# taz.de -- Türkei-USA-Verhältnis in der Krise: Erdogan droht Washington
       
       > Der türkische Staatschef Erdogan droht mit der Schließung von
       > US-Stützpunkten. Washington mahnt mehr Konstruktivismus an.
       
 (IMG) Bild: Linke demonstrierten schon 2010 in Istanbul gegen eine Armenien-Resolution des US-Kongresses
       
       ISTANBUL/WASHINGTON dpa | Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält
       angesichts der Spannungen zwischen Washington und Ankara auch eine
       Schließung von zwei Stützpunkten für die USA für möglich. „Wenn
       erforderlich“ könne man die von den USA genutzte Luftwaffenbasis Incirlik
       und die US-Radarstation Kürecik in der Provinz Malatya schließen, sagte
       Erdogan am Sonntagabend in einem Interview mit dem Sender A Haber.
       
       Insbesondere wenn „Maßnahmen wie Sanktionen“ gegen die Türkei in Kraft
       treten sollten, werde man die entsprechende Antwort geben, sagte Erdogan.
       
       Vergangene Woche hatte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bereits
       angedeutet, dass die Türkei im Fall von US-Sanktionen den USA den Zugang zu
       Incirlik und Kürecik verwehren könnte.
       
       US-Senatoren fordern Sanktionen gegen die Türkei, weil diese im Sommer
       [1][das russische Raketenabwehrsystem S-400 gekauft] hatte. Die
       US-Regierung befürchtet unter anderem, dass Russland über das empfindliche
       Radar des Waffensystems an Daten über die Fähigkeiten des US-Kampfjets F-35
       gelangen könnte.
       
       Ankara war Partner beim Bau des Kampfjets und wollte zahlreiche Flugzeuge
       kaufen. Wegen des Rüstungsdeals mit Moskau [2][haben die USA die Türkei aus
       dem F-35- Programm ausgeschlossen]. Harte Sanktionen blieben bislang aber
       aus.
       
       „Wir sehen den Status unserer Streitkräfte in der Türkei als Symbol für
       unser jahrzehntelanges Engagement, mit unserem Nato-Verbündeten und
       strategischen Partner Türkei zusammenzuarbeiten und ihn zu verteidigen“,
       sagte ein Pentagon-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur in Washington.
       
       „Das Ministerium ist bestrebt, diese Beziehung zu bewahren und die Türkei
       gleichzeitig zu ermutigen, eine konstruktivere Politik zu verfolgen, was
       S-400, Syrien und andere Bereiche angeht, in denen es
       Meinungsverschiedenheiten gibt.“
       
       Das Verhältnis zwischen den Nato-Partnern ist auch angespannt, weil nach
       dem Repräsentantenhaus auch der US-Senat die [3][Massaker an den Armeniern
       im Osmanischen Reich als Völkermord anerkannt] hat.
       
       Eine entsprechende Resolution war am Donnerstag verabschiedet worden. Die
       Türkei protestierte scharf. Erdogan sagte am Sonntag, es handele sich um
       eine politische Entscheidung, die inakzeptabel sei.
       
       Während des Ersten Weltkriegs waren Armenier systematisch verfolgt und
       unter anderem auf Todesmärsche in die syrische Wüste geschickt worden.
       Historiker sprechen von Hunderttausenden bis zu 1,5 Millionen Opfern.
       
       Die Türkei als Nachfolgerin des Osmanischen Reiches gesteht den Tod von 300
       000 bis 500 000 Armeniern während des Ersten Weltkrieges ein und bedauert
       die Massaker. Eine Einstufung als Völkermord weist sie jedoch strikt
       zurück.
       
       16 Dec 2019
       
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