# taz.de -- Studie zu FSC-Zertifikaten und Wäldern: Mehr Raum für große Tiere
       
       > Eine neue Studie untersucht, wie FSC-Zertifikate auf den Tierbestand in
       > Wäldern wirken. Wichtig ist das auch für den Klimawandel.
       
 (IMG) Bild: Afrikanische Elefanten in Kenia: Die Tiere haben einen positiven Effekt aufs Klima
       
       Weltweit stehen 159 Millionen Hektar Wald unter dem Schutz des Forest
       Stewardship Council (FSC), das entspricht etwa der Hälfte der Fläche
       Indiens. Der FSC ist ein internationales Zertifizierungsystem für
       nachhaltige Waldwirtschaft. In der Vergangenheit wurde das Siegel [1][immer
       wieder kritisiert]. Jetzt hat eine Studie untersucht, wie sich die
       FSC-Zertifizierung auf die Artenvielfalt in den betroffenen Wäldern
       auswirkt. Hintergrund: In den zertifizierten Gebieten werden Maßnahmen
       gegen Wilderei ergriffen, zum Beispiel gibt es Patrouillen und
       Kontrollpunkte, und lokale Arbeitnehmer:innen bekommen Fisch und
       Fleisch, damit sie nicht selbst jagen gehen. Die Ergebnisse haben die
       Forscher:innen im Fachmagazin [2][Nature] veröffentlicht.
       
       ## Die Studie
       
       Für die Studie installierten die Forscher:innen Wildkameras in Wäldern
       in Gabun und Kongo, sieben davon mit und sieben ohne FSC-Zertifizierung,
       auf einer Fläche von 474 Quadratkilometern. Drei Monate lang wurden in
       jedem Wald 30 Wildkameras betrieben, die automatisch Bilder aufnahmen, wenn
       ein Tier vorbeikam. So enstanden 1,3 Millionen Bilder, die mit einem
       speziell für die Verarbeitung großer Datenmengen von Wildkameras
       entwickelten Programm ausgewertet wurden. Die Anwendung kann derzeit 70
       verschiedene Tierarten erkennen. Da die Identifizierung kleiner Säugetiere
       oft schwierig ist, erfassten die Forscher:innen nur die Anzahl aller
       Säugetiere, die mehr als 10 Kilogramm wiegen.
       
       Das Ergebnis: In zertifizierten Wäldern wurden 3,5-mal so viel Säugetiere
       wie Antilopen und Afrikanische Goldkatzen gesichtet wie in ungeschützten
       Wäldern. Außerdem zählte das Forschungsteam 2,7-mal so viel Tiere über 100
       Kilogramm, wie [3][Elefanten], und 2,7-mal so viel stark gefährdete Arten.
       
       ## Was bringt’s?
       
       Die Studie zeigt, dass die Zertifizierung von Waldflächen eine wichtige
       Rolle beim Erhalt der Artenvielfalt in den Tropen spielen kann. Mehr große
       Tiere wirken sich außerdem positiv auf das Klima aus. Frühere Forschungen,
       die in Nature Geoscience veröffentlicht wurden, haben zum Beispiel gezeigt,
       dass tropische Wälder ohne Elefanten 7 Prozent weniger CO₂ speichern. Die
       Tiere verbreiten Samen und sorgen mit ihren Exkrementen für die Rückführung
       von Nährstoffen. So beeinflussen sie indirekt, wie viel CO₂ der Wald
       speichert.
       
       Ein großer Teil der noch existierenden tropischen Wälder wird derzeit für
       die Holzwirtschaft genutzt: insgesamt 400 Millionen Hektar, eine Fläche
       mehr als zehnmal so groß wie Deutschland. Dass in diesen noch ungeschützten
       Wäldern weniger große Tiere leben, zeigt, dass die Entscheidungen, die Sie
       im Baumarkt treffen, tatsächlich Auswirkungen auf Elefanten-, Leoparden-
       und Schimpansenpopulationen auf der anderen Seite der Welt haben – und vor
       allem, dass dringend mehr Wälder geschützt werden sollten.
       
       29 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /FSC-Holz-aus-Russland/!5604818
 (DIR) [2] https://www.nature.com/articles/s41586-024-07257-8
 (DIR) [3] /Afrikanischer-Waldelefant/!5761477
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anne-Martijn van der Kaaden
       
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