# taz.de -- Initiative gegen Hatespeech: „Hassmelden“ braucht eine Pause
       
       > Seit 2019 hilft die Initiative Hassmelden Betroffenen von Hass im Netz
       > juristisch. Jetzt legt das Team seine Arbeit nieder – wegen Überlastung.
       
 (IMG) Bild: Hassmelden erhielt nach eigenen Angaben knapp eine Million Meldungen von Opfern digitaler Gewalt
       
       Überraschend hat [1][die Initiative Hassmelden] vergangene Woche [2][auf
       Twitter bekanntgegeben], dass sie ihre Arbeit zum 30. April einstellt. Seit
       der Gründung 2019 hatten Ehrenamtliche für die Initiative gegen Hate Speech
       gekämpft und Betroffenen von digitaler Gewalt die Möglichkeit gegeben,
       Inhalte zu melden, die strafrechtlich relevant sein könnten.
       
       Die rund 25 Ehrenamtlichen prüften die Inhalte daraufhin und brachten sie
       gegebenenfalls zur Anzeige. So konnten Betroffene anonym bleiben. Beinahe
       eine Millionen solcher Meldung erhielt Hassmelden nach eigenen Angaben.
       Grund für das vorläufige Aus ist laut Hassmelden zum einen, dass die
       Ehrenamtlichen in ihrer Arbeit „Arbeit, Freizeit und Familie
       vernachlässigt“ haben.
       
       Ein weiterer Grund: die stark gestiegene Zahl der täglichen Meldungen. Das
       Team könne nicht mehr „verantwortungsvoll mit dem von uns entwickelten
       System weiterarbeiten“. [3][In einem Whitepaper] schreibt Hassmelden, dass
       sich die Zahl der Meldungen von 2019 bis 2021 verzehnfacht habe. Gegenüber
       der taz sagt ein Mitglied der Initiative: „In den letzten Monaten haben wir
       täglich zwischen 4.000 und 5.000 Meldungen bekommen.“ Die Themen seien die
       gleichen wie in der Anfangszeit: „Antisemitismus, Rassismus,
       Fremdenfeindlichkeit und das Verwenden von verfassungswidrigen Symbolen.“
       
       Während auf Twitter die [4][Buchautorin und Aktivistin Jasmina Kuhnke],
       [5][die bereits selbst zur Betroffenen von digitalem Hass gemacht wurde],
       und [6][Autorin und Desinformationsexpertin Katharina Nocun] ebenso wie
       viele andere ihr Bedauern über die Pause von Hassmelden ausdrückten, ist
       weiterhin unklar, ob die Initiative ihre Arbeit komplett einstellt. Sie gab
       bisher nur bekannt, man wolle sich ein paar Wochen Zeit nehmen, um sich neu
       aufzustellen. In der Mitteilung äußert Hassmelden jedoch einen Wunsch:
       „Dass Strafverfolgungsbehörden und die verantwortlichen
       Politiker:innen ihrer Verantwortung gerecht werden und mit Nachdruck
       an sachorientierten Problemlösungen arbeiten.“
       
       2 May 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://hassmelden.de/
 (DIR) [2] https://twitter.com/hassmelden/status/1520038214882537472/photo/1
 (DIR) [3] https://web.archive.org/web/20211103221226/https://hassmelden.de/Hassmelden_Whitepaper.pdf
 (DIR) [4] https://twitter.com/ebonyplusirony/status/1520505900133494784
 (DIR) [5] /Doxing-von-Autorin-Jasmina-Kuhnke/!5760862
 (DIR) [6] https://twitter.com/kattascha/status/1520464767265263617
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Drosdowski
       
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