# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Veto gegen Waffenruhe
       
       > Russland und China blockieren UN-Resolution. US-Kongress spricht sich
       > gegen UNRWA-Finanzierung aus. Weitere Kämpfe in Krankenhaus in Gaza.
       
 (IMG) Bild: Das Hauptquartier des Palästinenserhilfswerks UNRWA im Gazastreifen
       
       ## Forderung nach Waffenruhe scheitert im UN-Sicherheitsrat
       
       Die Forderung nach einer völkerrechtlich bindenden Waffenruhe im
       Gazastreifen ist im Weltsicherheitsrat erneut gescheitert. Russland und
       China blockierten die von den USA eingebrachte dahingehende Resolution am
       Freitag in New York im mächtigsten Gremium der Vereinten Nationen mit einem
       Veto. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja erklärte, die
       Beschlussvorlage der US-Regierung sei halbherzig und fordere eine
       Waffenruhe nicht klar genug.
       
       Die bisherigen Bemühungen des Gremiums um eine Waffenruhe im Gazastreifen
       waren am Widerstand der Vetomacht USA, Israels engstem Verbündeten,
       gescheitert. Mit der nun abgelehnten Resolution vollzogen die USA gegenüber
       Israel auch auf der UN-Bühne eine Kursänderung. Angesichts der steigenden
       Zahl ziviler Opfer und einer drohenden Hungersnot in Teilen des
       abgeriegelten Küstenstreifens hatten die USA zuletzt ihren Druck auf Israel
       verstärkt.
       
       Eine Resolution im Weltsicherheitsrat braucht die Stimmen von mindestens 9
       der 15 Mitgliedstaaten. Zudem darf es kein Veto der ständigen Mitglieder
       USA, Russland, China, Frankreich oder Großbritannien geben. Resolutionen
       des Sicherheitsrats sind völkerrechtlich bindend. Wenn ein betroffener
       Staat sie ignoriert, kann das Gremium Sanktionen verhängen. Es ist aber
       unklar, wie groß der Einfluss eines Beschlusses auf die israelische
       Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wäre. Bei einer
       erfolgreichen Resolution des Sicherheitsrats im November – die keine
       Waffenruhe, aber zumindest mehrtägige Feuerpausen forderte – hatten die USA
       sich enthalten und damit auf ihr Veto verzichtet. (dpa)
       
       ## Israel beschlagnahmt 800 Hektar Land im Westjordanland
       
       Ungeachtet internationaler Proteste hat die israelische Regierung am
       Freitag wieder Land für den Siedlungsbau im Westjordanland ausgewiesen.
       Finanzminister Bezalel Smotrich erklärte in Jerusalem, in den besetzten
       Gebieten 800 Hektar freizugeben. Die israelische Regierung werbe weiter für
       Siedlungen „in einer strategischen Art im ganzen Land“, sagte Smotrich, der
       einer extremistischen Siedler-Partei in der Regierung von Ministerpräsident
       Benjamin Netanjahu angehört. Die Palästinensische Autonomiebehörde
       verurteilte den Schritt. Sie betrachtet das Westjordanland als Teil eines
       künftigen palästinensischen Staates.
       
       Die Bundesregierung hat den Siedlungsbau Israels in dem Gebiet wiederholt
       als Verstoß gegen das Völkerrecht bezeichnet. Auch die USA vertreten diese
       Position. Israels jüngster Schritt sei „eine Fortsetzung der Vernichtung
       und Vertreibung unseres Volkes von seiner Heimat“, erklärte das
       Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde. Das Versagen der
       internationalen Gemeinschaft, das palästinensische Volk zu beschützen,
       komme einer Mittäterschaft gleich und mache es Israel weiter möglich, einer
       Bestrafung zu entgehen. (rtr)
       
       Bericht: Israel baut Anlage zur Personenkontrolle in Nordgaza 
       
       Die israelischen Streitkräfte errichten im Gazastreifen einem Medienbericht
       zufolge eine große Anlage, um geflüchtete Palästinenser vor einer Rückkehr
       in den Norden des abgeriegelten Küstenstreifens zu kontrollieren.
       
       Wie der israelische Fernsehsender Kan am Donnerstagabend berichtete,
       entsteht die Anlage nahe der Küste an einem von der Armee ausgebauten
       Korridor, der von der israelischen Grenze bis zum Mittelmeer verläuft und
       das Küstengebiet teilt.
       
       Die Anlage soll so groß sein wie zwei Fußballfelder. Neben
       Sicherheitskontrollen werde auch geprüft, ob sie zur Lagerung von
       Hilfsgütern benutzt werden könnte, hieß es. In der Nähe befinde sich an der
       Küste auch ein neuer Pier für den geplanten Seekorridor aus Zypern.
       (dpa/taz)
       
       Armee: Hunderte Tote bei Sturm auf Schifa-Krankenhaus 
       
       Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben beim Sturm auf das
       Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt über 500 Verdächtige festgenommen und
       Hunderte Kämpfer getötet. „Diejenigen, die sich unseren Streitkräften nicht
       ergeben haben, haben gegen unsere Streitkräfte gekämpft und wurden
       eliminiert“, teilte Armee-Sprecher Daniel Hagari am späten Donnerstagabend
       mit.
       
       Unter den Gefangenen seien auch 358 Mitglieder der radikal-islamischen
       Gruppen Hamas und Islamischer Dschihad. Beide Organisationen wurden nach
       den Angaben von Hagari schwer geschädigt, seit Ausbruch des Krieges seien
       noch nie so viele Gefangene gemacht worden. Von Hamas und Islamischem
       Dschihad lagen zunächst keine Stellungnahmen vor.
       
       Vergangenen Montag hatten israelische Soldaten den weitläufigen
       Krankenhaus-Komplex zum zweiten Mal seit November gestürmt. Nach
       Armee-Angaben verbirgt sich unter dem Gelände ein Tunnelnetz, das als
       Stützpunkt für palästinensische Kämpfer dient. Spezialeinheiten hatten mit
       „Täuschungstaktiken“ die Kämpfer überrascht, sagte Hagari. Drei hochrangige
       Kommandeure des Islamischen Dschihad und mehrere hochrangige
       Hamas-Funktionäre seien festgenommen worden. Hamas und das medizinische
       Personal im Schifa-Krankenhaus bestreiten, dass das Krankenhaus auch für
       militärische Zwecke genutzt wird. (rtr)
       
       🐾 [1][Die Kämpfe im Schifa-Hospital zeigen ein grundlegendes Problem der
       israelischen Armee im Gazastreifen.]
       
       US-Kongress gegen Finanzierung der UNRWA 
       
       Der US-Kongress hat sich in seinem neuen Haushaltsentwurf gegen jegliche
       weitere Finanzhilfen für das in die Kritik geratene
       UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA ausgesprochen. In dem am Donnerstag vom
       Kongress veröffentlichten Kompromiss zum US-Haushalt in Höhe von 1,2
       Billionen Dollar (rund 1,1 Billionen Euro) heißt es, dass die US-Regierung
       weder 2024 noch 2025 Gelder für das UNRWA bereitstellen dürfe, „die für
       Beiträge, Zuschüsse oder andere Zahlungen verwendet werden“.
       
       Der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, erklärte, dass das
       Paket „die Finanzierung des UN-Hilfswerks stoppt, das Terroristen
       beschäftigte, die an den Anschlägen vom 7. Oktober gegen Israel beteiligt
       waren“.
       
       Ende Januar waren gegen das UNRWA schwere Vorwürfe bekannt geworden: Zwölf
       Mitarbeiter stehen im Verdacht, in den beispiellosen Angriff der Hamas auf
       Israel am 7. Oktober verstrickt gewesen zu sein. Als Reaktion hatten
       zahlreiche wichtige Geldgeber ihre Zahlungen an das Hilfswerk gestoppt,
       [2][darunter die USA und Deutschland].
       
       Es wird erwartet, dass sowohl das von den Republikanern geführte
       Repräsentantenhaus als auch der von den Demokraten geführte Senat dem
       Entwurf zustimmen. Anfang des Monats hatte der Kongress bereits den
       Haushalt für eine Reihe von Bundesbehörden verabschiedet. Die Abstimmung
       über die Mittel für das Außen-, Verteidigungs-, Finanz-, Arbeits- und
       Gesundheitsministerium, sowie das Ministerium für Innere Sicherheit und den
       Kongress steht jedoch noch aus – die Frist läuft Freitagnacht um
       Mitternacht ab. (afp)
       
       🐾 [3][Warum Deutschland die Finanzierung der UNRWA dringend wieder
       aufnehmen sollte.]
       
       Sicherheitsrat stimmt „sofortige Feuerpause“ ab 
       
       Der Weltsicherheitsrat wird nach Angaben von Diplomaten voraussichtlich an
       diesem Freitag über einen von den USA eingebrachten Resolutionsentwurf
       abstimmen, in dem eine sofortige und anhaltende Waffenruhe gefordert wird.
       Auch die Staats- und Regierungschefs der EU verlangten bei einem
       Gipfeltreffen angesichts der furchtbaren Not der Zivilbevölkerung in Gaza
       eine sofortige Feuerpause, wie EU-Ratspräsident Charles Michel am
       Donnerstagabend mitteilte.
       
       Sollte die Resolution im UN-Sicherheitsrat gebilligt werden, wäre es das
       erste Mal seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes gegen die
       islamistische Hamas Anfang Oktober, dass sich das mächtigste Gremium der
       Vereinten Nationen für eine anhaltende Waffenruhe im Gazastreifen
       ausspricht.
       
       In einer offensichtlichen Reaktion auf die Beschlussvorlage der USA schrieb
       Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, auf der
       Plattform X: „Es gibt nur eine Formel für einen sofortigen Waffenstillstand
       – die Hamas muss die Geiseln freilassen und sich selbst stellen. Das ist
       es, was die Welt fordern sollte.“
       
       Seit Kriegsbeginn hatte sich die US-Regierung als engster Verbündeter
       Israels gegen das Wort „Waffenruhe“ gewandt und im Weltsicherheitsrat drei
       Vetos gegen entsprechende Resolutionen eingesetzt. Angesichts der
       steigenden Zahl ziviler Opfer und einer [4][drohenden Hungersnot] in Teilen
       des Küstenstreifens verstärken die USA nun aber den Druck auf Israel.
       
       US-Außenminister Antony Blinken, der zurzeit wieder Gespräche im Nahen
       Osten führt, hatte nach Informationen des US-Senders CNN Anfang des Monats
       Katar aufgefordert, auch die Hamas unter Druck zu setzen. Katar solle der
       Hamas androhen, ihre ranghohen Vertreter aus dem Land auszuweisen, wenn sie
       bei den Verhandlungen über eine Feuerpause und damit verbundene Freilassung
       von Geiseln nicht einlenke, berichtete CNN am Donnerstag. (dpa)
       
       🐾 [5][Was genau ist eine Hungersnot?]
       
       Bericht: Israel wünscht sich von USA schnellere Waffenlieferungen 
       
       Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant wird einem Medienbericht
       zufolge kommende Woche mit einer langen Wunschliste von US-Waffen nach
       Washington kommen. Wie das Nachrichtenportal Axios am Donnerstag (Ortszeit)
       unter Berufung auf zwei israelische und US-Beamte berichtete, möchte Israel
       diese Waffen schnell von seinem Verbündeten erhalten. Dabei handele es sich
       nicht nur um Nachschub für den seit mehr als fünf Monaten andauernden Krieg
       im Gazastreifen, sondern auch um langfristigen Bedarf, darunter der Kauf
       weiterer F-35- und F-15-Kampfflugzeuge. Israel wolle die Belieferung mit
       diesen Flugzeugen und anderen Waffensystemen durch die USA beschleunigen,
       hieß es.
       
       Seit Beginn des Gaza-Krieges in Reaktion auf den Überfall von Terroristen
       der Hamas und anderer Gruppen auf Israel am 7. Oktober seien die
       israelischen Streitkräfte zunehmend auf US-Waffen angewiesen, berichtete
       Axios. Dies wäre umso mehr der Fall, wenn der Konflikt mit der
       Hisbollah-Miliz im Libanon eskalieren sollte, hieß es. (dpa)
       
       Erneut Proteste in Israel gegen Regierung 
       
       Unterdessen kam es in Israel erneut zu Protesten gegen die Regierung von
       Ministerpräsident Netanjahu. Etwa 2.000 Menschen hätten am Donnerstag in
       der Nähe seines Hauses in Caesarea seinen Rücktritt und die sofortige
       Rückkehr der Geiseln gefordert, berichtete die israelische Nachrichtenseite
       Ynet. Dabei sei es zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Die
       Demonstranten wollen ihre Protestaktionen demnach bis Freitag fortsetzen.
       (dpa)
       
       22 Mar 2024
       
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