# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel meldet 170 tote „Terroristen“
       
       > Hamas behauptet, fünf Patienten der Al-Schifa-Klinik seien wegen
       > schlechter Versorgung gestorben. Guterres nennt Hungersnot in Gaza einen
       > „moralischen Skandal“.
       
 (IMG) Bild: UN-Generalsekretär Antonio Guterres bei seinem Abstecher in der ägyptischen Stadt Rafah an der Grenze zum Gazastreifen
       
       ## Israel setzt Angriffe auf Hamas-Stellungen fort
       
       Israels Armee setzt nach eigener Darstellung ihre Angriffe auf Stellungen
       der Islamistenorganisation Hamas im Gazastreifen fort. Israels Luftwaffe
       habe am Freitag „rund 35 Terrorziele im gesamten Gazastreifen angegriffen,
       darunter operative Kommandozentralen, Militärposten, Infrastruktur von
       Terrororganisationen“, teilte das Militär am Samstag mit. „Dutzende
       Terroristen wurden am vergangenen Tag bei Bodenkämpfen und Luftangriffen im
       Gazastreifen eliminiert.“ Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig
       überprüfen.
       
       Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte mit, binnen 24
       Stunden seien 72 Palästinenser getötet und weitere 144 verletzt worden.
       Damit steige die Zahl der seit Beginn des Gaza-Krieges Getöteten auf 32.142
       Menschen. 74.412 weitere hätten Verletzungen erlitten. Die Zahlen ließen
       sich zunächst nicht unabhängig verifizieren. Zahlreiche Tote und Verletzte
       werden noch unter Trümmern vermutet. Wegen der heftigen Kämpfe können
       Rettungskräfte nicht immer zu ihnen vordringen. (dpa)
       
       ## Fünf Patienten wegen schlechter Versorgungslage gestorben
       
       In dem seit Tagen von Israel abgeriegelten Al-Schifa-Krankenhaus in
       Gaza-Stadt sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Behörden fünf
       verwundete Palästinenser wegen schlechter Versorgungslage gestorben. Diese
       Patienten seien gestorben, weil sie in den vergangenen sechs Tagen keine
       angemessene Versorgung, kein Wasser und keine Nahrung erhalten konnten,
       teilt das Gesundheitsministerium in dem Palästinenser-Gebiet mit. Auch der
       Zustand anderer verletzter Patienten verschlechterte sich.
       
       Das israelische Militär erklärt, es schütze Zivilisten, Patienten und
       medizinisches Personal dort und sorge für Lebensmittel, Wasser und für
       angemessene medizinische Behandlung. Die Armee war am Montag auf der Suche
       nach Kämpfern der radikal-islamischen Hamas in den Klinik-Komplex
       eingedrungen und liefert sich seitdem in der Umgebung Kämpfe mit
       Extremisten. Israel wirft der Hamas vor, die Klinik zu militärischen
       Zwecken und als Rückzugsort für militante Gruppen zu missbrauchen. (rtr)
       
       ## Guterres fordert von Israel freien Zugang zu Hilfsgütern
       
       Angesichts der dramatischen Lage der Bevölkerung im abgeriegelten
       Gazastreifen hat UN-Generalsekretär Antonio Guterres Israel zu einem
       ungehinderten Zugang für Hilfslieferungen aufgefordert.
       
       Israel müsse eine feste Zusage dafür geben, sagte er am Samstag bei einem
       Besuch des Gaza-Grenzübergangs Rafah auf ägyptischer Seite. Die lange
       Schlange blockierter Lastwagen mit Hilfsgütern auf der ägyptischen Seite
       der Grenze zu dem Palästinenser-Gebiet, in dem Menschen vom Hungertod
       bedroht seien, sei mehr als tragisch. „Es ist ein moralischer Skandal.“ Die
       Vereinten Nationen würden weiterhin mit Ägypten zusammenarbeiten, um die
       Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen zu vereinfachen.
       
       Guterres forderte zudem erneut eine sofortige humanitäre Waffenruhe und die
       Freilassung der im Gazastreifen von der radikal-islamischen
       Palästinenser-Organisation Hamas festgehaltenen Geiseln. (rtr)
       
       ## Israel: „Terror-Infrastruktur“ entdeckt
       
       Die israelischen Truppen haben im Rahmen ihrer [1][Durchkämmung des
       Al-Schifa-Krankenhauskomplexes in Gaza-Stadt] nach Militärangaben
       inzwischen mehr als 170 „Terroristen“ im Bereich der Klinik getötet. Mehr
       als 800 Verdächtige seien verhört worden. Außerdem habe man zahlreiche
       Waffen sowie „Terror-Infrastruktur“ entdeckt, teilt das israelische Militär
       mit.
       
       Die Streitkräfte waren am Montag in das Krankenhaus eingedrungen. Nach
       ihren Angaben verläuft unter der Klinik ein Tunnelnetzwerk, das von
       Kämpfern der Hamas und anderen militanten Palästinensern genutzt wird. Die
       Hamas und Krankenhausmitarbeiter weisen Vorwürfe zurück, wonach die Klinik
       zu militärischen Zwecken oder als Rückzugsort für militante Gruppen genutzt
       wird. Die Hamas hat Israel zudem vorgeworfen, in dem Krankenhaus nicht
       Kämpfer, sondern Patienten und Vertriebene getötet zu haben. (rtr)
       
       ## Sicherheitsratsabstimmung auf Montag verschoben
       
       Der [2][Sicherheitsrat der Vereinten Nationen] stimmt einem Insider zufolge
       am Montag über eine alternative Resolution zur Waffenruhe im Gazastreifen
       ab. Dieser wurde von gewählten Mitgliedern des Sicherheitsrates
       ausgearbeitet, sagt ein Diplomat. Die Abstimmung war für Samstag geplant,
       wurde aber verschoben, weil die Diskussionen noch andauerten, fügt er
       hinzu. Der Entwurf fordert einen sofortigen Waffenstillstand für den
       laufenden muslimischen heiligen Monat Ramadan, die Freilassung aller
       Geiseln und eine Ausweitung der humanitären Hilfe für den Gazastreifen.
       (rtr)
       
       ## Israelische Delegation auf dem Weg nach Doha
       
       Während die Unstimmigkeiten zwischen Israel und den USA über die
       Vorgehensweise im Gaza-Krieg immer offener zutage treten, hat sich eine
       israelische Delegation erneut auf den Weg nach Doha gemacht, um über eine
       befristete Waffenruhe und eine Geiselfreilassung zu verhandeln. Unter
       Führung des Chefs des Auslandsgeheimdiensts Mossad, David Barnea, soll sich
       die Abordnung an diesem Samstag in der katarischen Hauptstadt mit
       CIA-Direktor William Burns, Katars Ministerpräsidenten Mohammed bin
       Abdulrahman Al Thani und dem ägyptischen Geheimdienstminister Abbas Kamel
       treffen.
       
       Die USA, Katar und Ägypten vermitteln in den sich schon über mehrere Wochen
       hinziehenden indirekten Gesprächen zwischen Israel und der Hamas. Sie
       zielen darauf ab, dass die Islamisten während einer sechswöchigen
       Waffenruhe 40 israelische Geiseln freilassen. Israel soll im Gegenzug
       mehrere hundert palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen entlassen. Die
       Hamas fordert darüber hinaus, dass das israelische Militär die in den Süden
       des Gazastreifens vertriebenen Palästinenser in ihre Wohnorte in der Mitte
       und im Norden des Küstengebiets zurücklässt. Israel will derzeit nur Frauen
       und Kinder zurückkehren lassen.
       
       Aus Washington kamen zuletzt vorsichtig optimistische Signale. „Wir
       glauben, dass wir (einer Einigung) näher kommen, dass die Differenzen
       kleiner werden“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen
       Sicherheitsrates der USA, John Kirby, am Freitag (Ortszeit). Die Art und
       Weise, wie die Gespräche verliefen, sei ein „gutes Zeichen“. Allerdings
       gebe es kein Datum für einen Abschluss, den es erst geben könne, wenn über
       das gesamte Paket eine Einigung erzielt wird. (dpa)
       
       ## Guterres besucht ägyptische Grenzstadt Rafah
       
       UN-Generalsekretär António Guterres ist nach Ägypten an die Grenze zum
       Gazastreifen gereist. Guterres werde voraussichtlich am Freitagabend in
       Ägypten eintreffen „für seine jährliche Solidaritätsreise zum Ramadan“,
       sagte sein Vize-Sprecher Farhan Haq am Freitag. Er werde unter anderem in
       den nördlichen Sinai reisen, wo er ein Krankenhaus in Al-Areesch besuchen
       werde, sowie am Samstag „nach Rafah auf der ägyptischen Seite“, wo ein
       Treffen mit humanitären Helfern geplant sei.
       
       In Kairo wird Guterres demnach voraussichtlich mit ägyptischen
       Regierungsvertretern zusammentreffen und die Iftar-Mahlzeit zum
       Fastenbrechen mit sudanesischen Kriegsflüchtlingen teilen. Anschließend
       soll er nach Jordanien reisen, um sich mit Mitarbeitern des umstrittenen
       UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge UNRWA zu treffen.
       
       Guterres hatte die ägyptische Grenzstadt Rafah bereits im Oktober besucht.
       Während seines erneuten Besuchs wolle der UN-Generalsekretär „seine Aufrufe
       zu einem humanitären Waffenstillstand“ im angrenzenden Gazastreifen, aber
       auch im Sudan wiederholen, sagte Haq.
       
       In Rafah leben inzwischen 1,4 Millionen palästinensische Binnenflüchtlinge
       auf engstem Raum, nachdem die israelische Armee als Reaktion auf den
       beispiellosen Überfall der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober
       einen Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet gestartet hatte. (afp)
       
       ## US-Militär greift Lagerstätten der Huthi-Miliz an
       
       Das US-Militär hat nach eigenen Angaben am Freitag drei unterirdische
       Lagerstätten der jemenitischen Huthi-Miliz angegriffen. US-Streitkräfte
       hätten „Selbstverteidigungsangriffe“ gegen drei unterirdische
       Lagereinrichtungen der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz ausgeführt,
       erklärte das Zentralkommando (Centcom). Sie hätten sich in den von den
       Huthis kontrollierten Gebieten im Jemen befunden. Zudem seien vier
       unbemannte Luftfahrzeuge erfolgreich zerstört worden.
       
       Es seien außerdem vier von der Huthi-Miliz Richtung Rotes Meer gestartete
       Antischiffsraketen registriert worden. Centcom zufolge wurden keine
       Verletzten oder Schäden an Schiffen der USA oder Verbündeten oder an
       Handelsschiffen gemeldet.
       
       [3][Die Huthi-Miliz greift seit November Schiffe im Roten Meer und im Golf
       von Aden an], um sich nach eigenen Angaben mit den Palästinensern im Krieg
       zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen zu
       solidarisieren. Die Huthis sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten
       und vom Iran unterstützten „Achse des Widerstands“, zu der neben der Hamas
       auch die Hisbollah-Miliz im Libanon gehört.
       
       Viele Reedereien meiden wegen der Angriffe inzwischen die wichtige
       Seehandelsroute, über die normalerweise zwölf Prozent des weltweiten
       Seehandels abgewickelt werden. Die USA und Großbritannien führen als
       Reaktion auf den Beschuss der Schifffahrt Luftangriffe auf Huthi-Stellungen
       aus und wollen damit weitere Attacken auf Handelsschiffe verhindern. (afp)
       
       ## Blinken warnt Israel vor strategielose Fortführung des Kriegs
       
       US-Außenminister Antony Blinken hat Israel einem Medienbericht zufolge
       davor gewarnt, den Krieg im Gazastreifen [4][ohne ersichtliche Strategie
       fortzuführen]. Israels Sicherheit und sein Platz in der Welt seien in
       Gefahr, habe Blinken bei einem Treffen mit Ministerpräsident Benjamin
       Netanjahu und dem Kriegskabinett gesagt, berichtete das Nachrichtenportal
       „Axios“ unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte Quelle, die mit
       dem Inhalt des Gesprächs vertraut sein soll.
       
       Israel [5][brauche einen schlüssigen Plan], ansonsten verheddere es sich in
       einem Aufstand, den es nicht in den Griff bekommen werde, habe Blinken
       gesagt. Würde der Krieg weiter so verlaufen wie bisher, würde die
       islamistische Hamas die Kontrolle im Gazastreifen behalten oder es würde
       Anarchie ausbrechen, die noch mehr Terrorismus erzeugen würde. Der Quelle
       zufolge, schreibt das Portal weiter, soll Netanjahu geantwortet haben, dass
       „wir auf Jahrzehnte alle Hände voll zu tun haben werden“. (dpa)
       
       23 Mar 2024
       
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