# taz.de -- Sklaverei-Footprint: Ausbeutung durch Alltagskonsum
       
       > Mehr als 27 Millionen Menschen leben weltweit in Sklaverei. Eine Kampagne
       > zeigt jetzt, wieviel Ausbeutung hinter dem steckt, was wir täglich nutzen
       > und verbrauchen.
       
 (IMG) Bild: Moderne Formen von Sklaverei betreffen mindestens 27 Millionen Menschen - Frauen, Männer und Kinder.
       
       BERLIN taz | Mehr als 27 Millionen Menschen weltweit leben in Sklaverei,
       schätzt das US-Außenministerium in seinem Jahresbericht zum internationalen
       Menschenhandel. Mehr als doppelt so viele, wie während des transatlatischen
       Sklavenhandels aus Afrika entführt wurden.
       
       Die Nichtregierungsorganisation „Made In A Free World“ will diese Zahl
       konkreter machen: Auf ihrer Webseite „[1][Slavery Footprint]“ kann jeder
       selbst herausfinden, wieviele Sklaven für seine persönlichen
       Lebensgewohnheiten ausgebeutet werden.
       
       Als Sklave gilt, wer dazu gezwungen ist, ohne Lohn oder in direkter
       Abhängigkeit zu arbeiten und keine Möglichkeit hat, dieser Situation zu
       entgehen.
       
       ## Interessant sind die Produktionsketten
       
       Bei der Berechnung der „Sklaverei-Wahrscheinlichkeit“ werden die
       Produktionsketten gescannt, die hinter dem jeweiligen täglichen Konsum
       stehen. Die Informationen bezieht die NGO aus Berichten der US-Ministerien,
       der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, dem Korruptionsindex von
       Transparency International und dem Freedom House Index.
       
       Deutlich wird: In praktisch jedem Bereich des täglichen Leben spielen von
       Sklaven bearbeitete Rohstoffe oder Produkte eine Rolle – egal, ob es um
       Kleidung geht, um Lebensmittel, Kosmetikprodukte, Einrichtungsgegenstände,
       Schmuck oder um Smartphones, Tablets, Laptops.
       
       Dazu erfährt man Zahlen wie „1,4 Millionen Kinder wurden dazu gezwungen auf
       usbekischen Baumwollfelder zu arbeiten. Das sind mehr Kinder, als in ganz
       New York auf öffentliche Schulen gehen“. Das ganze Ausmaß der Situation in
       Usbekistan – wo während der Baumwollernte auch die Schulen geschlossen
       bleiben und per Gesetz alle Bürger, inklusive Kinder, zur Ernte
       verpflichtet sind – wird in diesem Rahmen allerdings nur angedeutet.
       
       ## Unterstützung durch die US-Regierung
       
       Eine Herausforderung für die Politik ist diese Seite nicht. Die Kampagne
       wird von der US-Regierung unterstützt und gibt sich systemkonform nach dem
       Motto: „Using the free market to free people.“
       
       Was sie leisten kann, ist, jungen Konsumenten einen Anstoß zu geben, den
       eigenen Konsum in Frage zu stellen. Wer am Ende des Fragebogens seine
       Sklaven zählt, wird mit den Worten „Du hast die Macht das zu ändern“
       ermutigt, die neuen Erkenntnisse zu nutzen. Statt Konsumverzicht oder
       Boykott empfehlen die Initiatoren den Besuchern der Seite, die Hersteller
       ihrer Lieblingsprodukte dazu aufzufordern, sauber und unter
       Berücksichtigung von internationalen Arbeitsstandards zu produzieren. Oder
       mit einer Spende die Befreiung von Kinder-Sklaven in Ghana zu ermöglichen.
       
       12 Jun 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://slaveryfootprint.org/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Julia Lauter
       
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