# taz.de -- Inflation bei 2,2 Prozent: Gewinne auf Kosten der Löhne
       
       > Trotz niedrigerer Inflation wird Ende 2024 der Reallohnverlust wegen der
       > Energiekrise nicht ausgeglichen sein. Der Lohnanteil am Einkommen sank.
       
 (IMG) Bild: Die Reallöhne werden Ende des Jahres voraussichtlich 2,3 Prozent unter dem Niveau vom Vorkrisenjahr 2021 liegen
       
       BERLIN taz | Auch wenn die Inflation in den vergangenen Monaten merklich
       zurückgegangen ist, leiden die Arbeitnehmer*innen noch immer unter
       ihren Folgen „Sie haben den Großteil der realen Einkommenseinbußen
       getragen, die mit dem Energiepreisschock infolge des [1][russischen
       Angriffs auf die Ukraine] verbunden waren“, heißt es in einer am Montag
       veröffentlichten Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen
       Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. „Eine
       Umverteilung zulasten der Löhne und zugunsten der Kapitaleinkommen war die
       Folge“, schreiben die Forschenden.
       
       Nachdem im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine vor allem die
       Preise für Energie sowie Lebensmittel angehoben wurden und dadurch die
       Inflationsraten auf fast 9 Prozent in die Höhe schnellten, hat der
       Preisauftrieb in den vergangenen Monaten deutlich nachgelassen. Im Juni lag
       die Inflationsrate voraussichtlich nur noch bei 2,2 Prozent, wie das
       Statistische Bundesamt am Montag bekannt gab. Im Mai hatte sie 2,4 Prozent
       betragen.
       
       Im August könnte [2][die Inflationsrate] sogar erstmals seit März 2021
       wieder unter die Marke von 2 Prozent rutschen, wie das Münchner
       Ifo-Institut mitteilte. Die Schätzung beruht auf einer Umfrage bei
       Unternehmen über deren Pläne zur Anhebung ihrer Preise. Demnach ist vor
       allem in der Industrie und im Einzelhandel mit weniger Preisanstiegen zu
       rechnen. Die Unterhaltungselektroniker und Fahrradhändler planen sogar mit
       sinkenden Preisen. Hingegen vermehrt ihre Preise erhöhen wollen etwa
       Gastronomen und das Hotelgewerbe.
       
       Und auch wenn die Preise nicht mehr so schnell angehoben werden, bleiben
       sie doch hoch. Erdgas und Heizöl etwa sind derzeit fast doppelt so teuer
       wie im Jahr 2020. Laut dem WSI machen auch die [3][kräftigen
       Lohnsteigerungen] der letzten Zeit diese und steigender
       GehälterPreissteigerungen nicht wett. Die Reallöhne werden Ende des Jahres
       voraussichtlich 2,3 Prozent unter dem Niveau vom Vorkrisenjahr 2021 liegen.
       So sank der Anteil der Löhne am Volkseinkommen von 2021 bis 2023 von 58,0
       auf 57,1 Prozent. Schließlich nutzten viele Unternehmen die Teuerungswelle
       aus, um ihre Gewinnmargen zu erhöhen.
       
       1 Jul 2024
       
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