Trüffel & Fleur de Sel“
       oder die saisonale Edition „Winterapfel & Haselnuss“. Der Kilopreis: 49
       Euro.
       
       Aber schmeckt das auch? Die kurze Antwort: Ja! Die lange: Ja, aber
       irgendwie fehlt mir dieser leicht trashige Fastfood-Mampf-Charakter, den
       ich vom Kino-Popcorn und dem aus den USA kenne. Das Knalle-Popkorn ist
       geschmacklich so sanft, es ist so gut austariert – das ist mir auf Dauer
       einfach zu rund.
       
       Und das meine ich auch wörtlich, denn, Abteilung Partywissen, es gibt zwei
       verschiedene Popcorn-Typen: Das Modell „Butterfly“ macht beim Aufpoppen
       viele Verrenkungen. Es landet in den meisten Kinotüten, denn durch seine
       unregelmäßige Form werden diese schneller voll. „Mushroom“ hingegen poppt
       kontrollierter, in fast perfekter Kugelform, was an kleine Gehirne
       erinnert. Es nimmt Geschmacksträger wie Karamell oder Käsepulver besser
       auf, man findet es daher in den Tüten von Knalle und auch bei
       US-Popcornhändlern, die nun wirklich alles im Angebot haben: Chili-Popcorn,
       Dillgurken-Popcorn, Pfeffer-Popcorn … Denn so wenig wie nur zwei
       Geschlechter gibt es auch nur zwei Popcorn-Sorten.
       
       16 Dec 2023
       
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