# taz.de -- Dänische Minderheit bei der Europeada: Der Identitäts-Kick
       
       > Tore Wächter ist Trainer der Auswahl der dänischen Minderheit in
       > Deutschland. Bei der Europeada trifft das Team auf andere sprachliche
       > Minderheiten.
       
 (IMG) Bild: Hat selbst zweimal bei der Europeada gespielt: Tore Wächter
       
       Am Sonntagnachmittag nahm Tore Wächter seinen Platz auf der Trainerbank am
       Eckernförder Bystedtredder mit gemischten Gefühlen ein. Im Testspiel der
       Fußballauswahl der dänischen Minderheit gegen den Oberligisten SV
       Eckernförde trat er quasi gegen sich selbst an: Bei der einen Mannschaft
       ist Wächter Trainer, bei der anderen Co-Trainer. So war das 2:2 am Ende
       wohl ein versöhnlicher Ausgang.
       
       Doch für das Team der [1][dänischen Minderheit] war das Spiel der letzte
       Test vor einem Turnier, auf das es sich seit sechs Jahren vorbereitet. Am
       kommenden Sonntag um 14.30 Uhr tritt es mit Tore Wächter im
       österreichischen Klagenfurt gegen das Team der tschechischen und
       slowakischen Minderheit in Rumänien an. Es ist der Auftakt der
       [2][Europeada 2022] in Kärnten, bei der Männer- und Frauenteams aus 20
       sprachlichen Minderheiten in Europa antreten.
       
       Organisiert werden das Turnier und das umfangreiche Begegnungsprogramm von
       der [3][Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten], die ihren
       Hauptsitz in Flensburg hat. Die drei Vorgängerturniere fanden bei den
       Rätoromanen in der Schweiz (2008), den Sorben in der Lausitz (2012) sowie
       in Südtirol (2016) statt. In der Lausitz und in Südtirol nahm Tore Wächter
       noch als Torwart teil. 2012 schafften es die Dänen aus Deutschland immerhin
       ins Viertelfinale, wo es gegen die Kärtner Slowenen allerdings ein deftiges
       0:5 gab.
       
       Wächter, auf der Halbinsel Angeln in der Ostsee geboren, spielte als
       Torwart bei Angeln 02, Schleswig 06, Flensburg 08 und dem TSV Kropp in der
       Oberliga. Für ihn hatten diese Turniere neben der sportlichen noch eine
       ganz andere Bedeutung. „Da ist meine Verbindung zur Minderheit neu
       entflammt“, sagt Wächter der taz. „Ich bin zwar auf eine dänische Schule
       gegangen, später hatte ich aber den Anschluss zur Minderheit etwas
       verloren.“ Wächters Vater stammt aus Süddeutschland, seine Mutter aus
       Handewitt bei Flensburg. „Wir sind als deutsche Familie da reingewachsen“,
       sagt er. „Aber bei meinen Kindern war immer klar, dass sie auf eine
       dänische Schule gehen.“
       
       ## Eine ganz eigene Mischung
       
       Für Wächter, der mit seiner Familie in Schleswig lebt und im Hauptberuf als
       Erzieher in einer Schule arbeitet, zeichnet sich die Minderheit vor allem
       durch ihre Zugehörigkeit zu zwei Kulturen aus. Die eigene Kultur sei
       dadurch weder dänisch noch deutsch, sondern eine ganz eigene Mischung. Die
       Teilnahme an der Europeada schaffe bei den jungen Spielern, die aus der
       Kreisliga bis zur Regionalliga kommen, eine höhere Identifikation mit der
       Minderheit – so wie er es selbst erlebt hat. „Unser Teammanager hat einmal
       gesagt: Wenn wir dort die dänische Hymne singen, hat das die gleiche
       Bedeutung, als wenn wir das im Parken in Kopenhagen tun würden.“ Der Parken
       ist das größte Stadion Dänemarks.
       
       Bei der Europeada gibt es neben dem sportlichen Wettkampf viele
       Möglichkeiten zum Austausch. „Dadurch wächst das Bewusstsein für andere
       Minderheiten“, sagt Wächter. „Vorher habe ich gedacht, dass wir mit unserer
       [4][Teilhabe an der Politik] etwas Besonderes sind. Aber das gibt es auch
       bei anderen Minderheiten, die teilweise noch größer sind.“
       
       Bei so viel Bindung zur Grenzregion in Schleswig-Holstein überrascht dann
       doch, für welchen Verein Wächters Fan-Herz am meisten schlägt: für den SV
       Waldhof Mannheim. „Meine Oma wohnt dort nur ein paar hundert Meter vom
       Stadion entfernt, mein Vater hat da in der Jugend, und mein Urgroßvater in
       der Liga gespielt.“
       
       20 Jun 2022
       
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