# taz.de -- Berliner Grüne stellen SenatorInnen vor: Jarasch regelt den Verkehr
       
       > Bettina Jarasch wird in Berlin das Umwelt- und Verkehrsressort
       > verantworten. Das Corona-Management soll eine Hessin übernehmen.
       
 (IMG) Bild: Grünes Personal für den Senat: Ulrike Gote, Bettina Jarasch, Daniel Wesener
       
       BERLIN taz | Zwei bekannte Gesichter und eine Überraschung: Bettina
       Jarasch, Spitzenkandidatin der Grünen im Wahlkampf, soll im künftigen Senat
       das [1][Schlüsselressort Umwelt, Verkehr und Klimaschutz] übernehmen – das
       noch um den Verbraucherschutz ergänzt wird. Daniel Wesener, ausgewiesener
       Haushaltsexperte und zuletzt Parlamentarischer Geschäftsführer seiner
       Fraktion im Abgeordnetenhaus, soll neuer Finanzsenator werden. Und Ulrike
       Gote, langjährige bayerische Landtagsabgeordnete und zurzeit Dezernentin
       der Stadt Kassel, übernimmt das neu zugeschnittene Ressort Gesundheit und
       Wissenschaft.
       
       Die Parteispitze der Berliner Grünen hat am Montag ihre KandidatInnen für
       die Regierungsposten in einer rot-grün-roten Koalition präsentiert. Nun
       muss ein Parteitag am Sonntag, der auch über die [2][Annahme des
       Koalitionsvertrags entscheiden] soll, die Vorschläge des Landesvorstands
       bestätigen.
       
       Dass Jarasch, das Gesicht der Grünen im Berliner Wahlkampf, das neue
       „Superressort“ Umwelt, Verkehr, Klimaschutz übernimmt, war am Montag
       ebenfalls eine Überraschung. Sie war zuletzt eher für den Posten der
       Gesundheitssenatorin gehandelt worden.
       
       Jarasch betonte jedoch, es sei nur folgerichtig, dass sie nun auch das
       wichtigste Ressort für die Grünen im Senat verantworte – immerhin sei sie
       mit dem „zentralen Versprechen“ der Mobilitätswende und des grünen
       Stadtumbaus auch „ein Jahr lang im Wahlkampf durch die Stadt gezogen“. Sie
       freue sich sehr, „dass ich nun in der Lage bin, die Versprechen aus dem
       Wahlkampf auch in verantwortlicher Position einzulösen“.
       
       ## Wissen „fruchtbar“ machen
       
       Dass sie über wenig fachpolitische Expertise im Verkehrs- und Umweltbereich
       verfüge, sei aus ihrer Sicht kein Problem, sagte die Politikerin, deren
       Thema bislang eher die Migrationspolitik war. Sie sei, auch in ihrer Zeit
       als Landesvorsitzende bis 2016, „schon immer Generalistin“ gewesen. Die
       fachliche Expertise gebe es in der Verwaltung und auch bei den
       außerparlamentarischen Initiativen. Dieses Wissen wolle sie als Senatorin
       nun „fruchtbar“ machen.
       
       Als zentrale Aufgabe für die kommenden Jahre nannte sie vor allem die
       Mobilitätswende, die es nun gelte, „auch an den Stadtrand zu bringen und
       umzusetzen und gleichzeitig die unterschiedlichen Lebensweisen in der Stadt
       zu berücksichtigen“.
       
       In den einschlägigen Fachgruppen stößt die Personalie durchaus auf
       Zustimmung: „Wir freuen uns sehr, dass Bettina Jarasch in die Verantwortung
       für die Verkehrswende gegangen ist und halten es auch für die logische
       Konsequenz aus dem Wahlkampf, in dem sie als Spitzenkandidatin deutliche
       verkehrspolitische Signale gegeben und die richtigen Impulse gesetzt hat“,
       sagte Matthias Dittmer, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG)
       Mobilität der taz.
       
       Für die größte Neugier bei der Grünen-Basis dürfte Ulrike Gote, der
       Neuzugang aus dem Hessischen, sorgen. Berlins Landesvorsitzender Werner
       Graf stellte sie am Montag als eine vor, die viel Erfahrung im
       Corona-Krisenmanagement mitbringe. Das sei jetzt zentral. In der jüngsten
       Zeit habe sie als Dezernentin für Gesundheit, Jugend und Familie in Kassel
       die Stadt „sehr gut durch die Pandemie gesteuert“.
       
       Jarasch betonte, es sei wichtig, dass es gerade beim Corona-Management
       einen möglichst reibungslosen Übergang gebe. Gote, die 20 Jahre im
       Bayerischen Landtag saß, dort Sprecherin der Grünenfraktion für den Bereich
       Hochschulpolitik und eine Legislaturperiode lang Vizepräsidentin war, könne
       „sofort loslegen“.
       
       ## Schnell Kinder impfen
       
       Auf die Frage, was sie als Pandemiemanagerin sofort anpacken wolle, bat
       Gote um Verständnis: Sie müsse in Berlin erst einmal „ankommen“. Zentral
       sei allerdings das Impfen. „Wir müssen [3][gegen die Pandemie animpfen],
       das hilft uns nicht kurzfristig, aber es hilft uns im kommenden Jahr.“ Auch
       für kleinere Kinder müsse es nun schnell Impfangebote geben.
       
       Zurück in der ersten Reihe der Landespolitik ist mit Daniel Wesener ein
       altbekanntes Gesicht der Grünen. Wesener, der gemeinsam mit Jarasch den
       Landesverband zwischen 2011 und 2016 erfolgreich in die
       Regierungsverantwortung geführt hatte, sagte: „Ich habe mir erbeten, 24
       Stunden über das Angebot nachzudenken. Ich habe dann 48 Stunden nachgedacht
       und dann zugesagt.“
       
       Wesener hat in den Koalitionsverhandlungen den finanzpolitischen Teil für
       die Grünen federführend verhandelt, er gilt als „Cheffinanzer“ der Grünen
       und angesehener Haushaltsexperte. Sein Verständnis des Ressorts fasste er
       am Montag so zusammen: „Finanzpolitik ist eine Politik, die Dinge
       ermöglicht.“ Es sei falsch, sich „aus der Coronakrise herauszusparen“ –
       weshalb der Koalitionsvertrag auch viele Investitionen vorsehe: in
       Personalaufwüchse, in die ökosoziale Transformation, in die
       Wohnungspolitik.
       
       Man gehe jetzt in den Austausch mit der Basis, sagte Landesvorsitzende Nina
       Stahr. Sie sei sich jedenfalls sicher, dass die Grünen mit diesem Personal
       ihre Verantwortung für Berlin „noch besser wahrnehmen“ könnten als in der
       vergangenen Legislatur.
       
       6 Dec 2021
       
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 (DIR) Anna Klöpper
       
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