# taz.de -- Wirtschaftswachstum in Deutschland: Rezession wieder vorbei
       
       > Mit der Wirtschaft geht es bergauf: Es wird gebaut und exportiert. Die
       > Bevölkerung profitiert jedoch bislang kaum, der private Konsum sinkt
       > weiter.
       
 (IMG) Bild: Hurra, es wird wieder gebaut, die Wirtschaft wächst! Bloß: Bei wem kommt das an?
       
       WIESBADEN dpa/taz | Die Deutsche Wirtschaft hat nach der Flaute 2023 zu
       Beginn des laufenden Jahres wieder zugelegt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
       – also die Gesamtheit aller hierzulande produzierten Waren und erbrachten
       Dienstleistungen – stieg im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum letzten
       2023 um 0,2 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag
       anhand einer ersten Schätzung mit.
       
       Viele Volkswirte glauben, dass Europas größte Volkswirtschaft [1][damit das
       Schlimmste überstanden] haben könnte. Auch die Bundesregierung sah in ihrer
       jüngsten Prognose zunehmend Anzeichen für eine Trendwende. Dass die
       Konjunktur bald so richtig anzieht, erwartet aber niemand.
       
       Zum Jahresende 2023 war die Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich nach
       allen Bereinigungen um 0,5 Prozent gesunken. Im Gesamtjahr 2023 kam so ein
       leichter Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von minus 0,2 Prozent zustande.
       Gründe dafür waren die weltweit schlechtere Lage der Weltwirtschaft, von
       der Deutschland als Exportnation besonders abhängig ist, die zeitweise
       hohen Energiepreise sowie die angehobenen Zinsen, die Investititionen
       verteuern.
       
       Dass die Wachstumskurve nun wieder nach oben weist, hat damit zu tun, dass
       nach dem Einbruch im vergangenen Jahr und dem Winter nun wieder mehr gebaut
       wird. Auch die Exporte laufen wieder besser, zumal sich andere Länder
       schneller erholten. Bei den Menschen sind bislang aber weder die
       wirtschaftliche Erholung noch die steigenden Hoffnungen der
       Wirtschaftsmacher:innen auf mehr Umsatz und Gewinn angekommen.
       [2][Auch vom Aufschwung am Bau haben sie wenig zu erhoffen]. Der private
       Konsum ging sogar weiter zurück.
       
       ## Mit Schuldenbremse geht nichts
       
       Die Bundesregierung hat ihre Konjunkturprognose schon in der vergangenen
       Woche leicht angehoben. Sie erwartet nun 0,3 Prozent Wachstum im laufenden
       Jahr, 0,1 Prozentpunkt mehr als zunächst. Ein Wachstum von 0,3 Prozent sei
       natürlich „nichts, mit dem wir zufrieden sein können“, räumte
       Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ein, der [3][auch für die
       Klimapolitik verantwortlich] ist. Es gebe aber „positive Entwicklungen“.
       Beispielsweise habe die Inflation schneller nachgelassen als erwartet.
       
       Bei einer Veranstaltung der Zeitung HNA in Kassel sprach Habeck sich nun
       für ein „kurzfristiges“ und „wuchtiges“ steuerliches Entlastungsprogramm
       für die Wirtschaft aus. Dazu müsse [4][jedoch die Schuldenbremse
       reformiert] werden. Mehr Flexibilität würde es erlauben, mehr zu tun für
       die Bauwirtschaft und für mehr Investitionen der Firmen, sagte Habeck.
       Tatsächlich würde sie es ganz konkret auch erlauben, in die
       sozialökologische Transformation zu investieren – und soziale
       Ungleichbelastungen abzufedern, die aus dieser entstehen.
       
       30 Apr 2024
       
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