# taz.de -- Flutkatastrophe in Süddeutschland: „Ein Hinweis, dass was los ist“
       
       > Die Zahl der Hochwassertoten in Süddeutschland steigt. Bundeskanzler
       > Scholz prophezeit, dass sich Fluten im Land weiter häufen werden.
       
 (IMG) Bild: Vor ihr die Sintflut: Eine Frau im bayerischen Burgau blickt am Montag auf ihren überfluteten Garten
       
       MÜNCHEN taz | In Bayern kämpften auch am Montag noch Zehntausende
       Rettungskräfte gegen die Flut an. [1][Während am Wochenende vor allem
       Schwaben und Teile Oberbayerns betroffen waren], befürchtete man nun eine
       ähnliche Katastrophe in Niederbayern und der Oberpfalz. In flussaufwärts
       gelegenen Regionen kam es vermehrt zu Todesmeldungen.
       
       Während am Sonntag bereits ein Feuerwehrmann im Landkreis Pfaffenhofen an
       der Ilm tot geborgen wurde, nachdem sein Schlauchboot gekentert war,
       mussten Rettungskräfte am Montag im oberbayerischen Schrobenhausen die
       Leiche einer 43-jährigen Frau aus einem überfluteten Keller ziehen. Auch in
       Schorndorf nahe Stuttgart haben Einsatzkräfte zwei Leichen aus einem leer
       gepumpten Keller geborgen, wie die Polizei am Montagnachmittag gegenüber
       der Nachrichtenagentur dpa bestätigte. Weitere Todesopfer werden
       befürchtet, mindestens ein Feuerwehrmann wird derzeit noch vermisst. Wie
       groß indes der Sachschaden sein wird, lässt sich bislang noch überhaupt
       nicht absehen.
       
       Besonders betroffen war der Landkreis Pfaffenhofen im Norden Oberbayerns.
       Dort war am Montag ein Damm des Flusses Paar schon an drei Stellen
       gebrochen. Vor Ort machten sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz und
       Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Begleitung ihrer bayerischen Kollegen
       ein Bild von der immensen Zerstörung. [2][Sie besuchten die Marktgemeinde
       Reichertshofen], die bereits zu einem erheblichen Teil unter Wasser stand.
       
       Scholz verwies darauf, dass es in diesem Jahr bereits das vierte Mal sei,
       dass er in einem Einsatzgebiet sei. Das sei ein „Hinweis darauf, dass was
       los ist“. Die Menschen in Deutschland müssten sich vermehrt auf
       Naturkatastrophen, speziell auf Hochwasser, einstellen. Man dürfe daher die
       Aufgabe, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten, nicht
       vernachlässigen. „Auch das ist eine Mahnung, die aus diesem Ereignis und
       dieser Katastrophe mitgenommen werden muss.“
       
       ## Der Scheitel der Flutwelle wird für Dienstag erwartet
       
       Faeser ihrerseits zeigte sich beeindruckt von der guten Zusammenarbeit der
       Rettungskräfte. Sie habe den Eindruck, dass aus der Hochwasserkatastrophe
       im Ahrtal vor drei Jahren Lehren gezogen worden seien. Die Koordinierung
       funktioniere nun viel besser.
       
       Mit Bangen wartete man derweil im Osten des Freistaats auf die Flut. Der
       Wasserstand der Donau stieg kontinuierlich an. Der
       Hochwassernachrichtendienst Bayern ging davon aus, dass der Fluss etwa so
       viel Wasser führen werde wie beim Jahrhunderthochwasser 2002. Der Scheitel
       der Flutwelle wurde allerdings erst für Dienstag, vielleicht sogar für
       Mittwoch erwartet. An der Eisernen Brücke in Regensburg lag die Wasserhöhe
       am Montagvormittag bei 5,98 Meter – gegenüber etwa 2,70 Meter eine Woche
       zuvor.
       
       Auch in Baden-Württemberg entspannte sich die Lage aufgrund neuer
       Niederschläge noch nicht allerorts. Vor allem in der Region um Stuttgart
       herum mussten zahlreiche Häuser evakuiert werden. In der Gemeinde
       Rudersberg im Rems-Murr-Kreis wurden alle Straßen wegen Überflutung
       gesperrt, im Schwarzwald kam es zu mehreren Erdrutschen.
       
       Infolge der Fluten wurden erneut Forderungen nach einer Pflichtversicherung
       für Elementarschäden laut. So richtete sich der nordrhein-westfälische
       Ministerpräsident Hendrik Wüst direkt an den Kanzler: „Deutschland steht im
       Dauerregen, doch der Kanzler spannt den Regenschirm nicht auf“, monierte
       der CDU-Politiker. Er erwarte, dass Scholz jetzt zu seinem Wort stehe und
       eine Pflichtversicherung für Hauseigentümer einführen werde. Ähnlich
       äußerte sich Wüsts hessischer Kollege Boris Rhein.
       
       ## Justizminister gegenüber Pflichtversicherung skeptisch
       
       Bundesjustizminister Marco Buschmann zeigte sich in Sachen
       Pflichtversicherung jedoch weiter skeptisch. Diese würde für viele
       Haushalte drastische finanzielle Mehrbelastungen bedeuten, ließ er eine
       Sprecherin sagen.
       
       Die frühere CSU-Politikerin Gerda Hasselfeldt ihrerseits forderte mehr
       Investitionen in den Katastrophenschutz. „Deutschland hat diesbezüglich
       insgesamt Nachholbedarf“, [3][sagte die heutige Präsidentin des Deutschen
       Roten Kreuzes in der Augsburger Allgemeinen]. „Es braucht deshalb eine
       Zeitenwende, insbesondere, was die nachhaltige und zukunftsgerichtete
       Finanzierung des Bevölkerungsschutzes angeht.“
       
       Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) forderte die Regierung auf, sofort ein
       Sondervermögen fürKlimaanpassung, Klimaschutz und Katastrophenschutz
       einzurichten. „Wie viele ‚Jahrhundertfluten‘ braucht es noch, bis die
       Bundesregierung begreift, dass das unser neues ‚Normal‘ wird, wenn sie
       jetzt nicht handelt? Wir können uns weitere Flächenversiegelung,
       Flüssebegradigung und unbegrenzten Treibhausgasausstoß nicht mehr leisten.“
       Es sei nötig, den Extremwetterereignissen mit konsequentem Natur- und
       Klimaschutz zu begegnen. Dass die Gelder für die entsprechenden Maßnahmen
       fehlten, liege nicht zuletzt an der Schuldenbremse.
       
       3 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [2] /Hochwasser-im-Sueden-Deutschlands/!6014358
 (DIR) [3] https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/hochwasser-drk-fordert-mehr-geld-fuer-den-katastrophenschutz-id70946721.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominik Baur
       
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