# taz.de -- Schwieriger Umgang mit der AfD: Wie man’s auch macht
       
       > Soll man berichten? Muss man berichten? Und wenn ja, wie macht man das am
       > besten, ohne der AfD zu viel Aufmerksamkeit zu verschaffen?
       
 (IMG) Bild: Aufmerksamkeit, die der Politiker Höcke sich wünscht? Proteste vor dem Landgericht Halle am 18.4. zum Prozessbeginn
       
       Premiere war es keine. Als dieser Tage der [1][AfD-Mann Björn Höcke in
       Halle vor Gericht] erscheinen musste, weil er sich wiederholt einer
       Formulierung der nationalsozialistischen SA bedient hatte, sahen
       Berichterstattende sich ja weiß Gott nicht zum ersten Mal vor die Frage
       gestellt: Was tun? Den Scheiß reproduzieren? Wenige Tage zuvor erst hatte
       das [2][Bildschirm-„Duell“ Höckes mit dem Thüringer CDU-Spitzenkandidaten
       Mario Voigt] es nötig gemacht, [3][nachzudenken über das richtige Umgehen
       mit so einer Inszenierung] – und es war dazu ja nicht der allererste
       Anlass.
       
       Es führt kein Weg daran vorbei: So ein Prozess und wie ein Angeklagter
       darin auftritt, zumal einer, der politisch gestalten will – so etwas
       stiftet Nachrichten, da muss berichtet werden. Zumal es der AfD besser zu
       gelingen scheint als allen anderen Parteien, eine ihr zugetane, ja eine von
       ihr zu kontrollierende Medienlandschaft zu kultivieren.
       
       Sie und ihre Aktivitäten – auch mutmaßlich höchst kalkulierte
       Fehlleistungen ihres vielleicht prominentesten Funktionärs – ausblenden zu
       wollen, kann den erhofften Erfolg gar nicht erzielen. Schlimmer noch: Von
       sogenannten Systemmedien „totgeschwiegen“ zu werden, dürfte Höcke und den
       Seinen noch mehr Sympathien bescheren.
       
       Sollte es Berichterstattenden also um jene gehen, bei denen noch etwas
       auszurichten ist? Die den wahren, den extrem rechten Charakter der
       „Alternative“ noch nicht erkannt haben? Ja – aber. Was, wenn die
       Skandalisierung schlicht nicht bewirkt, was sie soll? Wenn selbst das
       Herausstreichen ihrer Nazinähe der Partei noch Wähler:innen zutreibt,
       weil halt die Richtigen (also Falschen) die Entlarvenden sind – und der
       Feind der Systemmedien mein Freund ist?
       
       ## So ganz egal ist der AfD nicht, wer was von ihnen mitbekommt
       
       Es gibt Grund zur Hoffnung: Der erkennbare Wunsch der Partei und ihres
       Umfelds, abzulenken von den [4][Correctiv-Recherchen zum Potsdamer Treffen
       und den da formulierten „Remigrations“-Fantasien], legt nahe: Es ist diesen
       Leuten doch nicht so ganz egal, wer wann wie viel mitbekommt von ihrem
       tatsächlichen Denken und Handeln.
       
       Die AfD für unproblematisch zu erklären, weil sie doch „demokratisch“
       gewählt werde, ist naiv. Aber gewählt wird sie nun mal – und was für meine
       abendliche Diskutierrunde ein klarer Fall von Faschismus sein mag, ist es
       deswegen nicht gleich auch für alle anderen Menschen da draußen. Vorsicht
       also vor allzu hohen Erwartungen an den „Gotcha!“-Journalismus, der darauf
       abzielt zu diskreditieren, statt aufzuklären.
       
       Bleibt nur, immer wieder durchzudeklinieren, dass die Politik der
       vermeintlichen Alternative gerade ihren treuesten Anhänger*innen
       schaden würde? So nüchtern wie möglich, dafür umso lückenloser? Gott, ist
       das deprimierend. Aber das ist halt auch die ganze AfD.
       
       19 Apr 2024
       
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