# taz.de -- Debatte über Cannabis-Legalisierung: Verbote von gestern
       
       > Die Warnungen von Polizeigewerkschaften vor einer Legalisierung von
       > Cannabis sind haltlos. Die Freigabe ist überfällig.
       
 (IMG) Bild: Für eine Legalisierung: Teilnehmerin einer Hanfparade in Berlin
       
       Ganz sicher ist eine grundlegend veränderte Cannabispolitik nicht das
       wichtigste Thema [1][im Nachgang der letzten Bundestagswahl]. Aber in
       keinem anderen Bereich ist die Chance so groß, nach vielen Jahrzehnten
       einer vollkommen verfehlten Prohibitionspolitik mit all dem Leid, das sie
       nach sich zog, einen grundlegenden Wandel einzuleiten. Darüber, dass der
       dringend nötig ist, sind sich die drei potenziellen Koalitionsparteien SPD,
       FDP und Grüne erfreulich einig.
       
       Über die Ausgestaltung im Detail noch nicht, aber das sollte sich finden
       lassen. Und schon kommen die Vorsitzenden der beiden deutschen
       Polizeigewerkschaften daher und verbreiten die uralte Angstmache aus der
       prohibitorischen Mottenkiste. [2][Einstiegsdroge!] Verkehrstote! Gefahr für
       Jugendliche! Was sie verbreiten, ist eine doppelte Nebelkerze: Einerseits
       behaupten sie zu Unrecht, wer für legale Regulierung des Drogenmarktes sei,
       verharmlose Gefahren und Probleme.
       
       Und sie behaupten – wie schon bislang die CDU und erst recht die von der
       CSU gestellten [3][Bundesdrogenbeauftragten] –, Verbote würden helfen,
       diese Probleme zu lösen. Für beides gibt es keinen einzigen Beleg.
       [4][Gewerkschaftschef Rainer Wendt], notorischer Talkshowgast, wenn eine
       besonders platte rechtspopulistische Stimme gebraucht wird, meint sogar,
       Cannabis sei so gefährlich, weil man nie die Zusammensetzung wisse. Dass
       genau das mit der regulierten Abgabe anders würde – egal.
       
       In Netzkommentaren war schon kopfschüttelnd zu lesen, die
       Polizeigewerkschaften fürchteten wohl um leichte Erfolgsmeldungen und
       Arbeitsplätze. Tatsächlich verbringt die Polizei viel Zeit damit, Anzeigen
       zu schreiben, um Verfahren einzuleiten, die von der Staatsanwaltschaft
       eingestellt werden. Klagen nicht die Gewerkschaften auch immer über die
       vielen Überstunden der Kolleg*innen? Aber nicht die ganze Polizei vertritt
       einen solchen Unsinn wie die Gewerkschaftschefs.
       
       Der Bund Deutscher Kriminalbeamter tritt schon lange für eine
       Entkriminalisierung von Cannabis ein. Und die seit ein paar Jahren in
       Deutschland bestehende, ursprünglich in den USA gegründete Organisation
       LEAP (Gesetzeshüter gegen Prohibition) fordert vehement eine Umkehr. Die
       Zeit dafür ist reif, die Wende muss jetzt kommen. Es sind die letzten
       Zuckungen eines absterbenden Verbotssystems.
       
       12 Oct 2021
       
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