# taz.de -- Fehlerhafte Mieterhöhungen: Wohnungskonzern schludert
       
       > Mietervereine bemängeln die jüngsten Mieterhöhungen der Firma Heimstaden.
       > Mieter*innen sollten sich unbedingt rechtlich beraten lassen.
       
 (IMG) Bild: Hier gehören viele der Wohnungen Heimstaden: Beckstraße am Hamburger Pferdemarkt
       
       HAMBURG taz | Rund 6.500 Mieterhöhungen sind Anfang November von der
       Wohnungsgesellschaft Heimstaden in Hamburg und Berlin versandt worden.
       Viele Mieter*innen kamen den Aufforderungen nach, ohne sie vorher
       rechtlich prüfen zu lassen – häufig aus Angst vor einer Auseinandersetzung
       mit dem Vermieter.
       
       Jetzt warnt eine Reihe von Mietervereinen: Die Erhöhungen seien zum großen
       Teil fehlerhaft oder gar unrechtmäßig. Von der Politik fordern sie, sowohl
       gegen die Verstöße der Vermieter als auch gegen die immer weiter steigenden
       Mieten vorzugehen.
       
       [1][Heimstaden] mache sich hier die Lage der Mieter*innen zu nutze,
       kritisiert unter anderem der Verein „Mieter helfen Mietern“. Über die
       Hälfte der aktuellen Mieterhöhungen weise zum Teil eklatante Fehler auf.
       
       Vor allem bemängeln die Hamburger und Berliner Mietervereine zwei Dinge:
       Zum einen lägen die jüngsten Erhöhungen oft deutlich über den ortsüblichen
       Vergleichsmieten. Zum anderen habe Heimstaden in vielen Fällen versucht,
       unbemerkt die Bruttokaltmiete einiger Mieter*innen in eine
       Nettokaltmiete umzuwandeln. „Eine derartige Bauernfängerei hat mit der
       Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung nichts zu tun“, sagt
       Paul-Hendrik Mann vom Mieterverein zu Hamburg.
       
       ## Kappungsgrenze überschritten
       
       Darüber hinaus sei bei vielen weiteren Mieterhöhungen die [2][sogenannte
       Kappungsgrenze überschritten] worden. Dieser Grenzwert soll gewährleisten,
       dass Mieten in drei Jahren um nicht mehr als 15 Prozent steigen.
       
       Viele Heimstaden-Mieter*innen bekamen jedoch Erhöhungen von bis über 20
       Prozent in wesentlich kürzeren Zeiträumen. „Diese gravierenden und
       umfangreichen Fehler – immer konsequent zum Nachteil von uns
       Mieter:innen – basieren auf dem Profitstreben von Heimstaden“, so eine
       Sprecherin der Initiative „Stop Heimstaden“ Berlin.
       
       Die Mietervereine empfehlen, unbedingt jede Mieterhöhung rechtlich prüfen
       zu lassen. Auch bei anderen großen Vermietern seien diese oft nicht korrekt
       oder zulässig. Auch sei es wichtig, sich untereinander zu vernetzen und zu
       unterstützen. Gerade ältere Mieter*innen vertrauten oft blind auf die
       Rechtmäßigkeit der Mieterhöhungen.
       
       Marc Meyer vom Verein „Mieter helfen Mietern“ zeigt sich enttäuscht vom
       Verhalten der Vermietergesellschaft. „Spätestens mit der aktuellen
       Mieterhöhungswelle wird deutlich, dass Heimstaden keinen Deut besser ist
       als die [3][berüchtigte Voreigentümergesellschaft Akelius].“ 2021 hatte
       Heimstaden etwa 14.000 Akelius-Wohnungen übernommen. Insgesamt besitzt das
       schwedische Unternehmen nun mehr als 4.500 Wohnungen in Hamburg, in Berlin
       sind es 20.000.
       
       ## Verbot von Indexmieten gefordert
       
       Neben der aktuellen Erhöhungsoffensive kritisiert das Mieterbündnis auch
       grundsätzliche Entwicklungen des Wohnungsmarktes. Vor allem die immer
       stärkere Verbreitung von Indexmieten mit Erhöhungsraten von bis zu 20
       Prozent seien für viele Mieter*innen „fatal“.
       
       Zudem würden die Mieterhöhungen immer wieder systematisch ausgereizt, wenn
       über längere Zeit keine Erhöhung vorgenommen wurde. In diesem Fall könne
       die Miete auf einen Schlag um so viel erhöht werden, wie sie über den
       gleichen Zeitraum mit einer Indexmiete gestiegen wäre.
       
       Nach dem Einstieg von Heimstaden in den Hamburger Wohnungsmarkt hatte es
       Hoffnung auf einen besseren Mieter*innenschutz gegeben. Das Unternehmen
       stellt sich nach außen als soziale und verantwortungsbewusste
       Eigentumsgesellschaft dar. Allein: „Die Zusicherungen von Heimstaden waren
       offensichtlich das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurden“, sagt
       Mann.
       
       Deshalb fordert das Bündnis aus Mietervereinen nun verstärkt die Politik.
       Es brauche ein generelles Verbot von Indexmieten sowie eine Begrenzung der
       Mieterhöhungen auf elf Prozent in drei Jahren bei bestehenden Indexmieten.
       Darüber hinaus fordern die Vereine die Einführung eines bundesweiten
       Mietendeckels, auf dessen Niveau überzogene Mieten herabgesetzt werden
       müssten.
       
       Fehlverhalten von Vermietern müsse stärker sanktioniert werden. Auch betont
       der Mieterverband, dass die Pläne der Ampel-Regierung endlich durchgesetzt
       werden müssten. Im Koalitionsvertrag hatten sich die Parteien auf eine
       Kappungsgrenze von elf Prozent über drei Jahre verständigt.
       
       Diese Maßnahmen seien vor allem für Hamburg wichtig, gerade mit Blick auf
       den neuen [4][Mietenspiegel], der Ende des Jahres kommen soll.
       
       18 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Wohnungsmarkt-in-der-Krise/!5955018
 (DIR) [2] /Teure-Mieten/!5953186
 (DIR) [3] /Akelius-schuettet-Dividende-aus/!5843609
 (DIR) [4] https://www.hamburg.de/mietenspiegel/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Graeber
       
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