# taz.de -- Handelskonflikt mit China: USA steigern Antidumpingzölle
       
       > E-Autos, Solaranlagen, Halbleiter: Für viele Produkte aus China fallen in
       > den Vereinigten Staaten schon bald viel höhere Zölle an.
       
 (IMG) Bild: Biden will die Marktlage für die heimische Autoindustrie verbessern
       
       WASHINGTON taz | US-Präsident Joe Biden will mit einer teils drastischen
       Erhöhung von Einfuhrzöllen amerikanische Arbeiternehmer und Unternehmen vor
       der Konkurrenz aus China schützen. Die neuen Regelungen, die am
       Dienstagmorgen (Ortszeit) offiziell bekannt gegeben wurden, betreffen
       chinesische Produkte mit einem Importwert von 18 Milliarden US-Dollar. Vor
       allem zukunftsträchtige Technologien wie Elektrofahrzeuge und Batterien
       sind betroffen, außerdem Stahl und Halbleiter.
       
       „Nach einer gründlichen Überprüfung und unter Berücksichtigung meines Rats,
       hat mich Präsident Biden angewiesen, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die
       unfairen Handelspraktiken wie Technologietransfer der Volksrepublik China
       zu bekämpften, da diese weiterhin den US-Handel belasten und amerikanischen
       Arbeitnehmern und Unternehmen schaden“, sagte die US-Handelsbotschafterin
       Katherine Tai in einer Stellungnahme.
       
       Den größten Anstieg wird es bei der Einfuhr von Elektrofahrzeugen geben.
       Die Zölle für Elektroautos aus China sollen noch in diesem Jahr von aktuell
       25 Prozent auf 100 Prozent erhöht werden. Wie auch Europa sieht die
       US-Regierung mit großer Besorgnis auf die [1][wachsende chinesische
       Dominanz] in der Produktion von E-Fahrzeugen.
       
       Vor allem für die heimische Autoindustrie könnte eine Flut von chinesischen
       Importen zur Bedrohung werden. Aktuell sind chinesische Marken wie BYD, Nio
       oder MG auf amerikanischen Straßen noch Raritäten, doch die Ambitionen von
       diesen Herstellern ist es, auch auf dem US-Markt in Zukunft Fuß zu fassen.
       
       ## Biden will sich bei der Autoindustrie beliebt machen
       
       Das Weiße Haus erklärte, dass China es geschafft habe, mithilfe von
       umfangreichen staatlichen Subventionen und marktfremden Praktiken seine
       Elektroautoexporte von 2022 bis 2023 um 70 Prozent zu steigern. Jetzt
       wollen sich die USA mit der massiven Steigerung von Einfuhrzöllen genügend
       Zeit erkaufen, um Tesla, General Motors, Ford und Co ihre
       E-Fahrzeugproduktion ausbauen zu lassen.
       
       Für Biden, der in diesem Jahr für eine zweite Amtszeit kandidiert, ist
       besonders die amerikanische Autoindustrie mit einer wiedererstarkten
       Gewerkschaft UAW ein wichtiger Wählerblock, den er nicht verlieren will.
       Seine Regierung streitet jedoch ab, dass die neuen und angehobenen
       Einfuhrzölle politisch motiviert seien.
       
       Gleichzeitig werden auch die Zölle für Batteriekomponenten aus China auf
       bis zu 25 Prozent angehoben. Zwar versuchen die USA, ihre eigene
       Batterieproduktion schnellstmöglich auszubauen, doch aktuell sind
       US-Autobauer wie auch andere Industriezweige in dem Bereich noch stark von
       China abhängig. Das Land kontrolliert in manchen Bereichen über 80 Prozent
       der globalen Lieferkette, vor allem wenn es um den Abbau, Verarbeitung und
       Veredelung von kritischen Mineralien geht.
       
       Auch auf den Import von Halbleitern aus China wird zukünftig mehr Zoll zu
       leisten sein. Die US-Regierung will den Einfuhrzoll bis 2025 von 25 Prozent
       auf 50 Prozent anheben. Dieselbe Steigerung soll es [2][auch für
       Solarzellen geben], und zwar bereits in diesem Jahr. Des Weiteren werden in
       Zukunft 25 Prozent für Stahl und Aluminiumimporte sowie Containerbrücken
       fällig.
       
       Auch soll es Zölle auf medizinische Produkte aus China geben. Das betrifft
       zum Beispiel Gummihandschuhe, Spritzen oder Schutzbekleidung. Auf diese und
       andere Produkte werden in Zukunft bis zu 50 Prozent Abgaben zu tätigen
       sein.
       
       Wer sich bei diesen Zöllen an Ex-US-Präsident Donald Trump erinnert fühlt,
       der hat nicht ganz unrecht. Dieser hatte während seiner Amtszeit Zölle auf
       Produkte mit einem Importwert von über 300 Milliarden Dollar verhängt.
       
       Die US-Regierung bestätigte, dass diese Zölle bleiben. Sie bestreitet
       jedoch, dass es zwischen dem Vorgehen der beiden Regierungen eine
       Ähnlichkeit gebe. „Ich möchte darauf hinweisen, dass es einen
       entscheidenden Unterschied gibt zwischen dem, was wir ankündigen, und dem,
       was wir geerbt haben“, sagte ein US-Regierungsmitglied im Gespräch mit
       Journalisten.
       
       Die restriktiven Bemühungen der vorherigen Regierung seien nicht mit
       positiven Anreizen für Unternehmen einhergegangen, in strategische Sektoren
       zu investieren. „Dazu gehört auch eine diplomatische Anstrengung, [3][um
       gleichgesinnte Länder zu gewinnen], die sich an dieselben Regeln halten und
       sich uns bei der Bekämpfung der Handelspraktiken Chinas anschließen. Und
       das ist eine ganz andere Strategie, bei der Zölle keine eigenständige
       Strategie sind.“
       
       Die Biden-Regierung hat in den vergangenen Jahren mit Gesetzen [4][wie dem
       Inflation Reduction Act] oder dem Chips Act versucht, die heimische
       Produktion zu stärken. Insgesamt 860 Milliarden Dollar sollen private
       Unternehmen seither in grüne Technologien, Halbleiter und Elektroautos
       investiert haben.
       
       14 May 2024
       
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