# taz.de -- Oxfam-Bericht vor Weltwirtschaftsforum: Reichtum gefährdet Gesundheit
       
       > Millionen Menschen haben keinen Zugang zu Corona-Impfstoffen. Für Oxfam
       > nur ein Beispiel für die weltweite Ungleichheit.
       
 (IMG) Bild: Jede Menge Kohle: Geld ist offenbar hochgradig ansteckend unter Milliardären
       
       BERLIN taz | Etwa 1.500 Milliarden Dollar besitzen die zehn reichsten
       Personen der Welt zusammen. Die Entwicklungsorganisation Oxfam prangert das
       an: In der Zeit der Coronapandemie hätten „die zehn Männer ihr Vermögen
       verdoppelt“. Gleichzeitig litten Hunderte Millionen Arme unter der
       Coronapandemie. Die zunehmende soziale Polarisierung verschärfe die globale
       Gesundheitskrise, heißt es in dem neuen Bericht „Ungleichheit tötet“.
       
       Ihren Report zur globalen Ungerechtigkeit veröffentlicht Oxfam traditionell
       kurz vor dem Beginn des [1][Weltwirtschaftsforums von Davos], das am Montag
       startet und zum zweiten Mal nur digital stattfindet. Den Milliardärinnen
       und Milliardären weltweit sei es insgesamt gelungen, während der Coronazeit
       „ihre Vermögen stärker zu vermehren als in den gesamten vierzehn Jahren
       zuvor“, heißt es in dem Oxfam-Bericht.
       
       Die Organisation betrachtet das als Skandal, weil während der Pandemie seit
       Anfang 2020 „über 160 Millionen Menschen zusätzlich in Armut“ abgerutscht
       seien. 3,2 Milliarden Menschen – fast die Hälfte der Menschheit – lebten
       unterhalb der von der Weltbank definierten Armutsgrenze von 5,50 Dollar pro
       Tag.
       
       Oxfam bezieht sich auf die Vermögenszahlen, die das anerkannte
       Wirtschaftsmagazin Forbes regelmäßig veröffentlicht. Auf den Spitzenplätzen
       standen demnach Elon Musk (Tesla), Jeff Bezos (Amazon), Bernard Arnault
       (LVMH, unter anderem Dior) und Bill Gates (Microsoft), die zusammen schon
       auf etwa eine Billion Dollar (1.000 Milliarden) kommen.
       
       ## Superreiche auch in Deutschland
       
       In Deutschland fallen die großen Vermögen etwas niedriger aus. Die Besitzer
       und Besitzerinnen beispielsweise von Aldi, Kühne und Nagel, Lidl oder BMW
       kommen jeweils auf zweistellige Milliardenbeträge. Aber auch ihre Vermögen
       wachsen stark und überproportional im Vergleich zur Wirtschaftsleistung
       oder den Löhnen. Die Reichen und Wohlhabenden profitieren von den
       steigenden Aktienkursen, den Gewinnen ihrer Unternehmensgruppen und dem
       Wertzuwachs von Immobilien.
       
       In dem Bericht „Ungleichheit tötet“ geht es schwerpunktmäßig um den
       Zusammenhang von Armut und schlechter medizinischer Versorgung. Die
       Organisation beklagt: „Mittlerweile sind über drei Milliarden Menschen
       zweifach gegen Covid-19 geimpft, doch nur rund neun Prozent der Menschen in
       Ländern mit niedrigem Einkommen haben mindestens eine Impfdosis erhalten.“
       
       Die Impfstoffe müssten jedoch als „öffentliches Gut behandelt werden“,
       fordert Oxfam. Schließlich hätten einige Regierungen, darunter auch die
       deutsche, die [2][Entwicklung der Vakzine mit Steuergeld] gefördert. Der
       internationale Patentschutz verhindere jedoch, dass die Impfstoffe allen
       Menschen zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung stünden. Deshalb solle
       bei der Weltgesundheitsorganisation eine Ausnahmegenehmigung für die
       Nutzung der Impfstoffpatente beschlossen werden.
       
       [3][Diese Debatte] läuft seit mehr als einem Jahr. Die Bundesregierung und
       die EU-Kommission lehnen die Freigabe ab. Sie wollen die Investitionen der
       Impfstoff-Entwickler schützen. Trotzdem würden große Mengen Impfdosen in
       alle Welt exportiert, argumentiert die EU.
       
       ## Ungleichheit tötet
       
       Unabhängig von Corona trägt die Ungleichheit in der Welt laut Oxfam „zum
       Tod von mindestens 21.300 Menschen täglich bei“. Das sei eine konservative
       Schätzung. In ländlichen Regionen und ärmeren Stadtvierteln vieler Staaten
       Asiens, Afrikas und Lateinamerikas gibt es zu wenige Krankenhäuser und
       Ärzte.
       
       Den Regierungen fehlt das Geld, um die Gesundheitsinfrastruktur zu
       errichten, und private Gesundheitsfirmen versorgen eher die wohlhabende
       Bevölkerung.
       
       17 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Risikobericht-des-Weltwirtschaftsforums/!5741919
 (DIR) [2] /Impfstoffhersteller-mit-Milliardenplus/!5788132
 (DIR) [3] /Impfstoffverteilung-durch-Covax/!5813282
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hannes Koch
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Davos
 (DIR) Weltwirtschaftsforum
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) COVAX
 (DIR) Reichtum
 (DIR) Soziale Gerechtigkeit
 (DIR) Gerechtigkeit
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Oxfam
 (DIR) Afrika
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) IG
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nachrichten in der Coronakrise: Befristete Aufhebung der Patente
       
       Die WTO beschließt, Patente auf Covid-19-Impfstoffe auszusetzen. Die
       Pandemie hat laut einer Studie zum starken Anstieg von Depressionen
       geführt.
       
 (DIR) Oxfam-Studie über Arbeitsbedingungen: Bei der Traubenlese nur Hungerlöhne
       
       Costa Rica ist der wichtigste Ananaslieferant der Welt. Doch genau wie in
       Südafrika werden die Arbeitenden dort mies bezahlt.
       
 (DIR) Impfstoffproduktion in Afrika: Umstrittene Container
       
       Biontech plant, mobile Produktionsanlagen für die Herstellung von
       Impfstoffen in Afrika aufzustellen. Das gefällt nicht allen.
       
 (DIR) Patentfreigabe von Corona-Impfstoffen: Investitionsschutz first
       
       Auch die Ampelkoalition lehnt die Aussetzung des Patentschutzes von
       Corona-Impfstoffen ab. Die Linkspartei ist empört.
       
 (DIR) Zukunft des Weltwirtschaftsforums Davos: Kongressveranstalter ohne Kongress
       
       Wegen Corona treffen sich Konzern- und Regierungschefs wieder nicht beim
       Weltwirtschaftsforum. Nun fragen manche: Wer braucht Davos noch?
       
 (DIR) Nachrichten zur Coronakrise: Klinik-Lage entspannt sich weiter
       
       Der Chef der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, gibt sich verhalten
       optimistisch. Gesundheitsminister Lauterbach will beim Zugang zu PCR-Tests
       „priorisieren“.
       
 (DIR) Nachrichten in der Coronakrise: 1 Milliarde Impfdosen gespendet
       
       Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt über 500. Österreich führt die Impfpflicht
       ein. Das Programm Covax hat bisher 1 Milliarde Impfdosen an ärmere Länder
       geliefert.
       
 (DIR) Weltrisikobericht 2022: Menschheitsrisiko Klimawandel
       
       Von Ökokrise bis Gesellschaftszerfall: Das Weltwirtschaftsforum erwartet,
       dass die Zukunft düster wird. Das zeigt eine Umfrage.
       
 (DIR) Ungerechtigkeit bei Corona-Impfungen: Die globale Impflücke
       
       Der Zugang zu Corona-Impfungen ist global extrem ungleich verteilt. Ob sich
       das ändert, könnte über die Pandemie entscheiden. Eine Datenanalyse.