# taz.de -- Roma-Darstellung in Graphic Novels: Robin, Hexen, gebrochene Charaktere
       
       > In den Vorstellungswelten der Superhelden-Comics von Marvel und DC gibt
       > es viele Roma-Figuren. Oft liegt der Hintergrund ihrer Identität im
       > Dunkeln.
       
 (IMG) Bild: Dr. Doom ist aktiv gegen Abschiebungen
       
       Ich gehöre zu einer Generation, die mit Comics aufgewachsen ist. Mit der
       Zeit entdeckte ich, dass viele Figuren eine Roma-Herkunft hatten. Das
       verlieh mir ein Gefühl von Empowerment, auch oder gerade weil es sich
       häufig um Antihelden und gebrochene Charaktere handelte.
       
       Die Geschichte des Doctor Doom, alias Victor von Doom, ist eng mit der
       Verfolgung der Roma verbunden. Doom ist Sohn einer Roma-Familie in
       Latveria. Seine Eltern wurden Opfer des despotischen Barons Vladimir, was
       Victor dazu veranlasste, Rache zu schwören und sich für die Grausamkeiten
       an seinem Volk zu rächen.
       
       Doctor Doom ist bekannt für seine übermenschlichen Kräfte und sein
       außergewöhnliches intellektuelles Genie. Sein unerschütterlicher Wille und
       sein Streben nach Macht machen ihn zu einem der gefährlichsten Gegner im
       Marvel-Universum.
       
       ## Doctor Dooms Herkunft
       
       Ab 2027 soll es [1][Marvel-Cinematic-Universe-Verfilmungen] der Reihe
       „Secret Wars“ geben, und wir wollen Marvel sensibilisieren, die
       Roma-Herkunft von Doctor Doom angemessen zu thematisieren, denn über diese
       Filme kann ein Massenpublikum erreicht werden. Doctor Doom war für
       US-Regisseur George Lucas die Inspiration für Darth Vader, eine Figur, die
       fast jeder kennt. Leider weiß niemand, dass dahinter ein Roma-Charakter
       steckt.
       
       Häufig sind solche Verweise unbekannt. Der Comiczeichner Jack Kirby hat in
       seinen Werken soziale Kämpfe anhand verschiedener Figuren thematisiert,
       darunter etwa Captain America gegen den Faschismus, oder [2][Black Panther
       als Sinnbild für die Schwarze Bewegung].
       
       Kirby hat auch diverse Roma-Charaktere kreiert und die
       Verfolgungsgeschichte als Teil ihrer Identität gezeichnet. Immer wieder
       verlieren Comicfiguren ihre Roma-Identität, wenn sie an Popularität
       gewinnen. Dazu gehören zum Beispiel der Holocaustüberlebende Magneto und
       seine Tochter Wanda Maximoff alias Scarlet Witch.
       
       ## Abwertende Bezeichnungen
       
       Die US-Schauspielerin [3][Elizabeth Olsen] verkörpert seit 2014 Scarlet
       Witch in Filmen und in der Serie „WandaVision“. Es handelt sich um eine
       Form von Whitewashing, denn eine weiße Schauspielerin stellt eine Figur
       dar, die in der Roma-Community aufgewachsen ist. Olsen erwähnt in
       Interviews zwar Wandas Herkunft, verwendet jedoch abwertende
       Fremdbezeichnungen wie „Gipsy“ und „Vagabond“. Max Eisenhardt, besser
       bekannt als Magneto, ist eine der komplexesten Figuren im Marvel-Universum.
       
       Ursprünglich als Roma-Kind in Deutschland geboren, verlor er seine
       Identität im Laufe der Zeit, als seine Biografie in den Comics neu
       gestaltet wurde. In Filmen wird er schließlich als Jude dargestellt.
       
       Als einziger Überlebender seiner Familie in Auschwitz entdeckt er
       magnetische Kräfte und rettet die Romni Magda, später heiraten sie. Mit der
       Zeit entwickelt Magneto sich zum Antihelden, der für die Rechte der
       Mutanten (die man als Roma lesen kann) kämpft und die Diskriminierung gegen
       sie nicht akzeptieren kann. Seine Identität als Roma und die Traumata
       seiner Vergangenheit werden im Laufe der Comics vernachlässigt.
       
       ## Ermordete Eltern
       
       Nicht nur bei Marvel, sondern auch bei DC gibt es Roma-Figuren: Dick
       Grayson, auch bekannt als Robin, ist einer der beliebtesten und
       einflussreichsten Charaktere des DC-Universums. Seine Eltern,
       Kalderasch-Roma, sind Zirkusartisten und werden ermordet. Bruce Wayne alias
       Batman nimmt Dick auf und bildet ihn zu seinem Partner im Kampf gegen das
       Verbrechen aus.
       
       Später tritt Dick aus Batmans Schatten und wird zu „Nightwing“. Er erhält
       seine eigene Comicreihe, die mit 150 Ausgaben sehr erfolgreich wird. Als
       Bruce Wayne für tot gehalten wird und für längere Zeit verschwindet,
       übernimmt Dick Grayson dessen Rolle vorübergehend. So wird auch Batman zu
       einem Roma-Charakter.
       
       Zurück zu Marvel: Sybil Dvorak, auch bekannt als Gypsy Moth, Sybarite und
       Skein, ist ein interessanter und komplexer Charakter. Sie wird jedoch
       wiederholt mit Kriminalität in Verbindung gebracht und perpetuiert damit
       stereotype Vorstellungen von Roma. In den Comics gibt es mehrere
       Roma-Hexen, dazu zählen Margali Szardos und Lilia Calderu.
       
       ## Schlimme Verfolgungsform
       
       Maria Russoff ist zwar keine Romni, wird jedoch, als sie vor Verfolgung
       fliehen muss, von Roma aufgenommen und lebt 15 Jahre mit ihnen, bis sie von
       Dorfbewohnern ermordet werden. In den Comics gibt es viele Ansätze, die
       reale Geschichten der Roma darzustellen. Viele der Charaktere erleben
       schlimmste Formen von Verfolgung.
       
       Die Geschichte von Lilith Drake, der Tochter von Dracula, ist besonders
       interessant. Denn der historische Graf Dracula, Vlad Țepeș, hat Roma
       versklavt, ermordet und verstümmelt. Im Mythos und in der Populärkultur
       werden Roma häufig als seine Unterstützer:innen dargestellt. Roma
       wurden für gottlose Heiden gehalten, die im Bund mit Dämonen seien.
       
       Die Verfolgung der Roma in Rumänien klingt im Comic jedoch lediglich in den
       Morden an, die Dracula an den Roma begeht. Der historische Vlad Țepeș hat
       durch grausame Behandlung der Roma einen Ruf als blutrünstiger Despot
       begründet, um das Osmanische Reich das Fürchten zu lehren.
       
       Roma-Identität in der Welt der Comics ist ein Thema von entscheidender
       Bedeutung, das sowohl historische Ungerechtigkeiten als auch aktuelle
       Vorurteile widerspiegelt. Ihre Geschichten bieten das Potenzial, komplexe
       Individuen mit Erfahrungen und Identitäten zu zeigen. Historisch genaue
       Darstellung könnte dazu beitragen, Stereotype zu hinterfragen, authentische
       Repräsentationen zu fördern und den Einfluss der Roma auf Popkultur zu
       zeigen.
       
       8 Apr 2024
       
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