# taz.de -- Neuzulassungen von Pkw: Leichte Autos sind Mangelware > 2023 wurden in Deutschland kaum Pkw zugelassen, die weniger als eine > Tonne wiegen. Kleine E-Autos müssten attraktiver werden, fordert ein > Bündnis. (IMG) Bild: Ein Leichtgewicht, vergleichsweise zumindest: der Suzuki Ignis, hier in Jakarta, Indonesien BERLIN taz/dpa | Immer weniger neue Autos in Deutschland sind leichter als eine Tonne. Das geht aus einer Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) über die Neuzulassungen 2023 hervor, die die Deutsche Presseagentur ausgewertet hat. Selbst wenn man Wohnmobile und kleine Nutzfahrzeuge nicht mit einberechnet, kommen demnach immer mehr Wagen auf ein Leergewicht von über zweieinhalb Tonnen: Das KBA listet hier zwei Dutzend Modellreihen und Zehntausende Autos aus den Segmenten SUV, Geländewagen und Oberklasse. [1][Laut der Behörde] wogen die 2023 in Deutschland neu zugelassenen Autos durchschnittlich 1.696 Kilogramm, inklusive Wohnmobilen, Kleintransportern und anderen Nutzfahrzeugen. Noch 2013 lag das Durchschnittsgewicht bei 1.475 Kilogramm. Unter 1.000 Kilogramm, also unter eine Tonne kamen 2023 nur zwei Modellreihen, je ein Kleinwagen der Marken Mitsubishi und Suzuki. 2022 waren es noch vier Modellreihen, 2013 sogar noch 15. Für die beiden Modellreihen Mitsubishi Mirage und Suzuki Ignis verzeichnet das KBA knapp 19.000 Neuzulassungen – das ist deutlich unter einem Prozent der Neuzulassungen. Wie viele dieser neu zugelassenen Autos tatsächlich weniger als eine Tonne wiegen, lässt sich allerdings nicht genau sagen. Das KBA gibt pro Modellreihe nur ein Gewicht an, einzelne Pkw können je nach Ausstattung oder Motor abweichen. Unter den leichtesten Modellen rangieren keine reinen E-Autos, oft treiben die Batterien ihr Gewicht nach oben. Wenn man eher seltene Marken wie Rolls-Royce und Bentley außer Acht lässt und nur Marken mit mindestens einem Prozent Marktanteil betrachtet, liegt [2][der reine Elektrobauer Tesla auf Platz zwei] der schwersten Marken. Die Industrie tüftelt jedoch an leichteren Akkulösungen. ## Nicht nur E-Autos wiegen viel Zudem geht das insgesamt steigende Gewicht bei Neuzulassungen längst nicht nur auf das Konto der Stromer: Das schwerste der neuen Autos, ein Luxus-SUV der Marke Cadillac, kommt meist mit Verbrennungsmotor daher – und erreicht selbst laut den meist optimistischen offiziellen Zahlen von 13 Litern Benzin auf 100 Kilometer und 302 Gramm CO2 pro Kilometer hohe Verbrauchswerte. „Wir fordern von der Politik, Lenkungswirkungen für kleine E-Autos umzusetzen“, sagt Jonas Becker, Referent für Klimapolitik und Mobilität bei der Klima-Allianz Deutschland. Viele Verbände und Unternehmen würden gerne ihre Firmenflotte durch preiswerte und klimafreundlichere E-Autos ersetzen – davon gebe es aber schlicht nicht genug, weder auf dem Gebrauchtmarkt noch unter den Neuwagen. Ein Blick nach Belgien zeige: „Eine höhere Dienstwagenbesteuerung von Verbrennern und gezielte Absatzmöglichkeiten für E-Autos geben den Unternehmen Anreize, ihre Flotten auf batteriebetriebene Fahrzeuge umzustellen“, erklärt Becker. Kleine elektrische Pkw könnten von politischer Seite zum Beispiel mit „Social Leasing“, also günstigen Leasingmöglichkeiten für Geringverdienende ohne ÖPNV-Angebote attraktiv gemacht werden, sagt der Verkehrsreferent. Oder mit einer Reform der Kfz-Steuer, nach der es eine Prämie für den Kauf eines E-Autos und eine Extra-Steuer auf CO2-intensive Wagen gäbe. Das könnte schließlich auch die Hersteller motivieren, stärker auf kleinere Elektrofahrzeuge zu setzen. Aktuell stecke die Bundesregierung noch [3][zu viel Geld in fossile Mobilität], kritisiert ein Bündnis, zu dem auch die Klima-Allianz, andere Umwelt- und Wirtschaftsverbände sowie der Auto Club Europa gehören. Sie legten am Donnerstag deshalb einen Fünf-Punkte-Plan für sozial gerechte und klimafreundliche Investitionen in die Verkehrswende vor. ## Bündnis will mehr Geld für Schiene und ÖPNV Laut diesem Plan dürfe erstens kein Geld mehr in den Neu- und Ausbau von Autobahnen fließen. Zweitens müsse langfristig mehr in den Schienenverkehr, drittens [4][in ÖPNV und Deutschlandticket investiert] werden. Viertens müssten Subventionen für den fossilen Autoverkehr gestrichen und fünftens der Absatz von E-Autos erhöht werden. „Auf Dauer hat für das Auto nur die batterieelektrische Mobilität eine Zukunft, um nationale und internationale Klimaschutzziele zu erreichen“, sagt Kerstin Jurek, verkehrspolitische Leiterin beim Auto Club Europa. „Die Ziele dürfen nicht durch sozial ungerechte und klimaschädliche Subventionen gefährdet werden.“ 30 May 2024 ## LINKS (DIR) [1] https://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Neuzulassungen/neuzulassungen_node.html (DIR) [2] /Tesla-als-Symbol/!5990649 (DIR) [3] /Klimaschaedliche-Subventionen/!5974214 (DIR) [4] /Studie-ueber-Kosten-des-OePNV/!6005052 ## AUTOREN (DIR) Nanja Boenisch ## TAGS (DIR) Verkehrswende (DIR) SUV (DIR) Autoverkehr (DIR) Zulassung (DIR) Elektromobilität (DIR) Social-Auswahl (DIR) China (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) Schwerpunkt Europawahl (DIR) Schwerpunkt Klimaproteste (DIR) Elektromobilität ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Ökonom über Zölle auf E-Autos aus China: „Es gibt kein Recht auf Billigware“ China habe trotz der neuen EU-Zölle auf E-Autos kein Interesse an einem Handelskrieg, sagt Ökonom Jürgen Matthes. Europa sei als Markt zu wichtig. (DIR) Absatz Elektroautos stockt: Tesla startet Discount-Aktion Der US-Autobauer stoppt tageweise seine Produktion in Deutschland. Denn seit dem Wegfall der Prämie stockt der Absatz von Elektroautos hierzulande. (DIR) CDU-Umfrage zum Verbrenner-Aus: Die Klimakrise ist nicht abwählbar „Massiv“ soll eine Umfrage der CDU zum Verbrenner-Aus manipuliert worden sein. Dabei geht die eigentliche Manipulation von der CDU selbst aus. (DIR) Protest gegen E-Auto-Fabrik: Sturm auf Tesla-Gelände Etwa 800 Menschen haben sich Zugang zum Areal des E-Autobauers in Brandenburg verschafft. Andere blockierten Transporter zur Auto-Beförderung. (DIR) E-Autos besser bei ADAC-Pannenstatistik: Verbrenner bleiben öfter stehen Elektroautos sind laut ADAC-Pannenstatistik deutlich zuverlässiger als Verbrenner. Im Schnitt verursachen die Stromer etwa nur halb so viele Probleme.