# taz.de -- Abschiebepläne der AfD: Nichts ist normal
       
       > Es habe auch schon früher Pläne gegeben, Migrant:innen massenhaft
       > auszuweisen, sagen manche. Damit normalisiert man einen rechtsextremen
       > Diskurs.
       
 (IMG) Bild: Luisa Neubauer bei einer Demonstration gegen rechts auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor am 14. Januar 2024 in Berlin
       
       Seit bekannt ist, wie die AfD und Konsorten mit Menschen umgehen wollen,
       die ihren völkischen Vorstellungen nicht entsprechen, ist der Protest groß.
       Das ist wunderbar. Endlich, endlich. Denn viel zu lange haben wir, denen
       die Hetze der AfD zuwider ist, gewartet, haben gar zugelassen, dass das
       Gift der Rechten unser Denken vernebelt. Selbst jetzt noch.
       
       Da kommt es mir nicht hilfreich vor, dass ich in etablierten Medien
       detailliert erklärt bekomme, dass die Pläne der AfD doch schon lange
       bekannt seien. Was die Rechten bezwecken mit dem, was sie verharmlosend als
       „Remigration“ bemänteln, konnte man ja schon lange in ihren Programmen
       nachlesen, wird mir gesagt. [1][Die AfD] habe nie einen Hehl daraus
       gemacht.
       
       Und ohnehin hätten schon frühere Regierungen sich die Köpfe zerbrochen, wie
       sie Ausländer*innen loswerden. Mit Rückkehrprämien zum Beispiel. Die
       einen also mit Geld, die AfD jetzt mit Zwang. Wird mir aber gesagt, dass
       CDU und SPD früher nichts anderes taten, heißt das im Umkehrschluss
       erstens: alles halb so schlimm. Und zweitens: dass ich eine Politik, wie
       sie die AfD entwirft, längst akzeptiert habe.
       
       Mir helfen solche Analysen nicht. Sie führen fort, was die Rechten mit
       ihrer verharmlosenden Sprache selbst tun, sie lullen ein, sie verharmlosen
       den Protest sogar.
       
       Die Rechten sind sehr gut darin, ihre Ideen in den Köpfen und im
       Sprachgebrauch der Bürger*innen zu verankern und normal und gefällig
       erscheinen zu lassen. Statt Deportation also „Remigration“ – das klingt so
       unverfänglich. Genauso unverfänglich wie „[2][irreguläre Migration]“. Der
       Wahlslogan der AfD, der derzeit in Berlin rumhängt, bringt diesen
       schleichenden Angriff auf unsere Wahrnehmung auf den Punkt: „Deutschland,
       aber normal“.
       
       ## Wir müssen wach bleiben
       
       Nein, nichts ist normal. Schon seit Jahren diktiert die AfD das politische
       Geschehen und treibt die anderen Parteien vor sich her. Warum? Es mag
       mehrere Gründe geben. Einer ist: weil aus der Bevölkerung kaum Protest kam
       gegen das völkische Denken, das immer auf jemanden deutet, der Schuld an
       der eigenen Misere haben soll.
       
       Anstatt gegen dieses Geschwätz der Rechten aufzustehen, haben die, die eine
       offene Gesellschaft wollen, auf die Sonntagsfragen gestarrt. Und trauten
       ihren Augen nicht. So viele, die der simplen Rhetorik der AfD-Hetzer und
       -Hetzerinnen verfallen, die Rache- und Wutgedanken haben, sich am
       Jetzt-erst-recht-Rechtswählen erfreuen und die geschichtsvergessen von
       einer Bedeutung träumen, die ihnen auch die AfD nicht geben wird.
       
       Aber jetzt sind wir, die wir eine zivile, tolerante, bunte, friedliche,
       nachhaltige Gesellschaft wollen, aufgewacht. Und wir müssen wach bleiben.
       
       Denn schon wieder wirkt die innere Zersetzung. Ich lese und höre immer
       wieder, dass das Rumstehen vor dem Reichstag doch nichts bringe. Ganz
       ehrlich, ich vermute, das sind von den Rechten lancierte Bots, also falsche
       Identitäten, die solche Nachrichten verbreiten. Was sie schreiben, ist
       falsch.
       
       Vielmehr ist es genau jetzt unsere Aufgabe, in Massen rumzustehen und zu
       zeigen, dass wir da sind, dass wir mehr sind, dass wir die Hetze der
       Rechten satt haben und dass wir Verantwortung für eine friedliche
       Gesellschaft übernehmen wollen. Wir können in großen Städten im Meer der
       Gleichgesinnten baden, das ist der erste Schritt. Der zweite: den Protest
       dort unterstützen, wo sich einzelne schon lange mit dem Rücken zur Wand
       gegen die Rechten wehren.
       
       Luisa Neubauer hat recht, wenn sie sagt, [3][„die Demonstrationen sind der
       Ort], wo Mut und Kraft gesammelt wird, um die demokratische Arbeit zu
       machen, die es jetzt braucht“. „Mut wächst aus der Gemeinschaft“, sagt sie.
       Das finde ich auch.
       
       5 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Rechtsextremes-Geheimtreffen/!5984115
 (DIR) [2] /Zur-Phrase-der-irregulaeren-Migration/!5969345
 (DIR) [3] https://www.tagesschau.de/inland/regional/hamburg/ndr-demo-gegen-rechtsextremismus-in-hamburg-findet-an-anderem-ort-statt-100.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Waltraud Schwab
       
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