# taz.de -- Ballbesoffen (5): Italien in Berlin: Si va a Berlino! > Ab ins Achtelfinale: Am Wochenende spielen die Italiener im > Olympiastadion. Dort wurde die „Squadra Azzurra“ vor achtzehn Jahren > Weltmeister. (IMG) Bild: Freuen sich über EM-Achtelfinale in Berlin – Italienische Fans BERLIN taz | Unter der dunkelgrünen Markise vor einer Kneipe im Wedding hat sich eine kleine Menschentraube versammelt. Am späten Montagabend spielt Italien gegen Kroatien. Die Nervosität nach der [1][Niederlage gegen Spanien] ist groß. Dicht gedrängt sitzen die italienischen Fans vor dem Bildschirm. Kroatien führt 1:0, das ganze Spiel über folgt ein gescheiterter Torversuch der Italiener auf den nächsten. Mehrfach springen die Zuschauer auf und setzen zu Schimpftiraden an, die Peroni-Bierflaschen drohen dabei vom Tisch zu fliegen. Dann, in der 8. Minute der Nachspielzeit, kommt es zu einem [2][unglaublichen Tor] vom Zaccagni, der erst kurz zuvor eingewechselt wurde. Jubel bricht aus. Der Einzug der Italiener ins EM-Achtelfinale als Gruppenzweite ist damit gesichert. Das Spiel fand in Leipzig statt, am Montag kam es dort zu mehreren Auseinandersetzungen. So sollen etwa 20 kroatische Fans auf italienische Anhänger ein geschlagen und -getreten haben. Die Leipziger Polizei, vor einer Woche noch am Schwärmen über tanzende Niederlande-Fans, berichtet von über 45 Straftaten. Das nächste Spiel der Italiener wird nun am Samstag im Olympiastadion in Berlin ausgetragen, wo sie gegen die Schweiz antreten werden. Ein historischer Ort für die Italiener: Im Halbfinale der WM 2006, als sie in Dortmund die Deutschen mit einem 2:0 schlugen, rief Kommentator Fabio Caressa im Italienischen Fernsehen den legendären Satz [3][„Andiamo a Berlino!“]. Es ging nach Berlin, und wie. Im Olympiastadion schlug die „Squadra Azzurra“ Frankreich und wurde Weltmeister. ## 34.000 Italiener:innen in Berlin Beim anstehenden EM-Spiel am Wochenende dürfte es laut werden: Schließlich leben auch ohne die extra angereisten Fußballfans mehr als 34.000 gemeldete Italiener:innen in Berlin. Die meisten wohnen innerhalb des Rings, in Mitte sind es über 5.000 Menschen. Viele leben auch im Prenzlauer Berg, in Kreuzberg oder in Neukölln. Eine beliebte Lage für Familien ist Schöneberg, besonders die Gegend südlich vom Wittenbergplatz. In der Nähe befindet sich ein Grundschule der Staatlichen Europaschulen mit italienischem Zweig. Doch auch beim Fußballgucken ist die Politik nicht weit. Eine Szene aus Leipzig, beim Auftaktspiel gegen Albanien vor zwei Wochen, parallel zum [4][G7-Gipfel] in Apulien: Die italienischen Männer, die das Spiel vor einem Späti verfolgen, stöhnen genervt auf, als in den Nachrichten während der Halbzeitpause Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (Fdl) auftaucht. Einer von ihnen erzählt, dass er unter anderem wegen der politischen Lage aus Italien weggegangen ist. Nun werde es aber auch in Deutschland mit dem Rechtsruck immer schlimmer, besonders im Osten: „È una merda.“ Als das Spiel weitergeht und die Italiener – wenn auch wenig spektakulär – gegen Albanien gewinnen, ist der Ärger aber kurz verflogen. Da kann auch Meloni die Stimmung nicht verderben. 29 Jun 2024 ## LINKS (DIR) [1] /Italien-bei-der-EM/!6016109 (DIR) [2] /Spaete-Tore/!6016291 (DIR) [3] https://www.youtube.com/watch?v=7YCT4gghfAI (DIR) [4] /Nicht-nur-traute-Einigkeit-bei-G7/!6017277 ## AUTOREN (DIR) Luise Greve ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024 (DIR) Italien (DIR) Olympiastadion (DIR) Kolumne Deutsches Theater (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024 (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024 (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024 (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024 ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Nach dem EM-Aus: Die Ossis Italiens haben’s geahnt Was passiert mit einer EM, wenn das eigene Team früh raus ist? Im süditalienischen Dorf ist man nicht überrascht. (DIR) EM-Aus für Italien: Addio Italia! Mit 0:2 geht die Squadra Azzurra gegen die Schweiz unter. Nun beginnt die Aufarbeitung, doch an Trainer Spalletti gibt es wenig Kritik. (DIR) Riccardo Calafiori: Verteidiger mit feinem Fuß Innenverteidigung war lange die Bastion der Unbegabten. Riccardo Calafiori zeigt mit eleganten Spieleröffnungen, wie sich das geändert hat. (DIR) Späte Tore: In letzter Sekunde Die Italiener treffen sehr spät zum Ausgleich gegen Kroatien – bitter für Modric und Co. Last-Minute-Treffer waren schon immer die großen Aufreger – eine Rückschau. (DIR) Italien bei der EM: Basta! Die Hilflosigkeit und Passivität der italienischen Mannschaft gegen Spanien sorgte für Empörung. Am Montag spielt die Squadra Azzurra gegen Kroatien.