# taz.de -- Portugal vor der Wahl: Debatten auf allen Kanälen
       
       > Portugal wählt am Wochenende ein neues Parlament. Kurz vorher schwindet
       > der Vorsprung der Sozialisten unter Regierungschef António Costa.
       
 (IMG) Bild: António Costa im Straßenwahlkampf in Porto
       
       MADRID taz | Knapp 15 Stunden Wahldebatte, aufgeteilt in 30 Duelle, plus
       eine Debatte mit den Listenchefs der neun im portugiesischen Parlament
       vertretenen Parteien: Dieser TV-Marathon lief verteilt über zwei Wochen auf
       fast allen Kanälen des Landes. Will das jemand sehen? In Portugal schon:
       Insgesamt 20 Millionen Zuschauer verzeichneten die Debatten im Vorfeld der
       vorgezogenen Parlamentswahl am kommenden Sonntag.
       
       Der Publikumsschlager war die Diskussion zwischen dem seit 2015 per
       Minderheitsregierung amtierenden Ministerpräsidenten António Costa von der
       Sozialistischen Partei (PS) und seinem konservativen Herausforderer Rui Rio
       (PSD). 3,3 Millionen Menschen sahen sich den 75-minütigen Schlagabtausch
       an. Während die Stimmabgabe wegen Corona für einen Teil der Portugiesen
       schon vor dem eigentlichen Wahltermin begonnen hat, liefern sich die beiden
       nun auf den letzten Metern noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
       
       Es ist ein Wahlkampf in Zeiten von Covid. [1][Als Costa im Oktober mit
       seinem Haushalt im Parlament scheiterte und Neuwahlen ausgerufen wurden],
       schien die Pandemie weitgehend überwunden. Kein Land hatte so schnell
       geimpft wie Portugal. Doch nun hat die Omikron-Welle auch Portugal fest im
       Griff. An einen Wahlkampf mit den beliebten arruadas –
       Kandidatenspaziergänge durch Dörfer und Stadtteile – ist nicht zu denken.
       
       Die TV-Debatten kamen da recht, um zumindest einige Programmpunkte unters
       Wahlvolk zu bringen. Erstmals stimmte mit Costa ein Regierungschef zu, mit
       allen Herausforderern in den Ring zu steigen statt nur mit dem
       Oppositionsführer.
       
       ## Ohne Partner geht nichts
       
       Bis auf die TV-Debatte zwischen Costa und Rio waren alle Tête-à-Têtes nur
       25 Minuten lang. Für viele Themen war da kaum Zeit. Aber zumindest wurde
       klar, wer mit wem will und wer mit wem kann. Wenn Costa nach der Abstimmung
       am Sonntag erneut regieren will, wird er auf andere Parteien zugehen
       müssen. Bevor sie im Oktober gegen den Haushalt stimmten und damit die
       Neuwahl nötig machten, hatten ihn die beiden Kräfte links von den
       Sozialisten unterstützt: der Linksblock (EB) und das Bündnis aus
       Kommunisten und Grünen (CDU).
       
       In den Debatten ließ Costa keine Zweifel, dass er ungern erneut auf
       Unterstützung von links angewiesen wäre. Sollten die Sozialisten stark
       genug werden, würde er gern mit den Umwelt- und Tierschützern der PAN
       zusammengehen. Diese haben verkündet, dass sie sowohl die Sozialisten als
       auch die Konservativen ins Amt heben könnten.
       
       Rio hört das gern, denn er hat ein Problem: Rechts von ihm, so sagen es
       Umfragen vorher, [2][wird wohl die Chega] unter André Ventura stark
       zugewinnen. Sollte es für eine Regierungsbeteiligung reichen, wird Ventura
       auch Ministerposten wollen. Rio aber wirft der Partei vor, instabil zu
       sein, womit er auf sich die Regionalregierung der Azoren bezieht. Dort
       regieren die Konservativen dank der Chega. Doch [3][Venturas Partei] droht
       immer wieder, das Bündnis platzen zu lassen.
       
       27 Jan 2022
       
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