# taz.de -- Rechtsextreme in Italien: Faschisten-Mob vor Zeitungsredaktion
       
       > Nichts regt Italiens Faschisten mehr auf als der Gesetzentwurf für ein
       > neues Staatsbürgerrecht. Und Zeitungen, die positiv darüber berichten.
       
 (IMG) Bild: Mit Bengalos vor den Fenstern von „La Repubblica“: Anhänger der Organisation „Forza Nuova“
       
       Sie kamen im Dutzend, in schwarze Kapuzenshirts gehüllt, die Gesichter mit
       weißen Plastikmasken verdeckt. Am Mittwochnachmittag rückten sie an,
       besetzten den Innenhof des Redaktionsgebäudes der Tageszeitung La
       Repubblica, entzündeten Bengalische Feuer, schwenkten die Fahnen ihrer
       faschistischen Organisation Forza Nuova und entrollten ein Spruchband mit
       den Worten „Boykottiert La Repubblica und L’Espresso“.
       
       Es war eine Einschüchterungsaktion in bester faschistischer Tradition.
       „Nehmt die Masken ab, Narren, Faschisten! Verdrückt euch!“ schallte es den
       Rechten aus den Fenstern der Redaktion entgegen. Nach wenigen Minuten, vor
       Eintreffen der Polizei, zogen die Verhüllten wieder ab. Kurz darauf
       posteten sie eine Erklärung auf Facebook. Mit den Bengalischen Feuern
       hätten sie „die Wahrheit gegen die Lügen der Lohnschreiber des Regimes
       beleuchten“ wollen, hieß es – gegen die Verräter, „die mit der Feder in der
       Hand das lus soli, die Invasion und die ethnische Ersetzung“ der Italiener
       propagieren würden. An diesem Tag habe „die Verteidigung der Patrioten
       gegen die Terroristen begonnen, die sich als Journalisten maskieren“.
       
       Nichts regt Italiens Nazis und Faschisten gegenwärtig mehr auf als der im
       Parlament liegende Gesetzentwurf zum „lus soli“, einem Staatsbürgerrecht,
       das den in Italien geborenen oder aufgewachsenen Kindern von Immigranten
       ohne große Hürden die Staatsbürgerschaft gewähren soll.
       
       Italiens Rechtsextreme, egal ob von Forza Nuova (FN) oder von der letzthin
       weit erfolgreicheren Casapound Italia (CPI), glauben, mit Stimmungsmache
       gegen Migranten am Mainstream der öffentlichen Meinung andocken zu können.
       Doch La Repubblica und das im gleichen Verlag erscheinende Magazin
       L’Espresso sind ihnen nicht nur verhasst, weil die beiden Gazetten für ein
       neues Staatsbürgerrecht Partei ergriffen. L’Espresso veröffentlichte vor
       einigen Wochen ein Dossier über die Geschäfte, mit denen FN und CPI ihre
       Kassen füllen – ein Thema, das diese gern mit absoluter Diskretion
       behandelt sähen.
       
       In den letzten Tagen häuften sich unschöne Vorfälle. Am vergangenen
       Wochenende drang eine Gruppe der Veneto Fronte Skinheads etwa in die
       Sitzung eines Unterstützerkomitees von Migranten im norditalienischen Como
       ein. Eines haben die Faschisten jedenfalls erreicht: In Italien hat nun
       eine breite Diskussion darüber eingesetzt, wie man den Wiedergängern
       Mussolinis und Hitlers zur Not auch mit Verboten Einhalt gebieten kann.
       
       7 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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