# taz.de -- Biden, Söder und Trump: Greise drehen sich im Kreis
       
       > Der eine pöbelt und zetert. Der andere schläft beim Sprechen fast ein.
       > Was ist nur los beim etwas senilen Polit-Altherrenduo in den USA?
       
 (IMG) Bild: Joe Bidens müde Augen verborgen hinter einer Sonnenbrille
       
       taz: Was war schlecht in der vergangenen Woche?
       
       Friedrich Küppersbusch: Gegen Macrons politisches Zocken war [1][Gerhard
       Schröder] besonnen.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Gegen Gerhard Schröders politisches Zocken ist Olaf Scholz besonnen.
       
       Joe Biden hat in seiner Amtszeit bislang alle Probleme aus dem Weg geräumt
       – zuletzt die Causa Assange. Scheitert er nun an ein paar schlecht
       formulierten Sätzen? 
       
       Die Biden-Administration hat eine gute innenpolitische Bilanz: Wirtschaft,
       Jobs, Modernisierung. Nach dem [2][Greisengipfel im TV] ist man versucht,
       es auch genau so zu sehen: gute Administration mit dem Namen einer
       amtierenden Stotterbremse, die alltags nicht weiter stört. Biden scheitert
       nicht daran, dass ein 81-Jähriger ein 81-Jähriger ist. Sondern, dass der
       das wusste und keine aussichtsreiche Nachfolge aufbaute.
       
       Wo wir bei der Performance sind: [3][CSU-Chef Markus Söder] gilt, besonders
       bei der Schwesterpartei CDU, als extrem unsympathisch. Hat seine
       Gesangseinlage in der Sendung „Inas Nacht“ etwas daran ändern können? 
       
       Mit todesstarren Augen furcht Söder sich durch raue Wogen eines alten
       Freddy-Quinn-Schlagers. Erst beim fünften Refrain löst sich sein Blick,
       uff, geschafft: Ich wette 100 Euro darauf, dass es den NDR-Kollegen
       gelungen ist, in der quetschvollen Schunkelkammer „Schellfischposten“ einen
       Teleprompter oder Textpappen wegzufotografieren. Respekt. Karaoke wäre auch
       okay gewesen, doch Söder als ehemaliger Redakteur beim Bayerischen Rundfunk
       geht’s halt professionell an. Er teilt mit vielen PolitikerInnen, dass es
       kein absichtsfreies Handeln mehr gibt. „Ich nehme mich nicht so ernst“,
       „ich kann auch im Norden“, die klassische „privat bin ich ganz
       anders“-Nummer. Das muss man auch nicht überinterpretieren, ist Handwerk
       und nervt halt die, die es schön fänden, wenn Söder privat und ganz anders
       wäre.
       
       Ein*e Thüringer Antifaschist*in, Maja T., soll nach Ungarn ausgeliefert
       werden, hat das Berliner Kammergericht entschieden. Ein wenig
       Richterschelte – oder ist der eigentliche Skandal, dass Ungarn unter Orbán
       immer noch EU-Mitglied ist? 
       
       Maja T. ist inzwischen ausgeliefert und damit ausgeliefert. Orbáns Justiz,
       auch den durchaus binären Haftbedingungen dort. Gegen eine Eilentscheidung
       des Bundesverfassungsgerichtes, die das ausführende LKA Sachsen nicht
       beachtete, oder weil schon Transitland Österreich zuständig war oder
       Telefon kaputt oder na ja – schwupps, weg. Was also Orbán vorzuwerfen sein
       mag, können Teile unseres Rechtssystems auch schon ganz alleine prima
       orbánisieren.
       
       Seit Donnerstag ist das neue Staatsangehörigkeitsgesetz in Kraft. Haben Sie
       etwas daran auszusetzen? 
       
       Das Gesetz ist zu gut für diese Welt. Finden jedenfalls seine Macher:
       Einbürgerung sei „aber auch strenger geworden“, „Kriterien wurden deutlich
       verschärft“ und allerhand Türsteher-Folklore für unsere
       ausländerfeindlichen Mitbürger. Dahinter kommen dann eine schnellere
       Einbürgerung, Mehrstaatlichkeit, Respekt gegenüber der
       „Gastarbeitergeneration“ und für Kinder ein Recht des Ortes statt des
       Blutes. Damit’s nicht gar so vernünftig und real daherkommt, wurde einmal
       ordentlich durchpolitisiert. „Neue Prüfungsfragen zum Existenzrecht
       Israels“, Bekenntnis gegen Mehrehe und für Geschlechtergerechtigkeit,
       Einigkeit und Recht und Sozialkunde-Grundkurs. Glücklich, wer den
       Adler-Pass schon hat; bei manchen Themen würden etwa Teile Ostdeutschlands
       rausfliegen.
       
       Katrin Vernaus (neue WDR-Intendantin) Gehalt soll laut WDR-Angaben
       „deutlich unterhalb“ des Gehalts ihres Vorgängers Tom Buhrow liegen. Sind
       das gute Nachrichten? 
       
       Vernaus Wahl bedeutet eher „Sparen“ als ihre Gegenkandidaten Helge Fuhst –
       Reformen – und Jörg Schönenborn – Kontinuität. Dass nun „form follows
       function“ das Sparen beim Spitzengehalt beginnt, hätte die anderen auch
       getroffen. Den hohen Symbolgehalt von Buhrows außerirdischen Bezügen haben
       die ÖRR spät kapiert, ARD-Chef Gniffke ging schließlich mit gutem Beispiel
       voran und bat den Verwaltungsrat, sein niedrigeres Gehalt noch mal zu
       senken. Verwaltungsdirektorin Vernau bezieht derzeit rund 200.000 Euro
       jährlich, bekam als RBB-Saniererin 300.000, und vielleicht wird die neue
       Zahl im Vorabendprogramm gelost. Es gibt nur neun ARD-Anstalten, das ist
       der komplette Arbeitsmarkt für solche Leute. Schon ein ZDF-Bewerber auf den
       WDR-Job fiel raus, weil er „keinen Stallgeruch“ habe. Kurz: Die ÖRR sollten
       die Realität ihrer Zahlenkunden lernen: „Wenn dir das Gehalt nicht passt –
       draußen warten noch fünf auf den Job.“
       
       Und was macht der RWE? 
       
       Panik! RWE hat neuen Sponsorendeal. Ich so: Weia. Auf die Homepage,
       irgendwas mit Computersensoren. Rest Buzzwordhagel. „Panzer“ kam nicht vor.
       Puh. Fragen: waam
       
       30 Jun 2024
       
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