# taz.de -- Propalästinensische Demos in Europa: Der Hass mobilisiert
       
       > Vielerorts versammeln sich Tausende bei propalästinensischen Demos. Oft
       > wird dort der Terror der Hamas gefeiert. Eine Gefahr, nicht nur für
       > Juden.
       
 (IMG) Bild: Die Polizei räumt eine Solidaritäts-Demo für Palästina am Potsdamer Platz in Berlin am 15.10.2023
       
       Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober mit 1.300 Toten
       kam es in Berlin und vielen anderen Großstädten Europas [1][immer wieder zu
       propalästinensischen Demonstrationen.] Dabei wurden nicht nur die Massaker
       der Hamas bejubelt, auch ging von diesen Demos reale Gefahr aus – vor allem
       dann, wenn man augenscheinlich anderer Meinung als die Demonstranten war.
       
       Die Demonstrationen mit ihren Massen von Palästina-Flaggen sind nicht
       einzig und allein propalästinensisch: Ihre Teilnehmer, überwiegend Männer,
       sind vielfach offen antisemitisch. Sie skandieren Vernichtungswünsche und
       Gewaltaufrufe gegen Jüdinnen und Juden. Umso frappierender ist es, dass
       Teile der Linken die „Yallah Intifada“-Rufe offen unterstützen.
       
       Es ist auch Unterstützung aus diesem politischen Lager, die diesen Demos
       auf europäischer Ebene ihr großes Mobilisierungspotenzial verleiht. Indem
       Linke nicht nur bei der Organisation der Demos helfen, sondern durch ihre
       Anwesenheit einen Resonanzraum für antisemitische Gewaltfantasien schaffen,
       legitimieren sie auch die zukünftige Gewalt solcher Aufmärsche.
       
       ## Die Propaganda der Hamas zeigt Wirkung
       
       Während die propalästinensischen Demonstranten behaupten, überwiegend
       friedlich zu sein, sieht die Realität anders aus: In Berlin, London und
       Leipzig eskalierte in den vergangenen Tagen die Situation, wann immer in
       Kundgebungsnähe eine Israelflagge auftauchte. Wo Vernichtungsfantasien und
       die Rechtfertigung islamistischen Terrors breiter Konsens unter den
       Teilnehmenden ist, ist es nicht verwunderlich, dass die Gewalt, die man mit
       aller Macht zu rechtfertigen versucht, auch zum Teil auf die Straße
       getragen wird. Dies zeigt sich bereits in der Rhetorik der Sprechchöre
       einer propalästinensischen Demo vom vergangenen Sonntag in Berlin: „Mit
       unserem Blut und unserer Seele werden wir uns für al-Aksa opfern“, sangen
       die Teilnehmenden.
       
       [2][Propaganda der Hamas zeigt also Wirkung], auch in Deutschland. Und wo
       sich Antisemitismus in Form von Vernichtungsfantasien gegenüber dem Staat
       Israel zeigt, ist es ebenfalls nicht verwunderlich, dass unmittelbare
       Drohungen gegen Jüdinnen und Juden und allem, was sonst mit Israel
       assoziiert wird, die Folge sind.
       
       Die von propalästinensischen Aktivisten seit Jahrzehnten gepflegte
       Opfermentalität und Überidentifikation mit dem palästinensischen
       Freiheitsbegehren muss fast zwangsläufig dazu führen, dass auf jede
       Irritation, und seien dies nur minimale Widersprüche, mit enormer
       Sensibilität reagiert wird.
       
       Nicht zuletzt ist auch fehlendes Demokratieverständnis eines großen Teils
       der Teilnehmenden Grund für Ausschreitungen: Die Unfähigkeit und der
       Unwille, anzuerkennen, dass auch israelsolidarische Menschen, Jüdinnen und
       Juden an diesem Tag von ihrer Versammlungsfreiheit Gebrauch machen dürfen.
       Eine Israelfahne bei einer nahe gelegenen Demonstration wird nicht als
       legitime Solidaritätsbekundung, sondern als Provokation betrachtet.
       Ambiguitätstoleranz? Fehlanzeige.
       
       [3][Pro-Israel-Demos hingegen geben ein anderes Bild ab.] Den
       Teilnehmer*innen fast aller bisherigen israelsolidarischen
       Demonstrationen geht es nicht darum, den Staat Israel militant auf den
       Straßen Europas zu verteidigen. Kundgebungen sind geprägt von Trauer und
       Fassungslosigkeit über die Gräueltaten der Hamas.
       
       Anders als verschwörungsideologische Behauptungen proklamieren mögen,
       können Jüdinnen und Juden nicht auf eine breite Lobby zurückgreifen, die
       mal eben Tausende von Demonstranten mobilisiert. Sie werden immer darauf
       angewiesen sein, israelsolidarische Stimmen neben sich zu versammeln. Und
       diese sind eines gewöhnlicherweise nicht: gewaltbereit.
       
       17 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jessica Ramczik
       
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