# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Großbritannien bietet Ringtausch an
       
       > Außenminister David Cameron schlägt Deutschland eine Lösung zur Lieferung
       > von Taurus-Flugkörpern vor. Polen kann sich NATO-Truppen in der Ukraine
       > vorstellen.
       
 (IMG) Bild: Das Gerangel um die Lieferung der Taurus Marschflugkörper ist in vollem Gange
       
       ## Cameron würde Taurus-Flugkörper abnehmen
       
       Großbritanniens Außenminister David Cameron hat Deutschland Unterstützung
       angeboten, um eine eventuelle Lieferung von Marschflugkörpern an die
       Ukraine zu ermöglichen. Cameron brachte in der Süddeutschen Zeitung einen
       [1][Ringtausch] ins Gespräch, „um der Ukraine zu helfen“. Der frühere
       CDU-Chef Armin Laschet drang darauf, vor allem generell die militärische
       Unterstützung für die Ukraine zu erhöhen, etwa mit Munition.
       
       Hintergrund des Vorstoßes von Cameron ist die Weigerung von Bundeskanzler
       Olaf Scholz (SPD), der Ukraine deutsche Taurus-Marschflugkörper zur
       Verfügung zu stellen. „Wir sind entschlossen, in dieser wie in allen
       anderen Fragen engstens mit unseren deutschen Partnern zusammenzuarbeiten,
       um der Ukraine zu helfen“, sagte Cameron dazu der SZ. Möglich sei etwa ein
       Ringtausch, bei dem Deutschland Taurus-Marschflugkörper an Großbritannien
       abgibt und London seinerseits weitere Flugkörper vom Typ Storm Shadow an
       die Ukraine liefert.
       
       „Wir sind bereit, uns alle Optionen anzuschauen, um den maximalen Effekt
       für die Ukraine zu erzielen“, sagte der britische Außenminister. Er werde
       aber „keine Details nennen und unseren Gegnern verraten, was wir vorhaben“.
       Bedenken, die Lieferung von Marschflugkörpern könne zu einer Eskalation des
       russischen Angriffskrieges führen, wies Cameron zurück. Es sei „absolut
       möglich, Beschränkungen beim Einsatz dieser Waffen festzulegen, um
       sicherzustellen, dass sie in keiner Weise zu einer Eskalation beitragen“.
       Großbritannien vertraue entsprechenden Zusicherungen der Ukraine.
       
       Positiv zu dem Ringtausch-Vorschlag äußerte sich der Grünen-Europapolitiker
       Anton Hofreiter. Zwar wäre es besser, wenn Scholz die Taurus-Lieferung
       nicht länger blockieren würde, sagte er den Zeitungen der Funke
       Mediengruppe, „aber bevor die Ukraine gar keine weiteren Marschflugkörper
       bekommt, ist der Ringtausch eine Möglichkeit“. Scholz dürfe „dem nicht auch
       noch im Wege stehen“, mahnte Hofreiter. (afp)
       
       ## Russland berichtet von Kampfjet-Abschuss
       
       Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben des
       Verteidigungsministeriums in Moskau einen ukrainischen Kampfjet
       abgeschossen. Es handele sich um eine MiG-29, die über der Region Donezk in
       der Ostukraine abgeschossen worden sei, meldet die staatliche
       Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das Ministerium.
       
       Die ukrainischen Behörden haben sich nicht darüber geäußert, ob ihre
       Streitkräfte in den vergangenen Tagen irgendein Kampfflugzeug verloren
       haben. (rtr)
       
       ## Weiteres Ramstein-Treffen zur Situation in der Ukraine
       
       US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat die sogenannte
       Ukraine-Kontaktgruppe zu einem weiteren Treffen auf den
       US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz eingeladen. Die
       Zusammenkunft finde am 19. März 2024 statt, teilte die größte US-Air-Base
       außerhalb der Vereinigten Staaten am Samstag mit.
       
       Verteidigungsminister und Militärs seien eingeladen, die anhaltende Krise
       in der Ukraine sowie Sicherheitsfragen, die Verbündete und Partner der USA
       beträfen, zu beraten. Über die Kontaktgruppe werden Waffenlieferungen an
       das von Russland angegriffene Land koordiniert. (dpa)
       
       ## Autoverkehr über Krim-Brücke unterbrochen
       
       Der Autoverkehr über die Krim-Brücke ist nach Angaben russischer Behörden
       vorübergehend unterbrochen worden. Details werden in der Mitteilung auf dem
       Kurznachrichtendienst Telegram zunächst nicht genannt. Die russischen
       Behörden setzen häufig den Verkehr über die Brücke aus, wenn ukrainische
       Angriffe erwartet werden oder tatsächlich erfolgt sind.
       
       Die Brücke verbindet über die Meerenge von Kertsch das russische Festland
       mit der 2014 von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim. Sie
       wurde bereits mehrfach von der Ukraine angegriffen und zum Teil erheblich
       beschädigt. So kam es im [2][Oktober 2022 zu einer heftigen Explosion auf
       der Brücke]. Das Prestigeprojekt, das der russische Präsident Wladimir
       Putin selbst eingeweiht hatte, wurde damals zu großen Teilen zerstört und
       später wieder repariert.
       
       Über die Brücke führen eine Straße und eine Eisenbahnlinie, sie ist für den
       Nachschub der russischen Truppen von erheblicher Bedeutung. (rtr)
       
       ## Ukraine-Politik: Laschet verteidigt Grundsatzlinie von Scholz
       
       Der frühere Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet, hat Bundeskanzler
       Olaf Scholz (SPD) in der Debatte über die Lieferung von
       Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine den Rücken gestärkt. „Die
       grundsätzliche Position des Bundeskanzlers, mit Bedacht und Besonnenheit zu
       handeln,?um nicht Kriegspartei zu werden, finde ich richtig“, sagte der
       CDU-Bundestagsabgeordnete dem Kölner Stadt-Anzeiger und Focus Online.
       
       Zugleich äußerte er Kritik am Verlauf der Diskussion, in der sich
       insbesondere die Union für die Bereitstellung der Marschflugkörper
       starkmacht, allen voran der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz und CSU-Chef
       Markus Söder. „Die Bedeutung von Taurus-Lieferungen für den Kriegsverlauf
       wird in der Debatte meines Erachtens überhöht“, sagte Laschet. „Ich halte
       es für viel wichtiger, dass wir der Ukraine die bereits zugesagten Waffen
       und Munition auch tatsächlich und schneller liefern. Darauf muss Verlass
       sein.“
       
       Scholz lehnt die Lieferung der Taurus-Raketen mit einer Reichweite von 500
       Kilometern an die Ukraine ab, weil er befürchtet, dass Deutschland damit in
       den Krieg hineingezogen werden könnte. Die Union will kommenden Donnerstag
       im Bundestag erneut einen Antrag zur Abstimmung stellen, der Ukraine das
       Taurus-System zu liefern.
       
       Als Fehler wertete Laschet die Linie des Kanzlers im Umgang mit Frankreich.
       „Scholz hätte vom ersten Kriegstag an den Schulterschluss mit Frankreich
       suchen sollen. Aber das Gegenteil ist passiert. Mit öffentlichen
       gegenseitigen Bezichtigungen und versteckten Beschuldigungen hat das
       Verhältnis zwischen Berlin und Paris einen absoluten Tiefpunkt erreicht“,
       sagte er. (dpa)
       
       ## Nato-Truppen in der Ukraine laut Polen nicht undenkbar
       
       Polens Außenminister Radoslaw Sikorski hat sich positiv zum Vorstoß des
       französischen Präsidenten Emmanuel Macron geäußert, Bodentruppen in die
       Ukraine zu entsenden. „Die Präsenz von Nato-Truppen in der Ukraine ist
       nicht undenkbar. Ich begrüße die Initiative von Frankreichs Präsident
       Emmanuel Macron“, schrieb er am Freitagabend auf der Plattform X (vormals
       Twitter). Denn dieser Vorschlag Macrons bedeute, „dass Putin Angst hat,
       statt dass wir Angst haben vor Putin“, so Sikorski weiter.
       
       Seine Position unterscheidet sich damit von der des polnischen
       Regierungschefs Donald Tusk. Dieser hatte in der vergangenen Woche bei
       einer Visite in Prag deutlich gemacht, Polen beabsichtige nicht, seine
       Truppen in die Ukraine zu schicken.
       
       Macron hatte zuvor nach einer internationalen Ukraine-Unterstützerkonferenz
       in Paris, an der zahlreiche Staats- und Regierungschefs teilnahmen,
       festgestellt: „Es gibt heute keinen Konsens darüber, offiziell Bodentruppen
       zu entsenden.“ Er fügte allerdings hinzu: „Aber in der Dynamik darf nichts
       ausgeschlossen werden. Wir werden alles tun, was nötig ist, damit Russland
       diesen Krieg nicht gewinnen kann.“ (dpa)
       
       ## Massiver Drohnenangriff in südrussischer Region abgewehrt
       
       Die Flugabwehr in der südrussischen Stadt Taganrog am Asowschen Meer hat
       offiziellen Angaben zufolge in der Nacht zum Samstag einen massiven
       [3][ukrainischen Drohnenangriff] abgewehrt. Die Folgen des Angriffs am
       Boden würden noch erfasst, teilte der Gouverneur der Region Rostow, Wassili
       Golubew, am Samstagmorgen in seinem Telegram-Kanal mit. Ein Mitarbeiter des
       Zivilschutzministeriums, der an der Beseitigung der Folgen beteiligt war,
       sei mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, es bestehe aber keine
       Lebensgefahr, teilte der Gouverneur weiter mit.
       
       Nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums wurden 47 Drohnen des
       „ukrainischen Regimes“ in insgesamt vier russischen Regionen abgeschossen.
       Auch die Ukraine meldete erneut russische Drohnenangriffe. Die
       Luftverteidigung des Landes habe 12 von 15 Drohnen zerstört, hieß es. Die
       Angaben beider Seiten sind nicht von unabhängiger Seite überprüfbar.
       
       Besonders betroffen war den russischen Angaben nach diesmal die südrussisch
       Region Rostow nahe der ukrainischen Grenze, wo allein 41 Attacken
       registriert worden seien. Auch beim Anflug auf die Stadt Morosowsk, rund
       230 Kilometer von der Gebietshauptstadt Rostow am Don entfernt, seien
       mehrere Drohnen zerstört worden.
       
       Unabhängige Medien berichteten, dass die ukrainischen Angriffe in der
       Region Rostow auch einem Werk für russische Militärflugzeuge gegolten
       hätten. Über Schäden dort war zunächst nichts bekannt. Im Gebiet Kursk
       teilte der dortige Gouverneur mit, dass Trümmer einer abgeschossenen
       ukrainischen Drohne in das Dach eines Krankenhauses eingeschlagen seien.
       Verletzte gab es demnach aber nicht. (dpa)
       
       ## Türkei will im Ukraine-Krieg vermitteln
       
       Die Türkei hat sich bei einem Besuch von Präsident Wolodymyr Selenskyj in
       Istanbul erneut als Vermittler im Krieg Russlands gegen die Ukraine
       angeboten. „Wir sind bereit, einen Friedensgipfel auszurichten, an dem auch
       Russland teilnimmt“, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan am Freitag nach
       seinem Treffen mit Selenskyj. Er sagte zudem die Unterstützung seines
       Landes beim Wiederaufbau der Ukraine zu. Die Türkei unterstütze zudem die
       Integration der Ukraine in „euro-atlantische Institutionen“. Auch Selenskyj
       sprach von einem möglichen Friedensgipfel, bei dem er eine Teilnahme
       Russlands aber vorerst ablehnte.
       
       In der Nacht zum Samstag griff Russland die Ukraine erneut mit Schwärmen
       von Kampfdrohnen iranischer Bauart an, wie die ukrainische Luftwaffe
       mitteilte. Luftalarm herrschte vor allem im Süden der Ukraine. In der
       Industriestadt Krywyj Rih seien Explosionen zu hören gewesen, berichtete
       das öffentlich-rechtliche ukrainische Fernsehen. Angaben zu möglichen
       Opfern und Schäden wurden nicht gemacht. Auf das Gebiet Charkiw im Osten
       schossen russische Flugzeuge Gleitbomben ab. Die großangelegte russische
       Invasion in das Nachbarland dauert schon mehr als zwei Jahre. Am Samstag
       ist der 745. Kriegstag. (dpa)
       
       ## Union erwartet im Ausschuss Aufklärung zu Taurus
       
       Der CDU-Verteidigungsexperte Henning Otte erwartet von
       Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) Aufklärung, ob deutsche
       Soldaten im Falle einer Lieferung des [4][Marschflugkörpers Taurus] in der
       Ukraine gebraucht würden. Otte sagte der Rheinischen Post und dem Bonner
       General-Anzeiger (Samstag) mit Blick auf die Sondersitzung des
       Bundestagsverteidigungsausschusses am Montag, im Gegensatz zu Bundeskanzler
       Olaf Scholz habe die Luftwaffen-Führung deutlich gemacht, dass deutsche
       Soldaten für Taurus in der Ukraine nicht gebraucht werden. „Wir sollten
       also liefern können“, betonte Otte, der auch stellvertretender
       Ausschussvorsitzender ist. Pistorius müsse diesen Widerspruch aufklären.
       
       Scholz lehnt die Lieferung der Taurus-Raketen mit einer Reichweite von 500
       Kilometern an die Ukraine ab, weil er befürchtet, dass Deutschland damit in
       den Krieg hineingezogen werden könnte. Am Montag vergangener Woche
       begründete er sein Nein erstmals öffentlich. „Was an Zielsteuerung und an
       Begleitung der Zielsteuerung vonseiten der Briten und Franzosen gemacht
       wird, kann in Deutschland nicht gemacht werden“, sagte der Kanzler bei der
       dpa-Chefredaktionskonferenz.
       
       Am Montag trifft sich der Verteidigungsausschuss zur Taurus-Abhöraffäre.
       Russland hatte eine mitgeschnittene Schaltkonferenz von vier hohen
       Bundeswehr-Offizieren veröffentlicht. Darin erörterten diese
       Einsatzszenarien für den deutschen Marschflugkörper Taurus, falls dieser
       doch noch an die Ukraine geliefert würde.
       
       Die Union will kommenden Donnerstag erneut einen Antrag zur Abstimmung
       stellen, der Ukraine das Taurus-System zu liefern. Aus SPD und FDP kommt
       scharfe Kritik an diesem Vorgehen. „Wer die Debatte um die militärische
       Unterstützung der Ukraine als Hebel missbraucht, um innenpolitische
       Geländegewinne zu erzielen, betreibt das Geschäft des Aggressors“, sagte
       der verteidigungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Alexander
       Müller, dem Tagesspiegel. Der SPD-Verteidigungspolitiker Andreas Schwarz
       sagte der Zeitung: „Da kämpft ein Land ums Überleben, es fehlen Munition,
       Ersatzteile und Luftabwehr.“ Er fügte hinzu: „Und die Union will den Taurus
       dafür nutzen, die Koalition zu zerschießen.“ (dpa)
       
       9 Mar 2024
       
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