# taz.de -- Gewaltsame Proteste in Neukaledonien: Polizei räumt Straße zum Airport
       
       > Sechs Nächte halten die Unruhen in dem Überseegebiet schon an. Der
       > Vertreter der französischen Regierung droht mit Razzien in den
       > Protesthochburgen.
       
 (IMG) Bild: Nicht das einzige Autowrack in den Straßen Nouméas seit die Unruhen ausgebrochen sind
       
       NOUMEA afp | Nach einer sechsten Nacht [1][anhaltender Unruhen im
       französischen Überseegebiet Neukaledonien] haben zahlreiche Einsatzkräfte
       am Sonntag Straßensperren durchdrungen, um die Kontrolle über die 60
       Kilometer lange Straße zwischen der Hauptstadt Nouméa und dem
       internationalen Flughafen La Tontouta zurückzuerlangen. Die
       Sicherheitskräfte hätten etwa 60 Straßensperren ohne Gewalt „durchbrochen“,
       erklärte ein Regierungsvertreter. 600 stark bewaffnete Gendarmen waren nach
       Behördenangaben im Einsatz, um die Verkehrsader zu sichern.
       
       Die Straße wurde seit Tagen von Unabhängigkeitsbefürwortern blockiert.
       Flüge von und nach Neukaledonien sind seit Dienstag ausgesetzt. Am Samstag
       hatte die Regierung erklärt, dass 3200 Menschen wegen der Flugausfälle
       festsitzen. Australien und Neuseeland hatten Frankreich um Genehmigung
       gebeten, Evakuierungsflüge für ihre Bürger zu starten.
       
       Seit Montag halten die Unruhen in dem Überseegebiet an, bei denen bereits
       sechs Menschen starben und hunderte weitere verletzt wurden. Auslöser der
       Ausschreitungen ist eine von der französischen Regierung vorangetriebene
       Änderung des Wahlrechtes, durch die nach Ansicht von
       Unabhängigkeitsbefürwortern der Einfluss der ursprünglichen Bevölkerung
       zurückgedrängt würde.
       
       Der Vertreter der französischen Regierung in Neukaledonien, Louis Le Franc,
       kündigte Razzien an, um Orte in Nouméa und den Städten Dumbéa und Païta
       zurückzuerobern. „[2][Die republikanische Ordnung] wird um jeden Preis
       wiederhergestellt“, sagte Paris' Hochkommissar in einer im Fernsehen
       übertragenen Ansprache.
       
       In den von Protestierenden gehaltenen Gegenden werde sich die Situation
       „intensivieren“, sagte Le Franc. „Wenn sie ihre Waffen einsetzen wollen,
       gehen sie jedes Risiko ein.“ Der Konflikt bleibe ernst und sei
       „beispiellos“, fuhr er fort. „Ich will den Randalierern sagen: Stopp, kehrt
       zur Ruhe zurück, gebt eure Waffen ab!“
       
       Zwar hätten die Einsatzkräfte 60 Straßensperren durchbrochen, jedoch sei
       die wichtige Straße zwischen Hauptstadt und Flughafen voller Autowracks,
       verbranntem Holz und Metall. Erst an etwa 15 der Blockaden sei die Straße
       geräumt, außerdem sei die Straße an mehreren Orten beschädigt, sagte Le
       Franc weiter.
       
       Journalisten der Nachrichtenagentur afp stellten fest, dass
       Unabhängigkeitsbefürworter erneut die Kontrolle über einige Straßensperren
       übernommen hatten. Die Reporter konnten aber dennoch zum Flughafen
       gelangen.
       
       Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin hatte den Einsatz von hunderten
       Sicherheitskräften [3][in dem französischen Überseegebiet] am Samstagabend
       verkündet. Ein Großeinsatz von 600 Sicherheitskräften „wird in diesem
       Moment in Neukaledonien eingeleitet“, um die Straße zwischen Nouméa und dem
       internationalen Flughafen La Tontouta „vollständig unter Kontrolle zu
       bringen“, damit der Flughafen wieder öffnen kann, [4][schrieb Darmanin im
       Onlinedienst X].
       
       Die Regierung in Paris hat wegen der angespannten Lage den Ausnahmezustand
       in den Überseegebiet ausgerufen und 1000 zusätzliche Sicherheitskräfte
       entsandt. Bei den Unruhen wurden in den vergangenen Tagen Geschäfte
       geplündert, Barrikaden errichtet und Gebäude und Fahrzeuge in Brand
       gesetzt. Am Sonntagmorgen erklärte die Südprovinz Neukaledoniens, dass in
       der kommenden Woche alle Schulen geschlossen bleiben würden.
       
       19 May 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Eskalation-in-Neukaledonien/!6007890
 (DIR) [2] /Volksentscheid-in-Neukaledonien/!5818931
 (DIR) [3] /Franzoesisch-Uebersee/!5818673
 (DIR) [4] https://twitter.com/GDarmanin/status/1791939622819266668
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Frankreich
 (DIR) Wahlrecht
 (DIR) Unabhängigkeit
 (DIR) Entkolonialisierung
 (DIR) Kolonialismus
 (DIR) Neukaledonien
 (DIR) Neukaledonien
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Schwerpunkt Frankreich
 (DIR) Emmanuel Macron
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Besuch in Neukaledonien: Macron mahnt zur Ordnung
       
       Nach den Unruhen hat Frankreichs Präsident das Überseegebiet besucht. Kann
       das befrieden? Klar wird: Die Schatten der Kolonialzeit reichen bis heute.
       
 (DIR) Unruhen in Neukaledonien: Macron besucht Überseeterritorium
       
       Frankreichs Präsident Macron reist nach Neukaledonien. Dort ereigneten sich
       nach umstrittenen Wahlreformen Unruhen, bei denen sechs Menschen starben.
       
 (DIR) Eskalation in Neukaledonien: Am Rande eines Bürgerkriegs
       
       Die gewaltsamen Ausschreitungen halten an – trotz des Notstands. Die
       Pariser Regierung schickt Militär und blockiert das soziale Netzwerk
       Tiktok.
       
 (DIR) Gewaltsame Proteste in Neukaledonien: Macron verhängt Ausnahmezustand
       
       In der Hauptstadt Nouméa der südpazifischen Inselgruppe Neukaledonien ist
       es zu Ausschreitungen gekommen. Grund ist eine Wahlrechtsreform.
       
 (DIR) Referendum zur Unabhängigkeit: Neukaledonien bleibt französisch
       
       Über 90 Prozent stimmen gegen die Abspaltung der Pazifikinsel. Doch das
       Ergebnis ist eher Ausdruck von Boykott als von Einigkeit.