# taz.de -- Regulierungswut der Uefa: Halbautomatisches Dingsda
       
       > Die halbautomatische Abseitserkennung ist die Gewinnerin der Fußball-EM.
       > Wird es bald auch eine vollautomatische Wolfsgruß-Erkennung geben?
       
 (IMG) Bild: Ohne die neue Technik wäre der Zehnagel des Dänen Thomas Delaney (l.), der ins Abseits reinragte, nicht aufgefallen
       
       Halbautomatische Abseitserkennung! Ist es nicht toll, mit welchen
       Wortschöpfungen uns der Fußball dank seiner neuerdings unerschöpflichen
       Regulierungswut bereichert! Diese technische Neuerung kam erstmals bei
       einer Europameisterschaft zur Anwendung und hat sich zudem gleich
       unverzichtbar gemacht. Zumindest aus Gastgebersicht gehört dieses
       halbautomatische Dingsda zu den Gewinnerinnen dieses Turniers. Ohne sie
       wäre die DFB-Elf vermutlich gar nicht erst ins Viertelfinale eingezogen,
       weil ansonsten nicht zu sehen gewesen wäre, dass der Zehnagel des
       [1][Dänen] Thomas Delaney im Achtelfinalspiel ins Abseits reinragte.
       
       29 Kameras und ein Sensor im Ball haben bei dieser Detailanalyse eigentlich
       vollautomatisch geholfen. Weil die Uefa aber eben immer noch ein wenig
       menschlich bleiben möchte, haben mindestens zwei Menschenaugen abschließend
       drauf geschaut, wodurch das Ganze eben halbautomatisch wurde.
       Halbmenschliche Abseitserkennung wäre eventuell der noch schönere Begriff
       gewesen, aber das wäre jetzt Meckern auf hohem Niveau.
       
       Apropos Meckern. Diese „Anti-Mecker-Regel“, wie der hölzerne neue
       Uefa-Passus „Kommunikation mit dem Schiedsrichter“ im Volksmund übersetzt
       wird, ist zum heißen Scheiß dieser EM geworden. In der Bundesliga, munkelt
       man, soll nun auch eingeführt werden, dass nur Kapitäne meckern dürfen.
       Manche fordern das schon für den Amateurfußball. Nur an Feinheiten müsste
       noch gearbeitet werden. Ob der Torhüter als Kapitän wirklich wie bei der EM
       einen Mecker-Stellvertreter auf dem Feld ernennen muss, oder wenigstens
       nicht doch ein bisschen mitmeckern darf, ohne gleich eine Gelbe Karte zu
       erhalten, sollte vielleicht in einer Testphase evaluiert werden.
       
       ## Bewusste Regulierungslücken
       
       In den Schubladen der Uefa sollen gerüchtehalber für die nächsten Turniere
       bereits frische Vorschläge hinterlegt worden sein. Dort wird laut über eine
       voll[2][automatische Wolfsgrußgesten-Erkennung] nachgedacht, die auch die
       Stadionränge miteinschließt, um dem Verband Scherereien vom Hals zu halten.
       Es soll ebenso Vorlagen für eine spezifizierte
       Anti-Nancy-Faeser-Mecker-Regel geben, nachdem die deutsche Innenministerin
       bereits zum zweiten Mal bei einem Fußballturnier verhaltensauffällig wurde.
       Der große Traum ist ohnehin vermutlich so eine Art Entpolitisierungsfilter
       an den Stadioneingängen. Doch noch fehlt es an Ideen, wie das technisch
       umgesetzt werden könnte.
       
       In manchen Bereichen werden bei dem Turnier aber bewusst Regelungslücken
       gelassen. Das Rauchverbot wird zwar mit dem notwendigen Schutz der
       Gesundheit der Stadionbesucherinnen begründet, der [3][Alkohol darf vom
       offiziellen Bierpartner der Uefa allerdings eifrig unters Volk] gebracht
       werden. Beim Spiel gegen Dänemark war mein Sitznachbar auf der
       Pressetribüne bereits beim Halbzeitpfiff bei seinem dritten Bier angelangt.
       Sich die EM schönzutrinken, soll offenbar keinesfalls verboten sein. Ihm
       hat die Partie deutlich besser gefallen als mir.
       
       14 Jul 2024
       
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