# taz.de -- Berlin-Neukölln vor Silvester: Spektakel ohne Protagonisten
       
       > Alle Augen waren zum Jahreswechsel auf Neukölln gerichtet, jenem Berliner
       > Bezirk, in dem es schon mal knallt. Ein Rundgang im Risikogebiet.
       
 (IMG) Bild: Polizisten bewachen die Hobrechtstraße in Berlin-Neukölln
       
       Silvester in Neukölln, 22.30 Uhr: Der [1][Richardplatz] ist gespenstisch
       leer. Zwei schwarze Polizeiwannen parken an den Rändern des Platzes, man
       sieht sie kaum. Vor einem Spätkauf tanzen zwei ältere Herren zu Tupac
       Shakur. Das Licht des Kiosk-Schilds blinkt rot-blau. Ein Mann mit
       Presse-Patch und einem großen Rucksack hastet über den Platz.
       
       23 Uhr, Sonnenallee: Ein Kameramann filmt Polizisten, die den Zugang zur
       Straße bewachen. Die Kreuzung zur Pannierstraße ist in gleißend helles
       Scheinwerferlicht getaucht. Man sieht Yassin Musharbash, einen
       Investigativjournalisten der Zeit, wie er zügigen Schrittes in Richtung
       Karl-Marx-Straße läuft. Vor Risa-Chicken spricht ein Fernsehreporter in die
       Kamera. Ein Fotograf blickt sich suchend vor Al-Andalos um.
       
       23.30 Uhr, noch immer Sonnenallee: Yassin Musharbash läuft noch zügigeren
       Schrittes in Richtung Hermannplatz. Ein Kamerateam ist in die komplett
       andere Richtung unterwegs. Aber da kam doch gerade Musharbash her? Vor
       einem Falafelladen sitzen 15 Jugendliche mit Palästinensertüchern.
       
       Neukölln ist in den Stunden vor dem Jahreswechsel ein Medienspektakel ohne
       Protagonisten. Wegen der [2][vorjährigen Ausschreitungen zu Neujahr] und
       [3][nach dem 7. Oktober] ist das Viertel doppeltes Risikogebiet. Von der
       Reuterstraße bis zur Janastraße ist auf der Sonnenallee eine
       [4][„Böllerverbotszone“] mit Hamburger Gittern eingerichtet. Helle
       Scheinwerfer sind an jeder Kreuzung positioniert. In den Wannen sitzen
       Hundertschaften. Nur ereignen tut sich nichts.
       
       Auf X haut Julian Reichelt in die Tasten: „Unsere Reporter am Berliner
       Alexanderplatz berichten: 99 Prozent Nicht-Deutsche“. Die Berliner Polizei
       schreibt: „10 Personen sollen vor einem Späti in Neukölln stehen.“ Was mag
       sich in dieser Stadt nur ereignet haben?
       
       7 Jan 2024
       
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 (DIR) Jens Winter
       
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