# taz.de -- Martin Hinteregger in der Kritik: Offene rechte Flanke
       
       > Eintracht Frankfurts Hinteregger plant ein Festival für seine Fans. Dass
       > sein Partner dabei ein rechter Politiker ist? Will er nicht gewusst
       > haben.
       
 (IMG) Bild: Im Kreise derer, die ihn liebten: Martin Hinteregger mit Fans von Eintracht Frankfurt
       
       BERLIN taz | Da ist Martin Hinteregger. Er ist ein Fußballer aus
       Österreich, einer von echtem Schrot und Korn, wie man sagt. Ein
       Innenverteidiger, der verehrt wird, nicht weil er so gut Fußball spielen
       kann, sondern weil er das Spiel der anderen so gut zerstören kann. Außerdem
       feiert er gerne. Videos von Saufgelagen haben im Netz die Runde gemacht,
       auch vor einem wichtigen Länderspiel hat er sich schon mal volllaufen
       lassen.
       
       Das kommt an bei seinen Fans. Die sollen demnächst zusammen mit ihm Fußball
       spielen und feiern. Beim „Hinti-Cup“ mit anschließendem „Festi:Ball“ in
       seinem Kärntner Heimatkaff Sirnitz. Organisiert hat Hinteregger die Fete,
       bei der auch DJ Ötzi und der Frankfurter Rapper Vega auftreten sollen,
       zusammen mit einem gewissen Heinrich Sickl. Der ist in Österreich
       wohlbekannt für seine Nähe zum Rechtsextremismus.
       
       Und da ist Eintracht Frankfurt, der Klub, für den Hinteregger spielt. Der
       ist gerade auf dem ganzen Kontinent großes Thema, nachdem er [1][die Europa
       League gewonnen hat]. Die Fans, die den Klub in wahren Massen zu den
       Spielen nach Barcelona, London oder Sevilla begleitet haben, sind
       Protagonisten von Herz-Schmerz-Geschichten über die wahre Liebe zum
       Fußball.
       
       Sie sind ein Phänomen so wie der Klub, dessen Präsident Peter Fischer ein
       ums anders Mal klarmacht, dass rechtes Gedankengut bei der Eintracht keinen
       Platz hat. AfD-Mitglieder sind ausdrücklich unerwünscht beim Verein, auch
       das hat Fischer immer wieder deutlich gemacht.
       
       ## Die Hinti-Army
       
       Der sichtbare Teil der Fanszene ist seinem Kurs immer gefolgt. Bei dem
       genießt [2][Martin Hinteregger] ein besonders hohes Ansehen. Ein paar von
       ihnen bezeichnen sich als Hinti-Army. Es ist eine Liebe, die einer harten
       Prüfung ausgesetzt ist, seit der österreichische Journalist Michael
       Bonvalot am Mittwochabend auf seinem Blog standpunkt.press die Recherchen
       veröffentlicht hat, nach denen Martin Hinteregger zusammen mit einen
       notorisch auffälligen Rechtsradikalen eine Veranstaltung in Kärnten
       organisiert hat.
       
       Gemeinsam mit einer Gastronomin haben Hinteregger und ebenjener Heinrich
       Sickl die Hinti Event GmbH gegründet. Der Hinti-Cup war schließlich mehr
       als ein Einladungsfest für die Freunde Hintereggers aus der Kurve. Es
       sollte sich schon auch lohnen. Knapp 90 Euro kostet ein Festivalpass,
       Vip-Tickets natürlich noch mehr. Die Party sollte vom 16. bis zum 19. Juni
       zu Füßen von Schloss Albeck in Sirnitz stattfinden.
       
       Das gehört Heinrich Sickls Mutter Elisabeth, die im Jahr 2000 für die FPÖ
       Bundesministerin war. Auch Sickl ist FPÖler und saß jahrelang im Stadtrat
       von Graz. Bonvalot beschreibt seine Nähe zur Identitären Bewegung in
       Österreich und seine Kontakte als Anführer des Freiheitlichen
       Akademikerverbands der Steiermark, einer Art FPÖ-Burschenschaft, zum
       [3][Institut für Staatspolitik, dem neurechten Thinktank von Götz
       Kubitschek] in Deutschland.
       
       2019 haben die Burschen zusammen mit dem IfS eine Tagung zum Thema „Volk“
       organisiert. Anmeldungen dafür sollten an Sickl gehen. Sein Name findet
       sich schnell auf der Seite des IfS im Netz. So wie er auf der Website des
       Hinti-Cups stand. Dort war Sickl als Ansprechpartner für Medien genannt.
       Seine Kontaktdaten konnten bis Donnerstagvormittag dort noch eingesehen
       werden. Dann war die Seite nicht mehr zu erreichen.
       
       ## Politische Ahnungslosigkeit
       
       Die Seite des Journalisten und Experten für die FPÖ und rechtsextreme
       Umtriebe im Land, Michael Bonvalot, war da schon lange nicht mehr zu
       erreichen. Es gab wohl zu viele Zugriffe. Die Geschichte von Hintereggers
       Geschäften mit einem rechten Politiker machten dennoch weiter die Runde.
       Screenshots von Bonvalots Blogpost wurden in den sozialen Medien geteilt.
       
       Dort war zu erfahren, dass sich Martin Hinteregger und Eintracht Frankfurt
       Bonvalot gegenüber wohl nicht zu der Recherche äußern wollten. Eine Frist
       von 24 Stunden habe er dem Klub eingeräumt, so Bonvalot via Twitter. Als
       die verstrichen war, machte er seine Recherche öffentlich. Eintracht
       Frankfurt und Martin Hinteregger waren in der Defensive.
       
       Der Spieler reagierte am Donnerstagmittag auf die Enthüllungen. „Es ist
       unglaublich, dass ein Unbekannter Dinge über mich behaupten kann“, schrieb
       er auf Instagram. Fehler konnte er Bonvalot offenbar nicht nachweisen. Der
       Mutmaßung des Journalisten, wonach Hinteregger von den rechten
       Verstrickungen seines Partners gewusst haben muss, widerspricht der
       Fußballer in seinem Post jedoch vehement. „Ich habe keine Kenntnisse über
       vergangene oder zukünftige Aktivitäten seitens der Familie Sickl“, heißt es
       in seiner Rechtfertigung.
       
       Nun hat er „aufgrund des aktuellen Wissenstandes“ alle Geschäftsbeziehungen
       zu den Sickls aufgekündigt. Wie der Hinti-Cup noch stattfinden kann, will
       er prüfen. Anschuldigungen, er könne rechts sein, seien nicht haltbar. „Ich
       setze mich weiter gegen jegliche Art der Diskriminierung ein“, schreibt er.
       
       9 Jun 2022
       
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