# taz.de -- Hochseeschutzabkommen kommt voran: Schon fast 70 Unterzeichner
       
       > Die Meere sind wichtig fürs Klima und ein Hotspot der Artenvielfalt. Ein
       > Vertrag soll sie schützen. Der kann nun bald in Kraft treten.
       
 (IMG) Bild: Es geht um den Schutz der Meere außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszonen
       
       NEW YORK afp | 67 Länder haben am Mittwoch bei den Vereinten Nationen den
       ersten internationalen Vertrag zum Schutz der Hochsee unterzeichnet. Damit
       könnte das UN-Hochsee-Schutzabkommen bald in Kraft treten. [1][Deutschland
       unterschrieb als eines der ersten Länder.] An der Zeremonie am Rande der
       UN-Generaldebatte in New York nahmen am Mittwoch Bundesumweltministerin
       Steffi Lemke und Außenministerin Annalena Baerbock (beide Grüne) teil.
       
       Baerbock sprach nach der Unterzeichnung von einem „Hoffnungsschimmer für
       die ganze Welt“. Die [2][Hohe See sei bisher „de facto ein rechtsfreier
       Raum“ gewesen], sagte die Außenministerin. „Das ändert sich jetzt.“
       
       Umweltministerin Lemke sprach von einem „bewegenden Tag“. Sie begrüßte es,
       dass es nun erstmals Regeln zum Schutz der Biodiversität in den Weltmeeren
       gebe. „Wir sind auf gesunde Meere bei der Bekämpfung der Klimakrise, der
       Verschmutzungskrise und der [3][Krise des Artenaussterbens angewiesen]“,
       erklärte Lemke.
       
       Dass Deutschland zu den ersten Unterzeichnern gehöre und das Abkommen auch
       finanziell unterstützen werde, bezeichnete sie als „wichtige Signale, damit
       wir jetzt ins Handeln kommen“. Es müssten nun „zügig Schutzgebiete auf der
       Hohen See“ ausgewiesen werden, „um 30 Prozent der Weltmeere unter strengen
       Schutz zu stellen.“
       
       ## Prominente Unterstützung
       
       „Wir sitzen alle im selben Boot“, sagte EU-Umweltkommissar Virginijus
       Sinkevicius in New York der Nachrichtenagentur AFP. Kein Land könne „allein
       gegen die dreifache globale Krise kämpfen: Verlust der Artenvielfalt,
       Klimawandel und Umweltverschmutzung“, sagte er.
       
       US-Schauspielerin Sigourney Weaver erklärte bei der Übergabe der
       Unterschriften, es sei „ein großartiger Moment, hier zu sein und eine
       derartige multilaterale Zusammenarbeit und so viel Hoffnung zu sehen“. Das
       Abkommen markiere einen Wandel in der Art und Weise, „wie wir den Ozean
       betrachten, von einer großen Müllhalde (…) hin zu einem Ort, um den wir uns
       kümmern (…) und den wir respektieren“, sagte Weaver.
       
       ## 60 Prozent der Meeresgebiete
       
       Das internationale Abkommen sieht erstmals Schutzgebiete außerhalb der
       ausschließlichen Wirtschaftszonen einzelner Länder vor. Dies ist von großer
       Bedeutung, [4][weil sich mehr als 60 Prozent der Meeresgebiete außerhalb
       solcher ausschließlicher Wirtschaftszonen befinden]. Bislang gelten nur für
       etwa ein Prozent dieser Meeresgebiete Schutzregeln unterschiedlichen
       Grades.
       
       Das Abkommen sieht außerdem vor, dass Aktivitäten wie der [5][Förderung von
       Bodenschätzen auf hoher See eine Untersuchung ihrer Umweltfolgen]
       vorausgehen muss.
       
       Die UN-Mitgliedstaaten hatten sich Anfang März auf das erste internationale
       Hochsee-Schutzabkommen geeinigt, nachdem sie mehr als 15 Jahre lang darum
       gerungen hatten. Im Juni wurde das Abkommen formell beschlossen. Russland
       gab dabei seine Ablehnung von Teilen der Vereinbarung zu Protokoll.
       
       ## Ratifzierungen stehen noch aus
       
       Seit Mittwoch stand der Vertragstext zur Unterzeichnung bereit. Gleich am
       ersten Tag kamen 67 Unterschriften zusammen. So unterzeichneten nach
       Angaben der UNO neben der EU auch die USA, China, Australien,
       Großbritannien und Mexiko.
       
       Allerdings muss jedes Land den Vertrag noch im Rahmen seines eigenen
       Verfahrens ratifizieren. 120 Tage nach Erreichen dieser Vorgabe tritt das
       Abkommen dann in Kraft. Lemke sagte am Mittwoch, die Bundesregierung werde
       „alles daran setzen, die Ratifizierung so schnell wie möglich“ zu
       verwirklichen.
       
       Der Übergangschef von Greenpeace International, Mads Christensen, äußerte
       die Hoffnung, dass das Abkommen bis zur nächsten UN-Meereskonferenz 2025 in
       Frankreich in Kraft tritt. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, mahnte er.
       Der internationalen Gemeinschaft blieben nur noch sieben Jahre, um
       mindestens 30 Prozent der Meere in Schutzgebiete umzuwandeln.
       
       Die Meeresexpertin von Greenpeace Deutschland, Franziska Saalmann,
       erklärte, die Bundesregierung setze mit der Unterzeichnung des UN-Abkommens
       „ein wichtiges Zeichen für Meeresschutz“. Die [6][Ozeane müssten „vor
       Ausbeutung geschützt werden, auch weil sie unser Klima stabilisieren]“.
       
       21 Sep 2023
       
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