# taz.de -- Bad news und rechte Jugend: Taylor Swift for President!
       
       > Zu viel schlechte Nachrichten machen depressiv und destruktiv. Dabei gibt
       > es auch Gutes zu berichten: Taylor Swifts toller Erfolg und ihr Einfluss.
       
 (IMG) Bild: Taylor Swift posiert auf dem roten Teppich bei der 66. jährlichen Grammy-Verleihung 2024 in Los Angeles
       
       Es wäre wirklich schön, wenn nette Außerirdische auftauchen und der
       Menschheit helfen könnten, wie es auf dem letzten [1][wochentaz-Titel]
       gefordert wurde. Die bisherigen Erdbewohner*innen kriegen es ja ganz
       eindeutig allein nicht mehr hin. Deshalb ist jetzt auch die Zeit gekommen,
       um zu fragen: „[2][Entdecken wir bald Aliens?]“ Aber eigentlich machen wir
       es uns schon wieder viel zu kompliziert.
       
       Es gibt doch schon ein Wesen von einem anderen Stern, das viele Probleme
       lösen könnte, zumindest ein großes namens Donald. „Kann sie als einziger
       Mensch weltweit Trumps Wiederwahl stoppen?“, fragt nicht nur die SZ
       hoffnungsfroh. Auch der gute alte Stern traut dem neuen Megastar zu, die
       US-Wahl zu beeinflussen und ernennt [3][Taylor Swift] zur „Königin der
       Welt“.
       
       Hoffen wir, dass die singende Influencerin, die mit ihrem aktuellen
       Album alle eigenen Rekorde bricht, auch als politische Hoffnungsträgerin
       länger im Amt bleibt als die letzte. Die Älteren erinnern sich vielleicht
       noch an eine gewisse [4][Greta Thunberg], die auch zu allem fähig schien,
       bis sie wegen extremer Einseitigkeit in Kriegsfragen abgesetzt wurde, was
       nicht allzu schwerfiel, da sich für Thunbergs ursprüngliches Kernthema
       Klimaschutz ohnehin kaum noch jemand interessiert.
       
       Auch die von der Zukunft am meisten betroffene „[5][Jugend in Deutschland]“
       ängstigt sich laut neuer Studie mehr vor den Kriegen, vor Inflation und
       knappem Wohnraum. Und sie ist „so pessimistisch wie noch nie in den letzten
       Jahren“. Ein trauriger Befund, der mich als Vater und Journalist berührt
       hat. Was können wir tun, damit unsere Kinder wieder mehr Gründe für
       Optimismus oder zumindest Hoffnung finden?
       
       ## Das halbe volle Glas
       
       Und damit sie nicht die AfD wählen, die bei den Jugendlichen zwischen 14
       und 29 Jahren mit 22 Prozent stärkste Partei ist? Ein „deutlicher
       Rechtsruck“, wie der Spiegel schreibt. Aber vielleicht fängt das Problem
       genau hier an: bei unserer Wahrnehmung und Darstellung der Welt. Die ist
       überwiegend negativ, weil alarmierend klingende Meldungen eher gedruckt und
       gesendet werden.
       
       Auch und gerade in der taz sind wir es gewohnt, eher Missstände zu betonen
       und auf Mängel hinzuweisen, die vom sogenannten Mainstream nicht beachtet
       werden. Aber ich habe das Gefühl, dieser Ansatz kommt an seine Grenzen. Es
       wird zu viel des Schlechten. In einer Zeit, in der alle aktuellen
       Nachrichten zwangsläufig von den täglichen Kriegsmeldungen geprägt sind,
       kann man nicht so tun, als sei die Welt in Ordnung.
       
       Aber wir sollten uns bemühen, mehr Hoffnungsschimmer zu erkennen und in den
       Vordergrund zu stellen, statt immer nur die immer gleichen ungelösten
       Probleme aufzuzählen. Sie alarmieren nicht mehr, sie lähmen. Es ist
       leichter, Schuldige zu finden als Lösungsansätze. Aber dann müssen wir uns
       eben mehr anstrengen. Sonst wird es zu deprimierend und destruktiv.
       
       Wenn alles hoffnungslos klingt, müssen wir uns nicht wundern, dass sich
       immer mehr Menschen von den demokratisch orientierten Medien und Parteien
       abwenden. Versuchen wir es also zum Beispiel so zu sehen: Trotz aller
       Krisen wählen 78 Prozent der Jugendlichen nicht die AfD. Und vielleicht
       verliert sie ja noch mehr, wenn sich die [6][Russland- und China-Nähe der
       Partei] herumspricht.
       
       ## Warum keine Popsängerin?
       
       Statt immer nur zu bibbern, lachen wir ruhig über das absurde Schauspiel,
       wie die AfD ihren peinlichen Spitzenkandidaten offiziell im Amt lässt, aber
       im Wahlkampf versteckt. Ja, freuen uns wir uns auch darüber, dass Taylor
       Swift mit ihrem seichten Supermarktgedudel über verflossene Lover so
       unglaublich viel Erfolg hat, dass ihre Empfehlung ernsthaft die nächste
       US-Präsidentschaftswahl beeinflussen könnte.
       
       Und auch das gehört zum positiven Schreiben: Lasst uns mehr herumspinnen,
       statt nur zu hadern. Warum tritt Swift eigentlich nicht gleich selbst an?
       Sie hätte wahrscheinlich bessere Chancen als [7][der tattrige Joe Biden].
       Und die Qualifikation, nun ja. Die USA wurden schon von Schauspielern und
       Goldturmbauern regiert und haben es überstanden, warum nicht von einer
       cleveren Sängerin?
       
       27 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Astrophysiker-ueber-Alien/!6004401
 (DIR) [2] https://www.zeit.de/2024/18/ausserirdisches-leben-forschung-astrophysik-aliens
 (DIR) [3] /Taylor-Swift-als-Business-Phaenomen/!6003300
 (DIR) [4] /Klimaaktivistin-protestiert-in-Leipzig/!5988013
 (DIR) [5] https://simon-schnetzer.com/trendstudie-jugend-in-deutschland-2024/
 (DIR) [6] /Spionageverdacht-gegen-AfD-Mitarbeiter/!6006594
 (DIR) [7] /Alters-Debatte-ueber-US-Praesidenten/!5991337
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lukas Wallraff
       
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