# taz.de -- +++Nachrichten im Nahost-Krieg+++: Hoffnung auf Deal schwindet erneut
       
       > Die Hamas und Israel beschuldigen sich gegenseitig, den Biden-Vorschlag
       > zu blockieren. Eine UN-Kommission wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen
       > vor.
       
 (IMG) Bild: Sie warten weiter auf einen Waffenstillstand: Palästinenser zwischen Trümmern im Flüchtlingslager Al Nuseirat
       
       ## Widersprüchliche Aussagen zu Verhandlungsstand
       
       Nach monatelangen diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Gazakriegs
       haben die islamistischen Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer
       Dschihad nach eigenen Angaben eine Antwort [1][auf den israelischen
       Vorschlag für eine Waffenruhe] und eine Geiselfreilassung im Gazastreifen
       gegeben. Darin forderten sie „einen vollständigen Stopp der Aggression“ im
       Gazastreifen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Gruppen am
       Dienstag. Die USA gaben an, die Antwort zu prüfen.
       
       Hamas und Islamischer Dschihad erklärten weiter, ihre Antwort stelle „die
       Interessen unseres palästinensischen Volkes in den Vordergrund“ und betone
       „die Notwendigkeit eines vollständigen Stopps der anhaltenden Aggression
       gegen den Gazastreifen“. Beide Gruppen seien „bereit, sich zu engagieren,
       um eine Vereinbarung zu erreichen, die diesen Krieg beendet“.
       
       Zuvor hatten hochrangige Hamas-Vertreter erklärt, die Hamas habe den
       Vermittlern in den Gesprächen über eine Waffenruhe zwischen Israel und der
       Hamas, Ägypten und Katar, eine offizielle Antwort überbracht. Über den
       genauen Inhalt der Antwort gab es am Mittwoch unterschiedlich lautende
       Berichte. Eine mit den Vorgängen vertraute Quelle, die anonym bleiben
       wollte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Antwort der Hamas auf den
       israelischen Vorschlag enthalte „Änderungen“. Israelische Medien und das
       US-Nachrichtenportal Axios berichteten, dass die Hamas den Plan abgelehnt
       habe.
       
       Daraufhin veröffentlichte Hamas-Vertreter Issat al-Rischk eine
       Stellungnahme und schrieb, die Antwort der Palästinenserorganisation sei
       „verantwortungsvoll, ernsthaft und positiv“ und öffne „den Weg zu einem
       Abkommen“. Die israelischen Medienberichte zeugten „von Versuchen, Israel
       von den Verpflichtungen des Abkommens zu entbinden“, erklärte er.
       
       Das Weiße Haus verkündete am Dienstag, es prüfe die Antwort der Hamas auf
       den Vorschlag. „Wir haben die Antwort erhalten, die die Hamas Katar und
       Ägypten gegeben hat, und wir prüfen sie gerade“, sagte der Sprecher des
       Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, vor Journalisten.
       
       Die Antwort bezieht sich auf einen von US-Präsident Joe Biden Ende Mai
       vorgestellten Plan für eine „sofortige und vollständige“ Feuerpause
       zwischen Israel und der islamistischen Hamas.
       
       Der Plan sieht unter anderem den Rückzug der israelischen Armee aus
       bewohnten Gebieten des Gazastreifens vor sowie die Freilassung der von der
       Hamas verschleppten Geiseln im Austausch für palästinensische Gefangene.
       Demnach würde es zunächst zu einer sechswöchigen Waffenruhe kommen, die
       verlängert werden könnte, während um ein anhaltendes Ende der Kämpfe
       verhandelt wird. (afp)
       
       ## UN-Menschenrechtsrat: Kriegsverbrechen auf beiden Seiten
       
       Eine Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats hat Israel und
       mehreren Palästinenserorganisationen Kriegsverbrechen vorgeworfen. Israel
       habe „die Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Ausrottung, des Mordes,
       der geschlechtsspezifischen Verfolgung, die auf palästinensische Männer und
       Jungen abzielt, der Zwangsumsiedlung, der Folter und der unmenschlichen und
       grausamen Behandlung“ begangen, erklärte die im Mai 2021 vom
       Menschenrechtsrat eingesetzte Kommission in einem am Mittwoch
       veröffentlichten Bericht. Zudem hätten der bewaffnete Arm der Hamas und
       sechs weitere Palästinenserorganisationen Kriegsverbrechen begangen. (afp)
       
       Ranghoher Hisbollah-Kommandeur getötet 
       
       Die israelische Armee hat nach libanesischen Angaben den bisher
       ranghöchsten Kommandeur der islamistischen Hisbollah-Miliz seit Beginn des
       Gazakriegs getötet. Wie ein Vertreter des libanesischen Militärs weiter
       erklärte, wurde der Hisbollah-Kommandeur am Dienstagabend bei einem Angriff
       auf den rund 15 Kilometer nördlich der Grenze zu Israel gelegenen Ort
       Dschuaijja getötet, bei dem demnach drei weitere Menschen starben. Die
       Hisbollah selbst benannte ihn als Sami Abdallah, genannt Abu Taleb.
       
       Der 1969 im Südlibanon geborene Abdallah sei „als Märtyrer auf dem Weg nach
       Jerusalem“ gestorben, schrieb die Hisbollah in der für sie üblichen
       Formulierung für im Kampf getötete Mitglieder. Später erklärte die
       proiranische Schiiten-Miliz, ein zweiter Kämpfer namens Mohammad Hussein
       Sabra sei bei demselben israelischen Angriff getötet worden.
       
       Bislang galt der im Januar bei einem israelischen Angriff ums Leben
       gekommene Wissam Hassan Tawil als ranghöchstes seit Beginn des Gazakriegs
       getötetes Hisbollah-Mitglied. Tawil war unter anderem an der Gefangennahme
       von israelischen Soldaten beteiligt gewesen, die 2006 den letzten Krieg
       zwischen der Hisbollah und Israel ausgelöst hatten.
       
       Zu dem Angriff vom Dienstagabend machte die israelische Armee ihrerseits
       zunächst keine konkreten Angaben. Sie erklärte aber, mehrere Ziele der
       Hisbollah im Süden des Libanon getroffen zu haben. Zuvor habe die Hisbollah
       50 Raketenangriffe auf die israelisch besetzten Golanhöhen ausgeführt.
       
       Seit dem Beginn des Kriegs zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas
       im Gazastreifen am 7. Oktober kommt es fast [2][täglich zu gegenseitigem
       Beschuss] zwischen Israel und Hisbollah-Kämpfern. [3][In den vergangenen
       Tagen hatte die Intensität der Kämpfe zugenommen.]
       
       Wenige Stunden nach dem mutmaßlich israelischen Luftangriff geriet der
       Norden Israels am Mittwochmorgen unter heftigen Raketenbeschuss. (taz/afp)
       
       ## Hilfskonferenz für den Gazastreifen
       
       Unterdessen kündigte Blinken am Dienstag bei einer Hilfskonferenz für den
       Gazastreifen in Jordanien zusätzliche US-Hilfen für die Palästinenser in
       Höhe von 404 Millionen Dollar (knapp 377 Millionen Euro) an. Auch forderte
       er andere Staaten auf, ebenfalls mehr zu geben. „Einige haben ihre große
       Besorgnis über das Leid des palästinensischen Volks im Gazastreifen
       geäußert, darunter auch Länder, welche die Fähigkeit haben, viel zu geben,
       und wenig oder nichts getan haben“, sagte der US-Chefdiplomat.
       
       Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist nach acht Monaten Krieg
       katastrophal. Seit Beginn des Krieges im Oktober flossen US-Hilfsleistungen
       im Umfang von mehr als 670 Millionen Dollar für die Versorgung der
       Palästinenser im Gazastreifen, Westjordanland und in weiteren Gebieten in
       der Region. Das meiste Geld ging an das Welternährungsprogramm und private
       Hilfsorganisationen.
       
       Die Hilfe für das UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) war vom US-Kongress
       ausgesetzt worden, nachdem Israel UNRWA-Mitarbeiter beschuldigt hatte, am
       Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober beteiligt
       gewesen zu sein. Blinken befindet sich noch bis Mittwoch im Nahen Osten.
       Nach seinem Besuch in Jordanien wollte er nach Katar weiterfliegen. (afp)
       
       12 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Verhandlungen-um-Waffenruhe-in-Gaza/!6013357
 (DIR) [2] /Hisbollah-Angriffe-auf-Israel/!6015442
 (DIR) [3] /Eskalation-an-Israel-Libanon-Grenze/!6011955
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Israel
 (DIR) Hamas
 (DIR) Hisbollah
 (DIR) Joe Biden
 (DIR) GNS
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Schlagloch
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Reaktionen auf veröffentlichte E-Mails: Stark-Watzinger stark in der Kritik
       
       Die Bildungsministerin wollte prüfen, ob kritischen Hochschullehrern
       Förderung entzogen werden kann. Einige sehen die Wissenschaftsfreiheit in
       Gefahr.
       
 (DIR) Verhandlungen um Waffenruhe in Gaza: US-Plan nimmt UN-Hürde
       
       Der UN-Sicherheitsrat stellt sich hinter Bidens Gaza-Friedensplan. Israel
       und die Hamas stimmen irgendwie zu, verfolgen aber unvereinbare Ziele.
       
 (DIR) Palästinensische Kinder: Feinde in Windeln
       
       Es besteht ein rassistischer, verzerrender Blick auf palästinensische
       Kinder. Das trägt dazu bei, ihr tausendfaches Sterben in Gaza hinzunehmen.