# taz.de -- Hungerstreik für bessere Klimapolitik: „Bild“ kann Leben retten
       
       > Hungerstreikende wollen, dass der Kanzler die Wahrheit über die
       > Klimakatastrophe sagt. Er tut es nicht. Ihr Plan B: Die „Bild“-Zeitung
       > soll es sagen.
       
 (IMG) Bild: Pressekonferenz mit Plan B: Klimaaktivist:innen am 3. Juni in Berlin
       
       BERLIN taz | Der Bundeskanzler soll den Menschen die Wahrheit sagen über
       die Klimakatastrophe – so lautet die zentrale Forderung der vier Männer,
       [1][die zum Teil seit März in Berlin im Hungerstreik sind]. Jetzt werden
       sie noch radikaler. Am Mittwoch treten zwei von ihnen auch in den
       Durststreik.
       
       Die Menschen müssen wissen, dass der Klimawandel das Leben auf dem Planeten
       zerstört, sagen die Hungerstreikenden. Sie sollen wissen, dass die
       Vorstellung, dass es [2][ein CO2 Restbudget] gebe, das wir noch verbrauchen
       könnten, eine Mär ist. Jetzt schon ist viel zu viel CO2 in der Luft. Alles
       Fakten, die vom Weltklimarat und von Leuten aus der Wissenschaft bestätigt
       sind. Wer, wenn nicht der Bundeskanzler muss das den Leuten sagen.
       [3][„Hungern-bis-ihr-ehrlich-seid“], heißt entsprechend die Kampagne. Die
       Hungernden sind in einem immer kritischeren gesundheitlichen Zustand.
       
       Allein, Olaf Scholz windet sich, sagte auf einem [4][Bürgerdialog in
       Erfurt] in der vergangenen Woche, dass die Politik ihre Handlungen aus den
       wissenschaftlichen Daten ableite und ja, er sehe den Klimawandel, andere
       vielleicht nicht. Er stellt die Meinung der PolitikerInnen damit über die
       Fakten der Wissenschaft. Ein Vorgehen, das den KlimaleugnerInnen in die
       Hände spielt.
       
       Und bei einem Dialog auf dem [5][Demokratietag] vor einer Woche sagte
       Scholz: „Zu sagen, ich löse die Situation mit einem Bekenntnis zu
       irgendetwas, ist kein Ausweg, denn es ist keine religiöse Veranstaltung“.
       Die wissenschaftliche Wahrheit auszusprechen wird demnach zum religiösen
       Bekenntnis.
       
       ## Nichts mehr trinken
       
       Jetzt wollen die Hungerstreikenden weiter eskalieren. Am Mittwoch, so
       kündigten sie an, wollen zwei von ihnen, [6][der 49-jährige Umwelttechniker
       Wolfgang Metzeler-Kick] und der 34-jährige Aktivist von „Letzte Generation“
       Adrian Lack auch nichts mehr trinken. Sie gehen in den „trockenen
       Hungerstreik“. Das werde vermutlich, angesichts ihrer geschwächten
       körperlichen Kondition, in ein bis drei Tagen zum Tod führen.
       
       Adrian Lack ist seit 28 Tagen im Hunger- und Schweigestreik. Wolfgang
       Metzeler-Kick hungert bereits seit 89 Tagen. Er hat in der Zeit 30 Kilo an
       Gewicht verloren. Er weist noch einmal eindringlich darauf hin, dass es
       wenig Sinn mache, auf zukünftige Techniken zu setzen, um CO2 aus der Luft
       zu holen, und gleichzeitig großzügig, etwa im Verkehr, zu erlauben,
       weiterhin CO2 in die Luft zu pumpen. Er wirft sein Leben in die Waagschale,
       um diesen Irrsinn zu stoppen. Im Invalidenpark in Berlin kann man dem
       Verfall hungernder Menschen und bald auch dem Sterben in Echtzeit folgen.
       
       ## „Bild“ soll Druck machen
       
       Nach einem Plan B gefragt, der die Hungerstreikenden motivieren könnte,
       ihren Hungerstreik abzubrechen, antwortet Metzler-Kick mit einem
       Schmunzeln, „ja, wenn die Bild-Zeitung unsere Forderungen drucken würde“.
       
       Wie sich bei Nachfragen auf der Pressekonferenz herausstellt: Es ist
       durchaus ernst gemeint. Die Bild könnte das Leben der Hungerstreikenden
       retten, indem sie die Klimawahrheit ausspricht, wenn Olaf Scholz schon
       nicht bereit dazu ist. „Die Bildzeitung würde mehr Menschen erreichen als
       der Bundeskanzler“, meint Metzeler-Kick noch.
       
       Jetzt müsste nur die Bild mutig sein, mutiger als der Bundeskanzler. „Wenn
       ich tot bin, beweist das, dass der Bundeskanzler lieber Menschen sterben
       lässt, anstatt ihnen die Wahrheit zu sagen“, sagt Metzler-Kick. Ob sich die
       Bild das auch nachsagen lassen will?
       
       Inzwischen fordern auch Aktivisten aus der Klimabewegung die
       Hungerstreikenden auf, den Hungerstreik zu beenden. Der sonst für
       [7][Forderung nach mehr Radikalität] bekannte [8][Aktivist Tadzio Müller]
       hat [9][Metzeler-Kick per offenem Brief aufgefordert], den Hungestreik zu
       stoppen. „Wir brauchen Dich, Dein Herz, Deinen Mut, Deine Sturheit noch“,
       schreibt Müller.
       
       Einen Lichtblick gibt es. Bei der Pressekonferenz hing am Tisch vor den
       Hungerstreikenden in Transparent: „Wir wollen leben“, steht darauf.
       
       3 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [3] https://hungern-bis-ihr-ehrlich-seid.de/
 (DIR) [4] https://www.instagram.com/p/C7m1kuhomNx/
 (DIR) [5] https://www.instagram.com/p/C7YeZR6Mu1e/
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 (DIR) [8] /Umgang-mit-der-Klimakrise/!6003511
 (DIR) [9] https://steadyhq.com/de/friedlichesabotage/posts/44d925eb-8a44-4688-8f55-d6423a4c1b7c
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Waltraud Schwab
       
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