# taz.de -- Disziplinarverfahren gegen LMU-Professor: Beamter im Schwurbelmodus
       
       > Gegen Michael Meyen, Ex-Herausgeber der Zeitung „Demokratischer
       > Widerstand“, wird ermittelt. Unter anderem vom Wissenschaftsministerium.
       
 (IMG) Bild: „Demokratischer Widerstand“ – auf Querdenker-Demos gern gelesen
       
       Die Herausgeber der Zeitung Demokratischer Widerstand, eine Art
       Zentralorgan der radikalen Szene aus Querdenkern und Coronaleugnern,
       wechseln immer wieder. In zwei Ausgaben Ende März und Anfang April dieses
       Jahres firmierte [1][Michael Meyen], Professor am Institut für
       Kommunikationswissenschaft (IfKW) der Ludwig-Maximilians-Universität in
       München, als solcher.
       
       Die etablierten Medien kritisiert er immer wieder scharf, wirft ihnen vor,
       ein „Wahrheitsregime“ aufgebaut zu haben. Dafür bekam er mächtig Ärger; das
       Institut isolierte ihn wegen seiner Haltungen, Bayerns
       Wissenschaftsministerium und der Landesverfassungsschutz traten auf den
       Plan. Nun muss er sich als Beamter einem Disziplinarverfahren stellen.
       
       Die Zeitung Demokratische Widerstand bezeichnet Grünen- und
       SPD-Politiker:innen als „Kriegstreiber, Lügnerinnen, Spritzenmörder“. Die
       wichtigen Köpfe des in Berlin herausgegebenen Blattes sind die Dramaturgen
       Anselm Lenz und Hendrik Sodenkamp. [2][Lenz bezeichnete die
       Corona-Impfungen etwa als „Injektionsgenozid“], Sodenkamp sprach 2021 von
       einer „beschissenen Pandemielüge“. Der Schulterschluss mit rechtsextremen
       Akteuren und Publikationen ist vielfach belegt worden.
       
       ## Münchner Professor bleibt Kolumnist
       
       Michael Meyen ist mit den beiden weiterhin sehr verbunden. Der Münchner
       Professor veröffentlicht im Demokratischen Widerstand regelmäßig eine
       „Kolumne Medien“. Er beklagt darin etwa den „Pranger“ gegenüber der Band
       Rammstein, der mit ihrem Sänger Till Lindemann [3][sexueller Missbrauch von
       Frauen vorgeworfen wird]. Über die Kritik daran meint er: „Bei genauem
       Hinsehen ist da – nichts.“ Und: „Das darf nicht sein. Mein Herz brennt.“
       Die Rundfunkgebühren will er abschaffen, denn: „Mit einem
       öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der das liefert, wofür wir ihn bezahlen,
       hätte es keine Pandemie gegeben und wahrscheinlich keinen Kriegskurs.“
       
       Jetzt ist die bayerische Landesanwaltschaft eingeschritten und ermittelt in
       einem Disziplinarverfahren gegen Meyen. Die Behörde ist zuständig bei
       möglichen Verfehlungen von Beamten oder Personen in öffentlichen Ämtern.
       Das Verfahren sei ihm „bekannt geben und ihm die Möglichkeit einer ersten
       Stellungnahme eingeräumt“ worden, so die Behörde. Weitere Angaben würden
       derzeit nicht gemacht. Im Raum stehen verschiedene Disziplinarmaßnahmen,
       die von einem Verweis bis zur Entfernung aus dem Beamtenverhältnis reichen.
       
       Auf eine taz-Anfrage nach einer Stellungnahme reagiert Michael Meyen wie
       gewohnt nicht. Im Juni dieses Jahres hat der Berliner Verfassungsschutz den
       Demokratischen Widerstand und die ihn tragende Gruppierung
       „Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand“ (KDW) in seinen Bericht
       über das Jahr 2022 namentlich aufgenommen. Die Zeitung wird als das
       „wichtigste Sprachrohr von KDW“ bezeichnet. Die Gruppe betreibe
       „Staatsdelegitimierung“. Ein zentrales Argumentationsmuster sei „die
       Gleichstellung des demokratischen Verfassungsstaats mit einer Diktatur“.
       Strafrechtliche Folgen hätten auch „die anhaltende Verbreitung von
       Falschinformationen“ gehabt.
       
       Für diese Publikation schreibt Michael Meyen weiterhin, gut bezahlt wird er
       als Professor aus Steuermitteln. Eine wissenschaftliche Kraft, die am IfKW
       beschäftigt war, ist an die taz herangetreten und möchte sich anonym
       äußern. Sie sagt: „Mit Corona war eine immer stärkere Radikalisierung von
       Professor Meyen ganz eindeutig zu sehen.“ Ein anderes Institutsmitglied
       meint bedauernd: „Eigentlich hat er ja mal [4][als Linker begonnen].“
       
       Richtigstellung: Wir haben ursprünglich an dieser Stelle berichtet, dass
       Roger Waters Mitherausgeber der Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand“
       ist. Das stimmt nicht. Der „Demokratische Widerstand“ behauptet dessen
       Mitherausgeberschaft lediglich und macht das immer noch. Wir haben den Text
       entsprechend geändert und bitten um Entschuldigung für die Verbreitung der
       Falschinformation. Die Redaktion
       
       20 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Patrick Guyton
       
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