# taz.de -- Mord an Haitis Präsident: Nur keine Intervention
       
       > Haitis überfälliger Politikwechsel muss von innen kommen. Neue
       > Protagonisten und funktionierende staatliche Institutionen sind gefragt.
       
 (IMG) Bild: Haitis Präsident Jovenel Moïse wurde am 7. Juli ermordet
       
       Man muss sich nicht erst um Haiti sorgen, seit [1][der Präsident ermordet]
       wurde. Drei Jahre schon überzieht eine Welle von Massakern das Land. Seit
       Februar rücken die Gangs in die Mittelschichtsviertel vor. Sie sind mit
       Maschinengewehren und Tränengas bewaffnet.
       
       [2][Jovenel Moïse, ein schwacher Präsident], der sich zunehmend auf diese
       Gang-Gewalt stützte und die Institutionen unterhöhlte, regierte jüngst nur
       noch per Dekret. Parlament und große Teile des Senats sind aufgelöst, weil
       keine Wahlen stattgefunden haben. Der Oberste Gerichtshof erlebte
       Verhaftungen und sein Präsident ist gerade an den Folgen von Covid-19
       gestorben.
       
       Über die Hintergründe des Anschlags lässt sich nicht ohne Grund
       spekulieren, dass sich hier die haitianische Elite gegenseitig im Visier
       hat. Profiteur ist der gerade abgesetzte Premierminister Claude Joseph, der
       als erste Amtshandlung einen harten Ausnahmezustand verhängte. Er könnte
       tatsächlich der starke Mann werden, nach dem die Situation zu rufen
       scheint. Das aber wäre fatal.
       
       Haiti braucht keinen Diktator und keine Interventionstruppen. Es braucht
       keine interventionistische Hilfe, die die Haitianer zu Objekten ihres guten
       Willens macht, keine Wahlen, an die niemand glaubt. Die letzten beiden
       Präsidenten hatten jeweils gerade mal 15 Prozent der
       Wahlberechtigten-Stimmen. Die Vorschläge, die jetzt alle aus der
       Mottenkiste der Containment-Strategie hervorholen, sind die Ursache für das
       haitianische Unglück.
       
       Diese Strategie macht die Ressourcen Haitis, die immer noch vom Geist der
       Befreiung getragen werden, zunichte. Sie richtet sich gegen die
       Zivilgesellschaft aus jungen gut gebildeten Leuten, die sich mittlerweile
       transnational organisieren und die auf eine echte Demokratie zielen. Sie
       sind die ersten Opfer der [3][Gang-Gewalt] und sicher auch des
       Ausnahmezustands.
       
       Ein notwendiger Politikwechsel der internationalen Unterstützer müsste sich
       auf einen offenen Prozess von unten einlassen, mit neuen Akteuren, die sich
       nicht vorschreiben lassen, was sie tun sollen. Doch dafür liegt die
       Halbinsel zu nah an der US-amerikanischen Küste.
       
       8 Jul 2021
       
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