# taz.de -- Christian Eriksen bei der EM: Ausgerechnet Eriksen
       
       > Offensivspieler Christian Eriksen erlitt 2021 während eines EM-Spiels
       > einen Herzstillstand. Nun wurde er gegen Slowenien der wichtigste
       > Spieler.
       
 (IMG) Bild: Schweißtreibende Schinderei: Christian Eriksen im Spiel gegen Slowenien
       
       STUTTGART taz | Jeder Fußballfan erinnert sich an [1][diese Szene]:
       Christian Eriksen ist am linken Flügel unterwegs, plötzlich taumelt er,
       fällt, und schon die ersten Reaktionen lassen das Schlimmste vermuten.
       Ärzte eilen herbei, die Mitspieler formen einen Kreis um den kollabierten
       Angreifer, um ihn vor Blicken zu schützen. Eriksen, der einen
       Herzstillstand erlitten hat, wird reanimiert, und wie alle Beobachter
       befinden sich an [2][diesem 12. Juni 2021] auch die Fußballfans im
       Kopenhagener EM-Stadion in Schockstarre.
       
       Es war ohnehin eine merkwürdige Zeit, in der Corona das Leben der Menschen
       beherrschte und Karl Lauterbach das seiner Meinung nach nachlässige
       Hygienekonzept des ausrichtenden Verbandes auf Twitter kritisierte: „Die
       Uefa ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich.“ Das dänische Team
       verlor die paradoxerweise fortgeführte Partie gegen Finnland, kam dann aber
       [3][immer besser ins Turnier] und schaffte es zur Freude des dann bereits
       rekonvaleszenten Eriksen sogar ins Halbfinale der Europameisterschaft.
       
       Fast auf den Tag genau drei Jahre später steht dieser Christian Eriksen
       wieder bei einem EM-Spiel gegen Slowenien auf dem Platz und wird, das Leben
       schreibt wirklich die schönsten Geschichten, in Stuttgart [4][„Man of the
       Match“], der Mann des Spiels, das als 1:1-Unentschieden in die Statistiken
       einging.
       
       Mit seinem Treffer zum 1:0 der Dänen und auch mit einem sonst guten
       Auftritt nahm er die Juroren für sich ein. „Ich genieße jedes Spiel“, sagte
       Eriksen, „es war mein Ziel, wieder dieses hohe Niveau zu erreichen.“ In
       diesen drei Jahren sei sehr viel passiert. „Ich denke da aber nicht jeden
       Tag darüber nach, sondern eher über Fußball und die positiven Dinge.“
       
       ## Klassische Zehn
       
       Christian Eriksen trägt die Nummer 10 auf dem Rücken seines Trikots, und so
       spielt er als klassischer Zehner hinter den zwei Spitzen der Skandinavier
       wie eh und je. Dabei gab es durchaus Zweifel in Dänemark, ob es Eriksen in
       die Auswahl von Trainer Kasper Hjulmand schaffen würde. Eriksens Saison bei
       Manchester United verlief eher holprig, auf allzu viele Einsätze in Old
       Trafford kam er nicht. Aber die Form verbesserte sich zuletzt: Im
       vorletzten EM-Vorbereitungsspiel traf Eriksen gegen Schweden mit einem
       satten Schuss aus 20 Metern.
       
       Das sind die Dinge, über die Eriksen jetzt gern sprechen möchte, die
       zuletzt immer wiederkehrenden Fragen nach seinem Nahtod sind ihm sichtlich
       unangenehm. Wie jeder Leistungssportler zieht er es vor, das Missliche zu
       verdrängen und stur nach vorn zu schauen. Ja, da habe es „die Probleme
       damals“ gegeben, sagte er in Stuttgart verklausuliert, „aber jetzt schreibe
       ich eine andere Geschichte bei dieser EM“. Der slowenische Trainer Matjaz
       Kek rühmte ihn als „Weltklassespieler, ich habe nichts anderes von ihm
       erwartet“.
       
       Dessen Kollege, Kasper Hjulmand, ergänzte, er habe nie an Eriksen und
       seiner Fähigkeit zur Rückkehr gezweifelt: „Er kennt den Rhythmus des
       Spiels, er hat es verinnerlicht, er ist ein großer Spieler und hat das
       heute gezeigt.“ Eriksen, der wohl wirklich kein Mann großer Worte ist,
       sagte darauf knapp: „Ich habe mich gefreut, dass ich der Mannschaft helfen
       konnte.“
       
       ## Elektronische Impulse
       
       Seit dem Kollaps in Kopenhagen vor drei Jahren trägt Eriksen einen
       Defibrillator unter der Haut. Sollte das Herz wieder aussetzen, gibt das
       Gerät elektronische Impulse an das Organ, um es wieder auf Trab zu bringen.
       Doch obwohl seine Ärzte nach einer achtmonatigen Pause und leichtem
       Aufbautraining bei Eriksens dänischem Jugendklub Klub Odense BK die
       Freigabe für den Leistungssport gaben, ging es bei seinem damaligen
       Arbeitgeber, Inter Mailand, nicht weiter.
       
       Ende Oktober 2021 entschied die italienische Gesundheitsbehörde, dass
       Eriksen seinen Beruf in der Serie A aufgrund des Defibrillators nicht mehr
       ausüben darf. Der Offensive ging zurück auf die Insel in die Premier
       League, schloss sich dem FC Brentford an, später Manchester United. Da
       besitzt der 32-Jährige, der 2019 einmal mit einem Marktwert von 100
       Millionen Euro taxiert wurde (aktuell: 8 Millionen) noch einen Vertrag über
       ein Jahr.
       
       Diese Zeit möchte Christian Eriksen als das Normalste von der Welt
       genießen. Dass es schnell vorbei sein kann, beweist nicht nur seine eigene
       Vita, sondern auch der aktuelle Fall des montenegrinischen Torwarts vom FC
       Millwall, Matija Sarkic. Der 26-Jährige wurde am Samstag tot in seiner
       Wohnung in der Stadt Budva/Montenegro aufgefunden. Die genaue Todesursache
       ist noch nicht bekannt. In einer Erklärung schrieb der englische
       Zweitligaklub: „Der Millwall Football Club ist völlig am Boden zerstört.“
       
       17 Jun 2024
       
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