# taz.de -- Reallöhne steigen: Mehr Geld in der Tasche
       
       > Die Reallöhne stiegen zu Jahresanfang um 3,8 Prozent. Das liegt an guten
       > Tarifabschlüssen und daran, dass sich die Inflationsraten normalisieren.
       
 (IMG) Bild: Mehr Kaufkraft: Die Menschen könnten sich wieder mehr in die Taschen packen
       
       BERLIN taz | Nachdem die Beschäftigten während der Corona- und Energiekrise
       [1][Kaufkraftverluste] hatten, sind ihre Einkommen zuletzt kräftig
       gestiegen. So waren die Löhne und Gehälter real – also nach Abzug der
       Inflationsrate – in den ersten drei Monaten 2024 3,8 Prozent höher als ein
       Jahr zuvor. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Es ist
       die vierte Zunahme der Reallöhne in Folge – und die stärkste seit
       Einführung dieser Statistik 2008.
       
       „Der Anstieg ist eine sehr gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft und
       die Menschen in Deutschland“, kommentierte der Direktor des
       gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung
       (IMK), [2][Sebastian Dullien]. Dass sich die Kaufkraft der breiten Masse
       von Menschen erholt hat, werde sich in den kommenden Monaten wohl auch
       darin niederschlagen, dass deutlich mehr konsumiert werde.
       
       Dullien gibt allerdings zu bedenken, dass die Reallöhne noch lange nicht
       die Verluste seit dem Beginn der Covid-Pandemie 2019 wettgemacht haben. Das
       könnte auch ein Grund sein, warum sich der private Konsum im ersten Quartal
       trotz der steigenden Reallöhne noch nicht erholt hat. „Viele Deutsche
       scheinen nach dem großen Inflationsschock der vergangenen beiden Jahre erst
       einmal ihren Notgroschen wieder aufstocken zu wollen, bevor sie wieder mehr
       Geld ausgeben“, sagt Dullien.
       
       Die Zuwächse beim Reallohn sind zum einen den Tariflohnsteigerungen und
       Inflationsausgleichsprämien zu verdanken, die zu Jahresanfang ausgezahlt
       wurden. Nominal legten die Löhne sogar um 6,4 Prozent zu – laut dem
       Statistikamt der zweithöchste Anstieg seit 2008. Zum anderen sorgte auch
       die Normalisierung der Inflation dafür, dass die Menschen mehr im
       Portemonnaie und auf dem Konto hatten.
       
       ## Inflation im Mai bei 2,4 Prozent
       
       Im Mai lag die Preissteigerungsrate nach vorläufigen Zahlen bei 2,4
       Prozent. Dies ist im Vergleich zum April zwar ein leichter Zuwachs von 0,2
       Prozentpunkten, aber dafür sind Sondereffekte wie die Einführung des
       [3][49-Euro-Tickets] vor einem Jahr verantwortlich. Laut IMK-Expertin Silke
       Tober ist damit „der Abschwächungsprozess hin zum Inflationsziel von 2
       Prozent weiterhin intakt“.
       
       29 May 2024
       
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