# taz.de -- Neuer Podcast „Politik mit Anne Will“: Die Will wieder
       
       > Die Moderatorin Anne Will meldet sich zurück. Diesmal sitzt sie aber
       > nicht vor der Kamera, sondern hinter dem Mikrofon.
       
 (IMG) Bild: Anne Will bei der Lit.Cologne
       
       Die Polit-Talkshow „Anne Will“ war lange Zeit das Wohnzimmer der deutschen
       Spitzenpolitik. Bundeskanzler und [1][-kanzlerin waren zu Gast], die
       größten Wirtschaftsvertreter:innen und Expert:innen gingen ein und
       aus. Zu Anne Will wollte man. Die Gäste wussten um die Reichweite und
       Prominenz der Sendung, die im September 2007 anlief. [2][Im Dezember 2023
       lief die 553. und zugleich letzte Folge der prominenten Sendung].
       Moderatorin Will wollte sich neuen Projekten widmen. Seit dem 18. April ist
       sie also mit einem Podcast zurück im Politik-Journalismus. Der Titel
       „Politik mit Anne Will“ ist zwar wenig kreativ, dafür überspringt der
       Podcast aber seine Findungsphase. Hier ist von Anfang an klar, was kommt.
       
       Schon im TV hat sich Will in ihrer Moderation stets durch stringente Fragen
       und sachliche Sprache ausgezeichnet. Während es bei „Markus Lanz“ oftmals
       um Lanz selbst geht, war das bei „Anne Will“ anders. Sie unterbrach ihre
       Gäste nur selten und stellte nicht sich, sondern die Debatte in den
       Mittelpunkt. Trotzdem konnten politische Fragen nur selten grundlegend
       erörtert werden – knapp 60 Minuten sind einfach zu kurz. In ihrem Podcast
       hätte sie nun alle Zeit der Welt, aber sie bleibt bei der bewährten
       Will-Länge. Dafür gibt es Bonus-Folgen, in denen sie Politiker:innen
       wie Kevin Kühnert interviewt. Von sechseinhalbstündigen Interviews, wie sie
       der Journalist Thilo Jung in „Jung & Naiv“ führt, ist Will weit entfernt.
       Und auch von dessen kontroverser Gästewahl, die ihn auch mal ins Gespräch
       bringt mit [3][Maximilian Krah].
       
       Wills Konzept ist nicht ausgelegt auf eine direkte, lange Konfrontation.
       Sondern auf Einordnung. Dafür will die Kölnerin neben den Interviews auch
       mit den „besten Journalist:innen des Landes und klugen
       Wissenschaftlern“ sprechen. In der ersten Folge spricht sie also mit
       Melanie Amann, der stellvertretenden Chefredakteurin vom Spiegel, über die
       Wehrfähigkeit Deutschlands und das Gehader der Koalition mit der
       Schuldenbremse. Ein paar Tage später ist Anne Hähnig, Redaktionsleiterin
       von Zeit Online, Gästin. Damit hat der Podcast schon jetzt eine bessere
       Frauenquote als die meisten anderer Politik-Podcasts.
       
       So gestaltet Will die Gespräche journalistisch, beinahe distanziert, doch
       um einiges informativer als eine Politiker:innen-Runde. Während in diesen
       oft nur parteipolitische Grundsatzfragen und Positionen vorgestellt werden,
       ist der Austausch in Wills Podcast analytischer. Zum Ende hin fragt Will
       nach konstruktiven Ansätzen für das jeweilige Thema.
       
       Von der ersten Folge an wirkt „Politik mit Anne Will“
       durchprofessionalisiert, inklusive Werbepartnerschaften und Rabattcodes.
       Ihr Konzept hat eine klare Linie, die Produktion durch ihre eigene Firma
       „Will Media“ ist hochwertig, die Gäste sind interessant. Die Moderatorin
       bleibt bei ihrer stoischen Art, die ihr zuvor schon so viel Erfolg
       bescherte.
       
       „Politik mit Anne Will“, bei allen bekannten Podcatchern
       
       29 Apr 2024
       
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