# taz.de -- Dänische Nationalelf bei der EM: Das freundliche Dynamit
       
       > Nach torloser Partie gegen Serbien trifft Dänemark im Achtelfinale auf
       > Deutschland. Unterschätzen sollte die DFB-Elf die entspannten Dänen
       > nicht.
       
 (IMG) Bild: Da jubelt er (noch?) – Dänemarks Christian Eriksen nach seinem Treffer zum 1:0 gegen Slowenien in der Vorrunde
       
       MÜNCHEN taz | In der Nacht sind die Dänen dann von München aus nach
       Freudenstadt aufgebrochen in ihr Quartier, das sie während der
       Europameisterschaft im Schwarzwald bezogen haben. „Hoffentlich finden wir
       ein wenig Schlaf“, sagte Trainer Kasper Hjulmand nach der [1][torlosen
       Partie gegen Serbien]. Sein Team steht im Achtelfinale gegen Deutschland.
       Gespielt wird schon am Samstag in Dortmund (21 Uhr, Magenta TV). Viel Zeit
       zur Erholung bleibt da nicht. „Aber es ist, wie es ist“, findet Hjulmand,
       der über diese kleine Wettbewerbsverzerrung auch erbost sein könnte.
       
       Aber dieser Trainer ist wie Dänemark: stets freundlich, zugewandt,
       eloquent. „Wir freuen uns auf dieses Spiel, wir freuen uns darauf, den
       dänischen Fußball zu repräsentieren, auch die vielen Freiwilligen in den
       Klubs.“ Neben ihm auf dem Podium saß [2][wieder einmal Christian Eriksen],
       der nun schon zum zweiten Mal „Man of the Match“ geworden ist. Er sagte,
       diese Ehrung freue ihn sehr, nur müsse sein Team vor dem Tor künftig etwas
       „klinischer“ spielen, also genauer und kompromissloser. Seine Kür war
       zwangsläufig, denn wer hätte sonst erwählt werden sollen im Reigen der
       Durchschnittlichen?
       
       Im serbischen Team bot sich nun wahrlich kein Spieler an. Sie schieden
       sang- und klanglos aus. In der ersten Halbzeit schossen sie kein einziges
       Mal aufs Tor, obgleich sie doch unter Zugzwang standen. Nur die Fans waren
       auffällig, warfen immer wieder Becher in den dänischen Strafraum, zündeten
       Bengalos. Dass der serbische Coach Dragan Stojković nach dieser komplett
       verunglückten EM-Kampagne allen Ernstes sagte, „wir können stolz auf uns
       sein“, ist erstaunlich, denn Stojković verfügt, ähnlich Englands Gareth
       Southgate, derzeit nur über eine hervorstechende Eigenschaft: Er kann ein
       Team von unbestrittenen Einzelkönnern auf ein niederes Niveau setzen.
       
       Dänemark spielte wie bei diesem Turnier üblich eine blitzsaubere erste
       Hälfte: Gutes Passspiel; jeder weiß, was er zu tun hat; keiner macht
       Sperenzchen – und vorn sorgt Christian Eriksen mitunter für besondere
       Momente. In Halbzeit zwei kollabiert bisweilen das klare dänische Spiel. Ob
       es an einer physischen Schwäche oder mangelnder Konzentration liegt, ist
       schwer zu sagen, aber wenn Dänemark einmal zwei Halbzeiten von Qualität
       aneinanderreihen könnte, dann hätte auch das deutsche Team zu tun. Weil das
       die dänischen Journalisten bereits in Spiel eins gegen Slowenien beobachtet
       haben, kritisierten sie Hjulmands späte Einwechslungen, was der Trainer
       freilich zurückwies.
       
       ## Überraschungsteam der EM 2021
       
       Im Serbien-Spiel sorgte er rechtzeitig für Ersatz. Die Neuen mussten dann
       aber hauptsächlich verteidigen, weil sich das serbische Team
       verblüffenderweise daran erinnert hatte, dass es an diesem Dienstagabend um
       etwas geht: das Weiterkommen. „Wir haben das gut gemacht hinten“, sagte
       Hjulmand, sah aber auch Verbesserungsmöglichkeiten für das Spiel gegen den
       „EM-Mitfavoriten“ (Hjulmand): „Wir müssen die Räume besser nutzen und
       Situationen kreieren, in denen wir gefährlich werden.“ Dänemarks
       Expected-Goals-Wert, also das Maß der Gefährlichkeit bei Schüssen aufs Tor,
       liegt bei etwa 0,7.
       
       Die Deutschen haben in dieser Statistik bessere Werte, doch Trainer Julian
       Nagelsmann wird seine Spieler mit Sicherheit davor warnen, Dänemark zu
       unterschätzen. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, die man halt
       herunterrattert. Und doch: Dänemark war bei der vergangenen
       Europameisterschaft, die sich im Jahr 2021 im Klammergriff von Corona
       befand, das Überraschungsteam, kam bis ins Halbfinale. Damals managte
       Kasper Hjulmand die Umstände von Eriksens lebensbedrohlichem Zusammenbruch
       bravourös, und auch heute scheint ihn nichts umzuhauen.
       
       Immer wieder spricht er davon, entspannt in Spiele zu gehen, entspannt dies
       und jenes zu tun. Das Wörtchen gehört zu seinem Standardrepertoire. Bei so
       viel Entspannung scheint die einzige Gefahr für Dänemark darin zu bestehen,
       so lasch wie eine dieser Werbefiguren herumzuhängen, deren Gebläse
       ausgefallen ist. Aber für diesen Fall zünden Zehntausende Fans auf den
       Rängen ja regelmäßig ihr „Danish Dynamite“.
       
       26 Jun 2024
       
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