# taz.de -- Freddy Beleri in albanischer Haft: EU-Kandidatur trotz Gefängnis > Der Rechtsaußen-Politiker hat gute Chancen, für Griechenland ins > EU-Parlament zu ziehen. Schon lange ist er im Visier der albanischen > Behörden. (IMG) Bild: Freddy Beleri sitzt ein in Albanien und vielleicht bald schon in Brüssel ATHEN taz | Für Albanien ist es eine offene Provokation: Dionysios-Alfred („Freddy“) Beleri, 52, sitzt in Albanien zwar im Gefängnis. Dennoch ist er in Griechenland einer der 42 Kandidaten der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) für die anstehenden Europawahlen. [1][Der griechische Premier und ND-Chef Kyriakos Mitsotakis] gab am 15. April seine Kandidatur bekannt. Der Jubel unter den ND-Anhängern ist groß. Umfragen zufolge hat Freddy Beleri beste Chancen, gewählt zu werden. Mitsotakis' Kalkül ist es, ob der immer härteren Konkurrenz von rechts mit Beleri, der politisch ein Rechtsaußen ist, etwas entgegenzusetzen. Die unverhohlene Botschaft in Richtung Tirana lautet: „Wir Griechen wollen die Inhaftierung Beleris nicht hinnehmen.“ Beleri gehört der griechischen Minderheit in Albanien an. Er wuchs in der Küstenstadt Himara auf. Ende 1990 machte er sich wie so viele griechische Albaner auf den Weg nach Hellas. Auf der Insel Zakynthos ließ er sich orthodox taufen, später ging er nach Athen und arbeitete zunächst als Klempner. Der umtriebige Beleri studierte dann Internationale und Europäische Studien und kehrte 2015 nach Himara zurück. Dort ist er nach eigenen Angaben im Tourismussektor aktiv. Schon in jungen Jahren engagierte sich Beleri in der Kommunalpolitik. Mit Nachdruck tritt er für die Rechte der griechischen Minderheit in Albanien ein. Bei den Kommunalwahlen im vorigen Jahr kandidierte er für das Bürgermeisteramt in Himara – und gewann in der Stichwahl, obgleich er wegen des Vorwurfs des Stimmenkaufs zwei Tage vor dem Urnengang verhaftet wurde. Seither sitzt Beleri. Im März wurde er zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. ## „Erfundene Anklage“, „politischer Prozess“ Beleri spricht von einer „erfundenen Anklage“ und einem „politischen Prozess“. Der wahre Grund für seine Inhaftierung sei die örtliche Beton-Mafia, hinter der die sozialistische Regierung in Tirana [2][unter Premier Edi Rama] stecke. Die sei auf die Liegenschaften ethnischer Griechen im touristisch boomenden Himara aus, so Beleri. Beleri ist schon lange im Fokus der albanischen Behörden. Im März 1995 wurde Beleri mit sechs Personen von griechischen Grenzbeamten verhaftet. Die ominöse Gruppe hatte Waffen bei sich, darunter ein halbes Dutzend Kalaschnikows, 878 Kugeln, Messer sowie Uniformen und Perücken. Prompt stand sie unter Verdacht, einen Anschlag auf ein albanisches militärisches Ziel verüben zu wollen. Beleri wurde dafür in zweiter Instanz zu 18 bis 20 Monaten Gefängnis verurteilt. Sein aktueller Fall geht derweil in die nächste Runde. 13 Tage vor den Europawahlen sollte vor einem albanischen Gericht das Berufungsverfahren im Fall Beleri starten. Der Termin wurde auf den 7. Juni verschoben, zwei Tage vor den Europawahlen. 30 May 2024 ## LINKS (DIR) [1] /Misstrauensvotum-in-Griechenland/!6001209 (DIR) [2] /Kanzler-in-Albanien/!5901475 ## AUTOREN (DIR) Ferry Batzoglou ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Europawahl (DIR) Griechenland (DIR) Kyriakos Mitsotakis (DIR) Albanien (DIR) Social-Auswahl (DIR) Griechenland (DIR) Griechenland (DIR) Griechenland (DIR) Polen (DIR) Schwerpunkt Flucht (DIR) Schwerpunkt Flucht (DIR) Ruanda ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Europawahl in Griechenland: Aus dem Knast ins Parlament In Griechenland ist der in einem albanischen Gefängnis einsitzende Freddy Beleri ins Europaparlament gewählt worden. Sein Verfahren geht weiter. (DIR) Europawahl in Griechenland: Auch in Griechenland erstarken Rechte Die konservative Nea Dimokratia hat laut Premierminister Mitsotakis ihr Ziel verfehlt. Die rechte Partei EL konnte ihr Ergebnis verdoppeln. (DIR) Griechenland nach der Finanzkrise: Kampf ums blaue Gold Die EU investierte Hunderte von Milliarden Euro in die griechische Wirtschaft. Mittlerweile erholt sie sich. Doch davon profitieren nicht alle gleich. (DIR) Europäischer Raketenschild: Gemeinsame EU-Luftabwehr gefordert Regierungschefs von Polen und Griechenland fordern von der EU die Errichtung eines gemeinsamen Luftabwehrschirms. Die Kommissionspräsidentin ist dafür. (DIR) Urteil nach tödlichem Schiffsunglück: Freispruch und viele Unklarheiten Hunderte Geflüchtete ertranken bei dem Schiffsunglück 2023 nahe der griechischen Küstenstadt Pylos. Neun Angeklagte werden freigesprochen. (DIR) Italiens Flüchtlingszentrum in Albanien: Problem abgeschoben Nur nicht erst italienischen Boden berühren lassen. Italien will sich mit Flüchtlingslagern in Albanien der Asylverfahren daheim entledigen. (DIR) Reform des EU-Asylsystems: Drittstaaten-Deals und Abschreckung Gegen Migration setzt die EU auf Lager an den Außengrenzen und Kooperationen mit Transitländern. Manchen geht das nicht weit genug.