# taz.de -- Kosten der CO2-Neutralität in Europa: Billionen mehr für Klimaschutz
       
       > Für die CO2-Neutralität bis 2050 muss die EU viel mehr investieren als
       > geplant. Das zeigt eine Studie im Auftrag der Grünen im Europäischen
       > Parlament.
       
 (IMG) Bild: Z.B. bei Verkehr und Industrie müsste die EU mehr in Klimaschutz investieren, hier die A113 bei Berlin
       
       BRÜSSEL taz | Die Europäische Union investiert nicht genug in den
       Klimaschutz und läuft deshalb Gefahr, das Ziel der [1][Klimaneutralität bis
       zum Jahr 2050] deutlich zu verfehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue,
       noch unveröffentlichte Studie des französischen Thinktanks Institut
       Rousseau. Demnach sind [2][zusätzliche Investitionen] in Höhe von 10
       Billionen Euro erforderlich, um das europäische Klimaziel zu erreichen.
       
       Pro Jahr fehlen danach rund 260 Milliarden Euro – oder 1,6 Prozent der
       Wirtschaftsleistung der 27 EU-Länder, heißt es in der Studie, die der taz
       vorab vorlag. Dies sei allerdings nur etwa die Hälfte dessen, was die EU
       2022 für die Einfuhr fossiler Brennstoffe ausgegeben hat. Drei Viertel der
       fehlenden Mittel könnten durch Umschichtung im laufenden EU-Budget
       gesichert werden, so die Experten.
       
       Allerdings wird der „Weg zur Netto-Null“ auf jeden Fall [3][holprig]. So
       empfiehlt die Studie, die Zahl der Autos zu verringern und den Flugverkehr
       einzuschränken. Die Autos müssten kleiner und besser ausgelastet werden,
       etwa durch Carsharing. Im Vordergrund müsse aber der Umstieg auf E-Autos
       und andere klimaschonende Verkehrsmittel wie Busse und Bahnen stehen. Die
       EU solle „dringend und durchgreifend“ handeln, so das Fazit der Studie, die
       von den Grünen im Europaparlament in Auftrag gegeben wurde. Es fehle nicht
       an Wissen, sondern an Mut – und Geld.
       
       Doch die EU hat derzeit andere Prioritäten. Bei einem Sondergipfel am
       kommenden Donnerstag in Brüssel wollen die Staats- und Regierungschefs zwar
       den laufenden 7-Jahres-Haushalt nachjustieren. Doch im Mittelpunkt steht
       die von Russland attackierte Ukraine, die eine Finanzspritze von 50
       Milliarden Euro erhalten soll. Neue Investitionen für den Klimaschutz sind
       nicht geplant.
       
       ## Reform der Schuldenregeln
       
       Die EU-Staaten wollen den Gürtel sogar enger schnallen. Dies sieht die
       Reform der Schuldenregeln vor, auf die sich die EU-Finanzminister im
       Dezember geeinigt haben. „Aktuell blockieren Ursula von der Leyen und Olaf
       Scholz öffentliche Investitionen auf europäischer und nationaler Ebene“,
       kritisiert Rasmus Andresen, Chef der deutschen Grünen im EU-Parlament.
       „Neben einer investitionsfreundlichen Reform der EU-Schuldenregeln brauchen
       wir eine europäische Infrastrukturoffensive, die in die Klimawende
       investiert und Zukunftsjobs schafft“, fordert Andresen.
       
       Ähnlich äußern sich Sozialdemokraten und Linke. Demgegenüber wollen die
       Konservativen den Klimaschutz zurückstellen – zugunsten der Landwirtschaft
       und der Industrie. Dabei gehören diese beiden Sektoren laut der Studie zu
       jenen, die auf mehr Klimaschutz verpflichtet werden sollten. „Es gibt kein
       Allheilmittel, um die europäische Wirtschaft sofort zu dekarbonisieren“,
       warnen die Autoren. Vielmehr müsse die EU alle Hebel nutzen – und viel mehr
       investieren.
       
       30 Jan 2024
       
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