# taz.de -- Lockdown-Pläne für Kitas und Schulen: Sie dürfen als erstes öffnen
       
       > Ab 22. Februar gibt es in einigen Bundesländern wieder Präsenzunterricht.
       > Das Gesundheitsministerium bereitet Lehrer:innen eine Überraschung.
       
 (IMG) Bild: Vielleicht sitzen hier bald auch schon Schüler:innen: Lehrer in Ravensburg Unterricht am Laptop
       
       BERLIN taz | Friseursalons, Kitas und Schulen – das sind die Ausnahmen von
       den Lockdownverlängerungen, [1][auf die sich Bund und Länder am Mittwoch
       verständigt haben]. Doch während Friseur:innen mit dem 1. März ein Datum
       bekommen haben, ab dem sie einheitlich öffnen dürfen, [2][ist die Lage bei
       Kitas und Schulen unübersichtlich.]
       
       „Die Länder entscheiden im Rahmen ihrer Kultushoheit über die schrittweise
       Rückkehr zum Präsenzunterricht und die Ausweitung des Angebots der
       Kindertagesbetreuung“, heißt es in dem Beschluss. Kanzlerin Angela Merkel
       (CDU) hatte versucht, die Länder zu Schulöffnungen erst ab März zu bewegen,
       konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen. Noch am Mittwochabend gaben
       mehrere Länder bekannt, Kitas und Schulen schrittweise ab dem 22. Februar
       öffnen zu wollen. Sachsen-Anhalt und Bremen starten erst im März. In
       Thüringen – dem einzigen Land mit einer 7-Tage-Inzidenz über 100 – stand
       die Entscheidung noch aus.
       
       Die baldigen Kita- und Grundschulöffnungen kommen wenig überraschend.
       Bereits Anfang der Woche hatten die Kultusminister:innen in einem
       gemeinsamen Beschluss klargemacht, dass sie sich schrittweise
       Schulöffnungen ab dem 15. Februar wünschen, und dies sowohl mit den
       niedrigeren Inzidenzwerten als auch mit dem Druck, der auf Kinder und
       Familien liegt, begründet.
       
       Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte vor dem
       Bund-Länder-Treffen Fakten geschaffen und angekündigt, ab kommender Woche
       Kitas und Grundschulen zu öffnen. Dass Merkel die
       Ministerpräsident:innen zu einheitlichen Regelungen bewegen würde,
       war deshalb nicht erwartet worden.
       
       Dennoch enthält der Beschluss eine Überraschung: Erzieher:innen und
       Lehrer:innen sollen [3][früher als bisher geplant] geimpft werden.
       Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) soll nun prüfen, ob die momentan
       geltende Impfverordnung entsprechend angepasst werden kann. Merkel
       begründete dies damit, dass es in Kitas und Schulen nicht immer möglich
       sei, den notwendigen Abstand zu halten.
       
       Derzeit befinden sich Erzieher:innen und Lehrer:innen mit den über
       60-Jähigen in der Kategorie 3. Sollten sie wie nun vorgeschlagen in die
       Kategorie 2 vorrücken, könnten sie voraussichtlich ab April geimpft werden.
       Zu diesem Zeitpunkt sollen die Impfungen der über 80-Jährigen abgeschlossen
       sein. Der Bund-Länder-Beschluss empfiehlt im Unterricht außerdem, „wo immer
       möglich“ medizinische Masken zu tragen, Abstandsregeln einzuhalten und
       „vermehrt“ Schnelltests zu nutzen.
       
       Vor allem eine frühere Impfung von Kita- und Schulpersonal kommt bei
       Lehrervertretungen gut an: „Diese Prüfung muss jetzt schnell über die Bühne
       gehen und sollte alle Lehrkräfte einbeziehen, um sich und die anderen bei
       der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen zu schützen“, sagte die
       Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Marlis Tepe. Auch
       Familienministerin Franziska Giffey (SPD) lobte die Pläne. Sie würden
       Lehrer:innen und Erzieher:innen mehr Sicherheit verschaffen.
       
       ## Inidenzwerte spielen bei Schulöffnungen wohl keine Rolle
       
       Auf Kritik hingegen stieß, dass sich Bund und Länder auf keine verbindliche
       Orientierung an Inzidenzwerten einigen konnten. „Wenn wir Schulen öffnen,
       ohne dass es die Infektionszahlen hergeben, verspielen wir vielleicht das
       mühsam Erreichte“, sagte Lehrerverbandschef Heinz-Peter Meidinger mit Blick
       auf eine mögliche dritte Welle. Im schlimmsten Fall komme es im April oder
       Mai zu neuerlichen Schulschließungen, warnt Meidinger. Er fordert
       Präsenzunterricht erst ab einer 7-Tage-Inzidenz unter 50.
       
       Bisher haben nur wenige Länder bei ihren Öffnungsplänen eine verbindliche
       Orientierung an den Inzidenzwerten angekündigt. Nordrhein-Westfalens
       Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) etwa erklärte, erst ab einer
       landesweiten Inzidenz von unter 50 vollständig zum Präsenzunterricht
       zurückzukehren. Grundschulen starten aber unabhängig davon ab dem 22.
       Februar im Wechselbetrieb. In Sachsen hatte Kultusminister Christian Piwarz
       (CDU) für die Öffnungen ab Montag eine 7-Tage-Inzidenz von unter 100
       genannt. Am Donnerstag lagen jedoch noch zwei der 13 Kreise im Freistaat
       über dieser Marke. Kitas und Grundschulen sollen dennoch landesweit
       geöffnet werden.
       
       Kanzlerin Merkel betonte am Donnerstag im Bundestag (siehe Seite 3) mit
       Verweis auf die Virusmutationen aus Großbritannien, Südafrika und
       Brasilien, sie hätte sich einen strengeren Kurs bei den Schulöffnungen
       gewünscht. Auch Mediziner:innen äußerten Bedenken, ob die Pläne der
       Länder nicht verfrüht kämen. Schulen und Kitas trügen „in großem Maße zur
       Verbreitung des Virus bei, was durch die Mutationen noch verschärft wird“,
       warnte etwa der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für
       Intensiv- und Notfallmedizin, Gernot Marx. Das habe man in Großbritannien
       gesehen.
       
       Um eine mögliche dritte Welle zu unterbinden, haben einige Länder auch den
       Einsatz von Schnelltests angekündigt. So sollen sich Erzieher:innen und
       Lehrkräfte bis zu zweimal in der Woche testen können. Regelmäßige
       Schnelltests für Schüler:innen wie in Österreich sind bislang aber
       nirgends geplant.
       
       11 Feb 2021
       
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