# taz.de -- Saudi-Arabien und die Frauenrechte: Freie Fahrt für Frauen? So nicht
       
       > Saudi-Arabien übernimmt den Vorsitz der UN-Frauenrechtskommission.
       > Allerdings werden in dem muslimischen Land Frauenrechte jeden Tag
       > beschnitten.
       
 (IMG) Bild: Arbeitskleidung in Saudi Arabien
       
       Ausgerechnet Saudi-Arabien. Das Land, das im [1][Gleichstellungsranking des
       Weltwirtschaftsforums] auf Platz 132 von 146 Ländern landet, übernimmt den
       [2][Vorsitz der UN-Frauenrechtskommission]. Abdulaziz Alwasil, saudischer
       Botschafter bei den Vereinten Nationen, übt das Amt jetzt ein Jahr lang
       aus.
       
       Was hat die Frauenwelt davon zu erwarten? In Saudi-Arabien haben es Frauen
       und Mädchen alles andere als leicht. Sie dürfen nicht ohne Abaya, ein
       langes Überkleid, auf die Straße gehen, manche verlassen das Haus nur voll
       verschleiert. Frauen dürfen [3][nicht ohne die Genehmigung eines männlichen
       Vormunds] verreisen, auch heiraten ist ohne Zuspruch von Vater, Bruder oder
       Onkel keine Option. Zwar dürfen Frauen seit Kurzem ohne Mann ins Stadion,
       ins Kino, ins Konzert gehen und sogar Auto fahren. Das aber nur, weil
       Ehemänner, Väter, Brüder es leid waren, als Fahrdienste zu fungieren. Freie
       Fahrt für Frauen ist also wieder nur ein Männerrecht.
       
       Frauen hingegen, die sich für Gleichstellung engagieren, erleben
       [4][härteste Restriktionen]. So wurde die saudi-arabische Frauenrechtlerin
       Loujain al-Hathloul 2018 in Dubai entführt, nach Saudi-Arabien verschleppt
       und drei Jahre im Gefängnis in Einzelhaft gesteckt. Sie wurde gefoltert und
       erhielt nach ihrer Freilassung eine fünfjährige Ausreisesperre. Eine andere
       Frau, Mutter zweier Kinder, hatte sich auf der Plattform X für
       Gendergerechtigkeit starkgemacht und wurde dafür zu 27 Jahren Haft
       verurteilt.
       
       Ein Land, das so mit seinen Frauen umgeht, soll nun für Frauenrechte
       weltweit eintreten? Das ist fatal in einer Zeit, in der
       rechtsextremistische Akteur:innen alles daran setzen, Frauenrechte
       auszuhebeln. Für den UN-Vorsitz hätte es eine Frau gebraucht, die um all
       diese Gefahren weiß und für die Frauenrechte nicht zur Debatte stehen.
       
       Die Chance dazu hätte es gegeben. Durch ein Veto bei der Wahl. Doch das kam
       nicht. Selbst die westeuropäischen Länder, darunter Österreich, Spanien,
       Schweiz, in denen [5][Frauen weitgehend gleichberechtigt] sind, haben die
       Wahl widerspruchslos anerkannt. Am Ende der Wahl gab es sogar leichten
       Applaus.
       
       1 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.weforum.org/publications/global-gender-gap-report-2023/
 (DIR) [2] /UN-Kommission-zur-Frauenfoerderung/!6001145
 (DIR) [3] /Maennliche-Vormunde-in-Saudi-Arabien/!5779638
 (DIR) [4] /Frauenrechte-in-Saudi-Arabien/!5756444
 (DIR) [5] /Gendergerechtigkeit-in-Deutschland/!5927570
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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