# taz.de -- Betrugsprozess um Finanzkonzern: Ex-Wirecard-Buchhalter sagt aus
       
       > Stephan von Erffa bricht sein Schweigen und entschuldigt sich. Das
       > Landgericht München plant zwei Tage für die Anhörung des früheren
       > Buchhalters ein.
       
 (IMG) Bild: Wirecard steht im Zentrum eines der größten Finanzskandale Deutschlands – nun äußert sich der ehemalige Chefbuchhalter
       
       MÜNCHEN rtr | Im Betrugsprozess um Wirecard hat der frühere Chefbuchhalter
       des Finanzkonzerns eigene Versäumnisse eingeräumt und der
       Staatsanwaltschaft Vorwürfe gemacht. „Ich sehe selbst, dass ich leider auch
       Fehler gemacht habe, die ich bereue“, sagte der Angeklagte Stephan von
       Erffa am Mittwoch zu Beginn seiner Aussage vor dem Landgericht München.
       Dafür entschuldige er sich.
       
       Der 49-Jährige hatte seit Prozessbeginn vor mehr als anderthalb Jahren
       geschwiegen. „Grund war mein Gefühl, dass man mir nicht zuhört“, sagte
       Erffa. „Ich hatte den Eindruck, dass entlastende Beweise nicht gewünscht
       waren.“
       
       So habe die Staatsanwaltschaft ihm Schäden an einem Ipad hartnäckig als
       Verdunkelungsversuch angelastet, obwohl es ihm lediglich heruntergefallen
       sei. Erffa saß wegen dieses Vorwurfs vorübergehend in Untersuchungshaft.
       Nun werde er sich ausführlich äußern, sagte er. Das Gericht hat allein für
       seinen ersten Vortrag zwei Tage eingeplant. Seine Anwälte hatten dies als
       Beitrag zur Aufklärung, aber nicht als Geständnis bezeichnet.
       
       [1][Der Dax-Konzern Wirecard war 2020 zusammengebrochen], als aufflog, dass
       auf Treuhandkonten in Asien 1,9 Milliarden Euro fehlten. Es ist einer der
       größten Finanzskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte. Auf der
       Anklagebank sitzen neben Erffa der frühere Konzernchef Markus Braun und der
       ehemalige Wirecard-Statthalter in Dubai, Oliver Bellenhaus.
       
       ## Bluff, Betrug und Bilanzfälschung
       
       Die Staatsanwaltschaft bezeichnet das Trio als Bande, die milliardenschwere
       Geschäfte mit sogenannten Drittpartnern erfunden habe. Sie spricht von
       Betrug, Bilanzfälschung, Marktmanipulation und Untreue.
       
       Erffa hatte [2][zu Prozessbeginn im Dezember 2022] lediglich seine
       Personalien bestätigt und dann seinen Mitangeklagten die Bühne überlassen.
       Diese beschuldigen sich gegenseitig. Während Bellenhaus als geständiger
       Kronzeuge von gemeinsamen Fälschungen im großen Stil spricht, weist Braun
       die Vorwürfe zurück.
       
       Das Drittpartner-Geschäft habe existiert, aber Bellenhaus und das
       [3][untergetauchte Vorstandsmitglied Jan Marsalek] hätten die fehlenden
       Milliarden veruntreut.
       
       17 Jul 2024
       
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